Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson

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und ab und hin und her, und am Ende hat man keine Ahnung mehr, wo man ist. Schließlich kommt man an einen Ort, wo der Wagen geleert wird. Dann fahren sie einen auf demselben verschlungenen Weg wieder zurück an den Ausgangspunkt. Ein Beutel mit Geld liegt auf dem Sitz neben einem.«
    Stille trat ein, während Mr. Marshs eigenartige Geschichte nachwirkte. Dann ergriff Newton das Wort: »Euer Pferd ist tot. Aber was ist aus Eurem Wagen geworden?«
    »Der steht noch in Surrey, Chef.«
    »Dann sollten wir ihn holen und – Dr. Waterhouses Zustimmung vorausgesetzt – in den Hof der Technologischen Wissenschaften bringen, um ein paar Reparaturen undVeränderungen vorzunehmen«, sagte Isaac. »Ich habe eine Idee.«

Orneys Werft, Rotherhithe
    MORGEN DES 13. AUGUST 1714
    Daniel traf früher ein als die meisten anderen und setzte sich auf einen Ballen Werg aus Bridewell. Es war kein schlechter Platz, um auf die anderen Mitglieder des Clubs zu warten. Der Tag war vollkommen. Später würde es heiß werden, aber im Moment war sein Anzug für den warmen Sonnenschein und die leichte Brise vom Fluss her genau das Richtige. Vor ihm lagen drei große mit Fett bestrichene Rampen, die in die Themse abfielen. Sie waren ihrer Last – der Kriegsschiffe des Zaren – ledig und bereit für neue Projekte. Am oberen Ende des mittleren Weges stand einer von Orneys Schiffsbauern. Als er sich ein paar Minuten lang nicht bewegte, dachte Daniel schon, ihm sei etwas zugestoßen. Doch dann verlagerte der Mann sein Gewicht, hob ein klein wenig den Kopf und erstarrte für ein paar Sekunden, um danach die Schultern hochzuziehen und das Kinn fast bis aufs Brustbein sinken zu lassen. Da begriff Daniel, dass der Mann nachdachte. Und es war kein zielloses Tagträumen, sondern eine Art von Arbeit. So wie manche Leute Schiffe in Flaschen bauten, so baute dieser Mann eins in seinem Kopf; und wenn Daniel die Ausdauer besessen hätte, einige Wochen oder Monate auf seinem Ausguck zu verharren, nun, dann hätte er sehen können, wie die Vorstellung im Kopf des Schiffsbauers allmählich Form annahm. In einem Jahr würden Männer darauf in See stechen! Das fand Daniel wunderbar. Er beneidete den Schiffsbauer. Nicht nur, weil er ein jüngerer Mann war, sondern auch, weil er hier ganz allein in aller Ruhe etwas Neues schaffen konnte und sich durch eigenes Geschick oder göttliche Gnade insgesamt in eine einfachere und angenehmere Geschichte eingesponnen zu haben schien als diejenige, die durchzuspielen Daniel verdammt war.
    Dieses Intermezzo auf dem Wergballen genoss er so sehr, dass er eine deutliche Anwandlung von Ärger unterdrücken musste, als das tick, tick, tick eines ganz bestimmten näher kommenden Wagens hörbar wurde. Der Schiffsbauer – dieser Glückliche – hatte die Freiheit, es zu ignorieren. Daniel dagegen musste darauf reagieren.
    Der Wagen bestand aus einem großen stinkenden Fass, das in einen niedrigen, mit Rädern versehenen Kasten eingebaut war. Auf einer Bank aus zwei Brettern saß in gekrümmter Haltung ein Mann, der die Zügel einer einzigen apathischen Mähre in der Hand hielt. Er lenkte das Fuhrwerk hinunter in die Mitte von Orneys Werft, lehnte sich dann zurück und ließ den Kopf schlaff herabhängen. Mitglieder des Clubs strömten aus verschiedenen Ecken der Werftanlage zusammen, wo sie Pfeife geraucht, gekegelt, sich unterhalten oder sich ihrer überaus wichtigen Korrespondenz gewidmet hatten.
    Als Mr. Marsh – denn es war niemand anderer als er – sich so weit von seiner Erschöpfung erholt hatte, dass er die Augen aufmachen und sich umschauen konnte, sah er sich von den meisten der Möchtegern-Verfolger umgeben, die er neun Tage zuvor im Kit-Cat Clubb kennengelernt hatte. Der Einzige, der fehlte, war Kikin. Aber Kikins Leibwächter war da, ebenso wie Saturn. Diese beiden hockten sich neben den Wagen und machten sich mit Brechstangen ans Werk. Ein anderer Mann in seiner Lage hätte vielleicht Einwände dagegen erhoben, dass man seinen Wagen auseinandernahm, während er noch darauf saß, aber Mr. Marsh schien mittlerweile alles egal zu sein. Von der flachen Unterseite des Wagens wurden Bretter entfernt; Saturn stand auf und warf sie auf die Ladefläche, während der große Russe vorsichtig eine geschmuggelte Ladung aus einem verborgenen Hohlraum herauszog. Die sah auf den ersten Blick wie ein Stoffballen aus. Doch schon bald entsprossen ihm Extremitäten, und er begann sich zu strecken, zu winden und zu beschweren. Der