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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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einig. Aber Drake hat mich auch den Wert des Geldes gelehrt. Ich mag Geld vielleicht nicht so wie manch anderer, aber ich respektiere es. Und du?«
    »Ja, Daniel, glaubst du wirklich, ich hätte den Lukasischen Lehrstuhl für Mathematik am College of the Holy and Undivided Trinity nur aus Interesse an der Numismatik gegen die Leitung der Münze getauscht?«
    »Gut gekontert«, sagte Daniel. »Da wir uns einig sind, liegt es in unser beider Interesse, Jack weiter zu verfolgen. Lass uns jetzt wieder zu den anderen nach hinten gehen.«
    Während Daniel und Isaac miteinander gesprochen hatten, war noch ein weiterer neuer Gast von der Gasse aus hereingekommen und hatte sich zu der Gruppe im Hinterzimmer gesellt. Er war ein sehr, sehr unterwürfiger Mann, in seiner Haltung so gekrümmt, so geduckt, dass man hätte meinen können, Fellows der Royal Society hätten ihm in der Gasse aufgelauert und die Schlüsselbeine herausoperiert. Er knetete seinen Hut, damit seine Hände nicht zitterten. Er stank, und im Gegensatz zu vielen anderen wusste er das genau. Dennoch klopfte Mr. Threader ihm auf die Schulter, als wäre er ein Lieblingsneffe, dem gerade der Anwaltseid abgenommen wurde. »Darf ich vorstellen: Mr. Marsh!«, verkündete Threader. »Mr. Marsh war schon einmal Gegenstand von Beratungen des Clubs.«
    »Diese Beratungen habe ich vergessen«, gestand Daniel, »und manche von uns haben sie erst gar nicht mitbekommen.«
    »Höllenmaschinen brauchen Phosphor«, erklärte Threader, »und Mr. MacDougall hat uns bereits von der großen Bestellung berichtet, die er vor kurzem über selbigen aufgegeben hat. Sie wird in den kommenden Wochen dafür sorgen, dass eine gewaltige Menge Urin eingekocht wird.«
    »Das haben wir bei unserem Treffen vor zwei Tagen besprochen«, erinnerte Daniel ihn, »aber wer ist Mr. Marsh?«
    »Als der Club das letzte Mal versuchte, den Urinfluss von der Stadt aufs Land nachzuvollziehen, haben wir den inzwischen berüchtigten Monsieur Arlanc dazu abgeordnet, sich die Fäkalienkutscher am Fleet Ditch genau anzuschauen. Er lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die traurige Geschichte eines bestimmten Fäkaliensammlers, der aus ungeklärten Gründen seine Ladung hinaus nach Surrey gefahren hatte. Dort stieß er mit ein paar jungen Burschen zusammen, die sich durch den Gestank seines Gefährtes so beleidigt fühlten, dass sie ihre Schwerter zogen und auf der Stelle sein Pferd erschlugen, womit sie den armen Mann seiner Lebensgrundlage beraubten. Henry Arlanc behauptete, er habe den unteren Fleet flussauf- und flussabwärts Nachforschungen über den Verbleib dieses Unglückseligen angestellt, worauf man ihm versichert habe, er sei zu seiner weit entfernt lebenden Familie gegangen, um hinfort dort zu wohnen.«
    »Jetzt erinnere ich mich«, sagte Daniel. »Wir haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und diese Spur nicht weiter verfolgt.«
    »Arlanc hat gelogen«, erklärte Mr. Threader. »Nachdem er in Ketten abgeführt worden war, habe ich mich gefragt, ob wir seinen Schilderungen in Bezug auf den Fäkalienkutscher Glauben schenken sollten, und selbst Nachforschungen angestellt. Um die Wahrheit herauszufinden, bedurfte es nur einer sehr geringen Anstrengung: Der Fäkalienkutscher war mitnichten aus der Stadt geflohen, nachdem er sein Pferd verloren hatte, sondern in den Dienst eines anderen Mannes in derselben Branche getreten und Nacht für Nacht am Ufer des Fleet anzutreffen. Gestern Abend habe ich ihn gefunden. Ich darf Euch Mr. Marsh vorstellen.«
    Darauf ertönte von allen Seiten leichter Applaus – für Mr. Marshs Ohren allem Anschein nach kein vertrautes Geräusch.
    »Was ich Euch die ganze Zeit fragen wollte, Mr. Marsh«, sagte Orney. »Was hat Euch in der Nacht, als Euer Pferd getötet wurde, bloß dazu bewogen, Eure Ladung nach Surrey zu fahren?«
    »Ich sollte bezahlt werden, Chef«, antwortete Mr. Marsh.
    »Von wem?«
    »Von bestimmten Leuten in der Gegend, die manchmal für Pisse Geld bezahlen.«
    »Wer sind sie, und wo wohnen sie?«
    »Das weiß keiner, Chef.«
    »Aber wenn Ihr ihnen Urin bringt und sie Euch dafür bezahlen, wie könnt Ihr es dann nicht wissen?
    »Man fährt seinen Wagen um Mitternacht zu einer bestimmten Kreuzung und bindet sich was vor die Augen. Wenn sie sehen, dass man die Augen verbunden hat, kommen sie aus ihrem Versteck und setzen sich neben einen auf den Kutschbock, sagen aber keinen Ton. Dann kutschieren sie eine Stunde lang oder noch länger im Kreis rum und auf

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