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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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wurdet – eine unbeabsichtigte Folge der Heldentaten des Barons von Leibniz. Ihr seid nicht in der Verfassung für artige Diener. Bitte nehmt Platz.«
    »Du brauchst Freiherrn von Leibniz gar nicht scheel anzuschauen«, bemerkte eine andere Stimme aus der Ecke. Newton wandte den Kopf und sah Daniel Waterhouse, der sich in einen braunen, schwartigen Folianten vertieft hatte. » Ich war es und nicht der Baron, der Ihrer Königlichen Hoheit die Geschichte erzählt hat, und jedes Missverständnis, das ich bei ihr hervorgerufen haben könnte, sollte mir angelastet werden. Sicher, es geschieht nicht jeden Tag, dass ein deutscher Baron sich mit einer langen Stange über Sir Isaac Newton hermacht. Manch einer könnte versucht sein, daraus etwas zu konstruieren, aber mir ist genau dasselbe widerfahren, und ich habe ihm verziehen, ja, ihm gedankt.«
    »Was ich auch tue«, sagte Newton ohne Umstände und ließ sich dann – mit augenfälliger Steifheit – auf dem Stuhl neben Caroline nieder, den sie ihm anwies. Nun saß Caroline also in dem breiten thronartigen Sessel neben dem Globus, symmetrisch eingerahmt von Newton und Leibniz. Waterhouse strich an der schwach erleuchteten Peripherie herum, einem heimlichtuerischen Bibliothekar oder, wie die Dinge lagen, einem philosophierenden Butler gleich.
    Caroline brach das – überaus dicke und kalte – Eis mit Geplauder über die Londoner Ereignisse der letzten Tage. Entsprachen die Gerüchte der Wahrheit?
    Das war genau der richtige Eröffnungsschachzug gegenüber Sir Isaac, der sich nichts sehnlicher wünschte, als die neue Dynastie zu beruhigen, was das Münzwesen ihres Reiches betraf.
    »Jack Shaftoe ist unser!«, verkündete er. »In dieser Welt wird der Falschmünzer keine Münze mehr prägen.«
    »Wenn unsere Vorstellung von dieser Angelegenheit richtig ist«, sagte Caroline, »sind das tatsächlich Neuigkeiten von großer Tragweite, und ich wundere mich, dass ich nicht mehr darüber gehört habe.«
    »Aber, Eure Königliche Hoheit, ich wusste ja nicht, dass Ihr in London seid, bis ich über die Schwelle dieses Raumes trat – sonst wäre Eure Königliche Hoheit innerhalb einer Stunde nach Mr. Shaftoes Festnahme darüber in Kenntnis gesetzt worden.«
    »Das meinte ich gar nicht. Ich spreche von der Tatsache, dass wir aus der Grub Street nichts darüber gehört haben.«
    »Er wurde in das Hinterzimmer eines gewissen Clubs gebracht, der nur wenige Minuten Fußmarsch von hier entfernt liegt und in dem regelmäßig Torys verkehren – von denen viele, dessen dürft Ihr versichert sein, äußerst beschämt sind. Gewisse Whigs würden politisches Kapital daraus schlagen – und werden es in Kürze tun. Ich bin den meisten Männern dieses Clubs nicht gram und wollte sie nicht in Verruf bringen. Der wahre Schurke in dem Stück ist ein gewisser Lord der Torys, der eine Zeitlang erster Mann in England war -«
    »Ich weiß, wen Ihr meint.«
    » Er verdient durchaus Entlarvung und Schande, aber das ist nicht möglich, ohne das gesamte Königreich in große Verwirrung zu stürzen. Die Angelegenheit ist delikat -«, und hier blickte Isaac, für ihn untypisch, auf einen, der mehr darüber wissen musste: Daniel Waterhouse, Lord Regent.
    Daniel reagierte, indem er die Stimme in Richtung einer angelehnten Seitentür der Bibliothek erhob. »Bringt es herein«, befahl er.
    Die Tür wurde von einem unsichtbaren Diener aufgezogen. Ein anderer Diener, ein Butler, kam mit einem Tablett herein, das zum größten Teil von einem blauen Samtkissen bedeckt war. Darin eingebettet lagen zwei Metallblöcke, in die komplizierte kreisförmige Vertiefungen eingraviert waren und die wie große Medaillons zusammengeklappt werden konnten. Diese wurden zu der Prinzessin hinübergetragen, damit sie sie in Augenschein nehmen konnte; Newton und Leibniz warfen Seitenblicke darauf. »Es ist mir eine Ehre«, sagte Daniel, »Eurer Königlichen Hoheit die Siegel zu präsentieren, die vom Minister Seiner Majestät auf seiner offiziellen Korrespondenz verwendet werden. Bis gestern befanden sich diese natürlich im Besitz von Bolingbroke. Doch wie Eure Königliche Hoheit vernommen haben werden, hat Bolingbroke beschlossen, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen.«
    »Ja – in Frankreich «, kommentierte Caroline trocken.
    »Zuletzt wurde er auf dem Weg gen Süden gesichtet, mit einer Geschwindigkeit, die man sonst nur von Menschen kennt, die von hohen Kliffs gestoßen wurden«, bestätigte Daniel. »Als Mann von Ehre

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