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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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König-Georg-Guineen zu beginnen«, sagte Newton. »Seitdem habe ich – wie viele bezeugen können – keinen Fuß mehr in den Freibezirk des Tower gesetzt. Die Prägestempel, von denen dieser Wachsabdruck genommen wurde, habe ich nie gesehen. Und dennoch finden wir in dieser Hütte in Surrey – dem Besitz von Bolingbroke – den Abdruck und« – er nahm einen Metallzylinder, der an einem Ende ein eingraviertes Spiegelbild des Reliefs auf dem Wachs trug – »eine eigentlich vollkommene Kopie des Prägestempels, die dazu verwendet werden kann, falsche Guineen zu prägen! Dieser Beweis und die Aussage der Sachsen haben unsere Feinde in unsere Hände geliefert. Diejenigen, die – unter dem Kommando von Charles White – mit der Bewachung der Münze betraut sind, haben ziemlich offensichtlich konspiriert, um den Wachsabdruck zu machen und hierher zu bringen, wo wir Prägewerkzeuge gefunden und die Söhne von Jack Shaftoe auf frischer Tat ertappt haben. Und da ich darauf geachtet habe, die Münze nicht zu betreten, kann Bolingbroke mich nicht beschuldigen, hier die Hand im Spiel gehabt zu haben. Ich werde sie alle in Tyburn wiedersehen – und was diese Sachsen betrifft, so werden sie frei sein, nach Hause zu fahren, wenn sie uns bei unseren Ermittlungen geholfen haben.«
    Norman Orney – ein massiger, aber starker und von der Arbeit auf seiner Schiffswerft sogar agiler Mann – konnte den kleineren und schwächlichen Mr. Threader auffangen, bevor er auf dem Boden aufschlug.
    Mit der Hilfe eines der jüngeren Sachsen trug er Threader hinauf und hievte ihn dort auf ein Bett. Taschentücher wurden geschwenkt, Hände gerieben, Füße hochgelegt etc., und nach kurzer Zeit kehrte das Blut ins Gesicht des alten Geldmaklers zurück, und er kam wieder zu sich. Doch ihm wäre ganz offensichtlich lieber gewesen, dem wäre nicht so.
    »Oh, Sir Isaac«, lamentierte er und fing an, wild fuchtelnd Halt zu suchen. »Helft mir auf«, sagte er dann zu niemand Bestimmtem.
    »Ich glaube, Ihr solltet liegen bleiben«, sagte Daniel.
    »Der Moment ist da, von dem ich immer gebetet habe, er möge nie kommen«, sagte Threader. »Ich muss niederknien und Sir Isaac Newton um mein Leben anflehen – oder, wenn das nicht geht, um einen ehrenvollen Tod – oder wenigstens einen schnellen.«
    »Dann gesteht Ihr also geheime Absprache mit den Falschmünzern?«, sagte Isaac und war dabei genauso gelangweilt wie die anderen verwundert.
    »Ihr habt es schon vor einer Ewigkeit herausgefunden, nicht wahr, Sir Isaac? Ja. Geheime Absprache mit den Falschmünzern. Mit dem Falschmünzer. Am Anfang, wohlgemerkt -«
    »- sah es nach nichts aus«, unterbrach ihn Isaac und wedelte mit der Hand, als verscheuchte er eine Wespe. »Verzeiht, aber hier höre ich den Auftakt zu einer langen, gut einstudierten Erzählung, für die ich keinerlei Geduld aufbringe. Je länger Ihr die Geschichte macht, umso allmählicher, unmerklicher und unschuldiger erscheint Euer Abstieg in … den Hochverrat .«
    Threader schnellte empor, soweit das einem flach auf dem Rücken liegenden Mann möglich war.
    »Aber gleichgültig, wie sehr Ihr das Ganze in die Länge zieht, der Anfang und das Ende sind gleich, oder?«, fuhr Isaac fort. »Am Anfang verfallt Ihr in die scheinbar harmlose Gewohnheit, Guineen zu wiegen und diejenigen auszusortieren, die nur geringfügig schwerer sind. Am Ende seid Ihr gründlich von Jack dem Falschmünzer kompromittiert worden. Er hat seine Agenten in Eurer Umgebung platziert – er besitzt Euch so vollkommen, dass er in der Hoffnung, den Münzmeister in der Royal Society umzubringen, sogar eine Höllenmaschine in Eurem Gepäckwagen unterbringen konnte.«
    »Oh, Sir Isaac, davon wusste ich nichts!«
    » Das glaube ich Euch sogar. Jack hatte keinen Grund, Euch zu warnen – im Gegenteil. Aber selbst wenn die Angelegenheit der Höllenmaschine außer Betracht bleibt, seid auch Ihr des Hochverrats schuldig!«
    »Aber was ist, wenn ich aussage? Bringt mich vor einen Richter, Sir Isaac! Kein Countertenor der Italienischen Oper hat je so gesungen, wie ich es tun werde!«
    »Ich brauche Euch nicht singen zu hören«, erwiderte Isaac. »Euer Angebot kommt zu spät. Ich habe auch ohne Eure Hilfe alles herausgefunden, was ich wollte.«
    »Und wenn ich Euch Jack, den Falschmünzer, bringen könnte?«, fragte Mr. Threader. Was Daniel und den anderen furchtbar aufregend vorkam, aber Newton lächelte nur dünn, wie ein Schachmeister, der die ganze Zeit gewusst hat, dass

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