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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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aber so wird es berichtet.«
    »Und sie hat ihn immer noch selbst?«
    »Meinen Quellen zufolge hat sie ihn bis jetzt noch niemand anderem verliehen.«
    »Wer sind deine Quellen, Daniel? Sie scheinen besser zu sein als meine – auf jeden Fall schneller.«
    »Das ist ein anderes Thema. Worauf es ankommt, ist, dass Oxford – und mit ihm alle gemäßigten Torys – rausgeflogen sind. Somit hat die Königin heute alle Welt wissen lassen, dass sie Bolingbroke und die Jakobiten favorisiert. Sie hat Ereignisse in Gang gesetzt, die zur Aufhebung des Act of Settlement, zur Ablehnung des Hauses Hannover und zu einem katholischen König führen.«
    »In ihren Träumen«, korrigierte Isaac ihn. »In Wahrheit wird Großbritannien schneller einen zweiten Bürgerkrieg als einen papistischen König haben.«
    »Natürlich. Nun schau dir mal Bolingbrokes Position an. Er hat die Königin für sich eingenommen und im selben Augenblick einen unumstrittenen Einfluss auf die Torys und damit auch auf das Parlament gewonnen. Sein nächster Schachzug wird darin bestehen, mit den Whigs, seiner einzigen noch verbliebenen Opposition, zu verhandeln.«
    »Warum sollte er sich die Mühe machen?«, fragte Isaac. »Ich würde meinen, dass er in seiner jetzigen Position die Bedingungen vorschreiben kann.«
    »Schau dir das Gut von Sir John Oldcastle an«, lautete Daniels Antwort. Sie waren nämlich an einem offenen Gelände angekommen, wo ihr Blick über eine Wiese hinweg, auf der Heu gemacht wurde, bis zu einem Anwesen jenseits der Hauptstraße reichte, das aus ein paar stattlichen alten Gebäuden am südlichen Ende und einem kleinen, bewaldeten Wildgehege bestand, das sich vielleicht zweihundert Ellen weit nach Norden erstreckte, wo es die Hänge eines kleinen rundlichen Hügels bedeckte. Daniel lenkte Isaacs Aufmerksamkeit auf den Hügel, der fast überall sonst in England unbeachtet und namenlos geblieben wäre. Hier in der sumpfigen Talaue der Fleet war er wirklich bemerkenswert. Von seiner Spitze aus konnte man hunderte von Ellen weit sehen! Und tatsächlich, auf seiner Spitze standen gerade drei Männer und erfreuten sich der Aussicht. »Was hältst du davon, Isaac? Sie erinnern mich an Beobachtungsposten auf einer Anhöhe oberhalb eines Schlachtfelds.«
    »Das ist sicherlich eine sehr romantische Vorstellung«, erwiderte Isaac, »aber in Wirklichkeit sind es wahrscheinlich Freunde oder Verwandte der alten Oldcastles, die einen Nachmittagsstreifzug durchs Unterholz genießen.«
    »Was? Durch diese ganzen Zelte, meinst du!«, entgegnete Daniel und deutete in das Wäldchen. Zu dieser Jahreszeit war das Laub zu dicht, um einen unverstellten Blick zu haben, aber ein aufmerksamer Beobachter mit scharfen Augen – Sir Isaac Newton zum Beispiel – konnte durch Lücken im Geäst gespannte Zeltleinwand und hier und da gesäumte Kanten, Zeltstangen oder an Pflöcke gebundenes Seil erkennen.
    »Nun ja, da ist ein Lager«, sagte Isaac, »vermutlich Landstreicher, die gekommen sind, um die Hinrichtungen zu sehen.«
    »Glaubst du wirklich, der Herr des Hauses würde Landstreichern Zutritt gewähren?«
    »Wie lautet denn deine Erklärung, wenn meine dir nicht gefällt?«
    »Das ist ein Militärlager. Aber keins von den Bataillonen der Königin. Folglich eine Milizarmee.«
    »Whigs oder Torys?«
    »Wie du dich erinnern wirst, war Sir John Oldcastle ein früher Protestant. Die Oldcastles von heute sind nicht so feurig wie er, haben aber immer noch dieselbe Tendenz.«
    »Gut. Dann ist es also eine Kompanie der Whig-Vereinigung«, sagte Isaac. »Ich habe davon gehört, muss aber zugeben, dass es noch einmal etwas anderes ist, sie in voller Stärke hier draußen am Rand von London zu sehen.«
    »Lass uns etwas weiter hinaufspazieren und sehen, was dort drüben um Merlins Höhle herum vor sich geht«, schlug Daniel vor, während er nach Norden über Felder hinweg auf eine weitere Ansammlung von Gebäuden und Bäumen in einer Viertelmeile Entfernung deutete. Ein gutes Stück kleiner, neuer und ärmlicher als das Anwesen der Oldcastles, war dieser Kurort in letzter Zeit rund um eine natürliche Höhle am Fuß der Erhebung entstanden, die letztlich nach Islington führte.
    Im Moment beherbergte er einige Männer, die aus der Stadt hierhergeritten waren. Obwohl man aus dieser Entfernung nicht sehr viel erkennen konnte, verriet die Art, wie sie mit ihren Pferden umgingen, dass sie allesamt junge und geschickte Reiter waren, die zu galanten und verwegenen Kunststücken

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