Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
nicht in unserer Macht liegen.«
    »Leicht gesagt«, entgegnete die Prinzessin. »Was kann ich in diesem Augenblick schon -«
    »Ihr könnt fliehen, und gut fliehen«, sagte Eliza. »Königliche Flucht hat Tradition. Elisabeth, Charles II., Ludwig XIV., die Winterkönigin, alle mussten zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens fliehen, und alle haben ihre Sache gut gemacht.«
    »James II. hat sie schlecht gemacht«, überlegte Daniel, wollte jedoch kein Miesmacher sein und schob hinterher: »Aber Ihr seid aus anderem Holz geschnitzt.«
    »Und im Gegensatz zu ihm hat die Prinzessin Freunde und einen Plan«, fügte Johann hinzu, »auch wenn sie es nicht weiß. Ich kann diesen Plan mit einem Wort ins Werk setzen. Ist das Eure Empfehlung, Dr. Waterhouse?«
    Das war nun eine ziemlich schwerwiegende Angelegenheit, die da auf Daniels Schultern gelegt worden war. In jungen Jahren hätte die Verantwortung ihn gelähmt. Doch seit er erfahren hatte, dass er eigentlich sowieso schon hätte tot sein sollen, fielen Entscheidungen ihm leichter. »Ja, auf alle Fälle«, sagte er. »Ihr müsst fliehen. Doch zuvor möchte ich noch mit Ihrer Gnaden reden, wenn der Plan es erlaubt.«
    Eliza lächelte. »Der Plan sieht vor, dass Johann und Caroline als Erstes ihre Kleider wechseln«, erklärte sie und entließ die beiden mit einem Lächeln und einem kurzen Zucken der Augenlider. Während Johann sich umdrehte, streckte er, ohne hinzuschauen, eine Hand hinter sich, worauf Carolines Hand in seine hinein fuhr wie ein Falke, der auf seine Beute niederstößt, und so begaben sie sich zur Tür, er mit großen Schritten und leicht nach vorne geneigt, sie schwebend und aufrecht, wie man es von einer Prinzessin erwartete. Als sie den Vorraum erreichten, begann Johann, verschiedenen Leuten, die sich innerhalb der Viertelstunde seit Daniels Eintreffen still hier versammelt hatten, auf Deutsch Befehle zu erteilen. Einer dieser Männer steckte Kopf und Arm zur Tür herein, bedachte Eliza mit einem achtungsvollen Nicken und Daniel mit einem funkelnden Blick und zog die Tür so fest zu, dass jedes Paneel in dem Raum ein mitfühlendes Knacken von sich gab.
    »Ihr seid allein mit mir«, bemerkte Eliza. »Ein von den Dichtern des Kit-Cat Clubb oft besungenes scenario .«
    Daniel lächelte. »Wenn sie davon singen, wird man mich mit Tithonus vergleichen, der ewiges Leben geschenkt bekam und in eine Grille verwandelt wurde.«
    »Als Trick«, sagte Eliza, »mag Eure Bescheidenheit nützlich sein. Ich kann mir vorstellen, wie sie auf jene wirkt, die jung und eitel sind und Euch nicht so gut kennen. Mir, die ich Euch besser kenne, ist sie unangenehm. Bitte sprecht geradeheraus, ohne mir zu schmeicheln oder Euch selbst herabzuwürdigen; wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Daniel holte tief Luft, wie ein Mann, der gerade mit eiskaltem Wasser übergossen worden war. Dann sagte er: »Ich bringe Euch Neuigkeiten, die Jack Shaftoe betreffen.«
    Jetzt war es an Eliza, nach Luft zu ringen. Sie kehrte ihm so rasch den Rücken zu, dass ihr Rocksaum wie eine Säge über seine Knöchel fuhr. Sie wich mehrere Schritte zurück, dann richtete sie sich auf einer Bank zwischen zwei der verborgenen Fenster ein. Daniel stand seitlich zu ihr, um nicht mit dem Blick auf der rötlichen Färbung ihres Gesichts zu verweilen.
    »Man hat mich glauben gemacht, Ihr verfolgtet ihn. Wie kann -«
    »Das tue ich auch, und ich werde ihn fassen«, sagte Daniel, »aber das hat ihn, diesen klugen Burschen, nicht daran gehindert, einen Weg zu finden, mir gewisse Worte in die Ohren zu legen, die eindeutig für Euch bestimmt waren.«
    »Und wie lauten diese Worte, Sir?«
    »Dass alles, was er in jüngster Zeit getan hat, aus Liebe zu Euch geschah.«
    »Das ist eine sehr seltsame Art, Liebe zu zeigen«, gab sie zurück. »Falschgeld für den König von Frankreich zu prägen und Leute in die Luft zu jagen.«
    »Eigentlich hat er niemanden in die Luft gejagt«, erinnerte Daniel sie, »und was den König von Frankreich angeht, würden manche darauf verweisen, dass er auch Lehnsherr von Arcachon ist.«
    »Danke für den Hinweis«, sagte sie. »Ist das die ganze Botschaft?«
    »Dass er Euch liebt? Ja, ich glaube schon.«
    »Also, wenn Ihr ihn fasst, könnt Ihr ihm meine Antwort geben«, sagte sie, während sie sich erhob, »und die lautet, dass die Entscheidung, die er an dem Kai in Amsterdam traf, zu denen gehört, die man nicht ungeschehen machen kann; und zum Beweis braucht man sich nur anzuschauen, was

Weitere Kostenlose Bücher