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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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übergab er natürlich zuvor einem der Regenten Seiner Majestät die Siegel seines bisherigen Amtes. Mir fiel das Vorrecht zu, sie aufzufangen, als sie ihm aus den schweißigen, zitternden Händen glitten, und nun präsentiere ich sie Eurer Königlichen Hoheit. Sie sind Euer Familienbesitz. Ihr könnt sie mit nach Hannover nehmen oder -«
    »Hier werden sie von wesentlich größerem Nutzen sein«, meinte Caroline. »Ihr und die anderen Regenten werdet auf sie aufpassen, nicht wahr?«
    »Wir werden es als eine Ehre und ein Privileg betrachten, Hoheit.«
    »Schön. Da nun Bolingbroke von der Bühne abgetreten zu sein scheint, möchte ich, dass diese hier beiseitegelegt werden, und dann würde ich gerne mehr über Jack Shaftoe erfahren. Hat er gekämpft?«
    Der Butler trat zurück, legte die Siegel auf einen Bibliothekstisch in Daniels Nähe und ging unter Verbeugungen rückwärts aus dem Raum. Das gab Newton etwas Zeit, eine Antwort zu formulieren. Isaac, der sich bis jetzt Mühe gegeben hatte, unverzüglich auf jedes Wort und jede Geste der Prinzessin zu reagieren, zögerte einen Moment, ehe er antwortete. Daniel betrachtete forschend sein Gesicht und meinte einen Schauer des Triumphs darin zu entdecken – für einen Puritaner eine seltene Nachsicht gegen sich selbst. Er saß zur Rechten der Prinzessin von Wales und erzählte ihr die Geschichte, wie er den Erzschurken Jack den Falschmünzer gefasst hatte, und als Tüpfelchen auf dem i waren die Siegel seines schlimmsten Verfolgers als eine Art Trophäe hereingebracht worden. Nur Bolingbrokes Schädel auf einem Stecken hätte ihm eine noch vollkommenere Befriedigung verschaffen können.
    »Gekämpft? Nein. Den Aussagen der Büttel zufolge, die ihn festgenommen haben, täuschte er sogar eher so etwas wie Langeweile vor.«
    »Langeweile?«
    »Ja, Hoheit, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass er dabei war, in eine Falle zu gehen.«
    »Ist er denn jetzt im Tower von London?«
    Isaac konnte nicht verhindern, dass sich ein herablassendes Lächeln auf seinem Gesicht breitmachte. »Da Mr. Shaftoe ein Verräter ist, und noch dazu ein bedeutender, nimmt Eure Königliche Hoheit zu Recht an, dass man ihn im Tower festhalten wird. In diesem Fall liegen jedoch mildernde Umstände vor, die eine weniger übliche Unterbringung verlangen. Vor ein paar Monaten hat sich Jack der Falschmünzer mit seiner Bande in einem ausgeklügelten coup de main des Tower-Komplexes bemächtigt. Das wurde vertuscht, weg erklärt. Tatsache ist aber, dass er es getan hat, woraus wir schließen können, dass er unter den Leuten, die dort hausen, viele Helfershelfer hatte und hat und dass er die Geheimnisse dieses Ortes nur zu genau kennt. Die tatsächliche Kontrolle über den Tower obliegt nach wie vor Charles White, Hauptmann der King’s Messengers, und der ist ein alter Kumpan von Bolingbroke.«
    »Ich hätte gedacht, die Regenten hätten für eine solche Position vielleicht einen anderen Mann gefunden«, sagte Caroline und wandte ihre Aufmerksamkeit Daniel zu.
    »In England werden solche Veränderungen nicht leicht oder schnell vorgenommen«, sagte Daniel, »und selten ohne Grund. Wir haben keine hieb- und stichfesten Beweise gegen Mr. White – wiewohl sich das ändern könnte -«
    »Falls Jack mit uns spricht und uns sagt, was er weiß«, schloss Newton.
    »Ich verstehe«, sagte Caroline, »ein weiterer Grund also, ihn aus dem Tower und aus dem Machtbereich von Charles White herauszuhalten. Aber wo ist er dann?«
    »Er ist im Newgate-Gefängnis«, antwortete Newton, »und andere aus seiner Bande sind im Fleet-Gefängnis. Wir haben es für das Beste erachtet, sie nicht alle zusammen in ein Gebäude zu stecken.«
    »In der Tat«, meinte Caroline, die leicht bestürzt wirkte. »Aber ist Newgate nicht ein sehr gewöhnliches Loch? Kann man ihn an einem solchen Ort überhaupt sicher verwahren?«
    »Newgate besteht aus mehreren Gefängnissen, die zu einem zusammengefasst wurden«, erklärte Daniel. »Der berüchtigtste Teil davon ist tatsächlich ein abscheuliches Verlies. Damit verbunden ist der Kelterhof und das Kastell, wo Standespersonen festgehalten werden, die sich das leisten können.«
    »Wir bezahlen die Gefängniswärter von Newgate, damit sie ihn dort in schweren Ketten in einer Wohnung halten«, ließ Newton sich vernehmen.
    »Kann Jack ihnen nicht noch mehr zahlen?«
    »Vielleicht. Aber wenn sie bei der heimlichen Vorbereitung seiner Flucht mitwirken, setzen die Gefängniswärter sich einer

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