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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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das Salomonische Gold genau dieser Schlüssel sein könnte – ich weiß es nicht, ehe ich nicht etwas davon untersucht habe.«
    Daniel lächelte. »Du bist, wie es scheint, unendlich geduldig, außer da, wo es um das Salomonische Gold geht. Es ist schon lustig. Von uns dreien bin ich der Einzige, der davon überzeugt ist, dass er bald sterben wird – ihr beide, Isaac und Gottfried, hingegen glaubt an das ewige Leben. Warum handelt ihr nicht eurer Überzeugung gemäß und einigt euch darauf, die Diskussion in ein paar Jahrhunderten oder wann immer genügend Daten vorliegen, um diese Streitfragen auf philosophischem Wege zu klären, wieder aufzunehmen?«
    Was in gewisser Weise ein billiger Trick war – er brachte sie in Zugzwang, indem er die Aufrichtigkeit ihrer religiösen Überzeugungen in Frage stellte. Aber Daniel war erschöpft; er erkannte, dass die Sache zum Scheitern verurteilt war, und wollte sie nur noch zu Ende bringen.
    »Einverstanden!«, sagte Leibniz. »Es ist eine Art Duell – ein philosophisches Duell, das nicht mit Waffen, sondern mit Gedanken ausgefochten wird, zu einer Zeit und auf einem Feld, deren Bestimmung noch aussteht. Ich bin einverstanden.« Und er streckte Isaac die Hand entgegen.
    »Dann werde ich Euch auf diesem Feld erwarten, Sir«, erwiderte Newton. »Wiewohl ich aufgrund unserer so unterschiedlichen Philosophien eigentlich nicht davon ausgehe, dass wir beide uns dort aufhalten können, denn einer von uns muss sich irren.« Er schüttelte Leibniz die Hand.
    »Jeder Duellant braucht einen Sekundanten«, sagte Leibniz. »Vielleicht wird Daniel diese Funktion für uns beide übernehmen.«
    Daniel schnaubte. »Isaac mag ja glauben, ich wäre wiederauferstanden, aber ich hätte nicht gedacht, dass Ihr solchen Vorstellungen anhängt, Gottfried. Nein, wenn Ihr Sekundanten braucht, gibt es doch wohl unzählige unsterbliche Personen, die bereit sein werden, zum vereinbarten Datum zu erscheinen und Eure Mäntel zu halten: Für Euch, Gottfried, wäre das Enoch Root, und für dich, Isaac, der alte Jude, der für den Zaren arbeitet und sich Salomon nennt.« Und er nahm nicht die rechte Hand aus der Tasche, um ihnen die Hand zu schütteln, denn der Ring fühlte sich schrecklich schwer und auffällig an, und Daniel hatte die entsetzliche Phantasie, Gottfried und Isaac würden ihn plötzlich als das erkennen, was er war, und sich umstandslos darauf stürzen.
     
     
    »Oje, mein Schwiegervater ist schrecklich böse mit mir«, verkündete Caroline, »jedenfalls, wenn ich seinen Brief richtig verstanden habe.« Sie hatte ihn dreimal durchgelesen, und Johann und Eliza hatten ihr dabei zugeschaut. Leicester House hallte von donnernden und schleifenden Geräuschen wider: dem Lärm, der vom Ordnen und Packen des königlichen Gepäcks herrührte.
    »Seit ich behauptet habe, zu diesem Schloss abzureisen, um mich von den seelischen Erschütterungen im Juni zu erholen, ist so viel Zeit vergangen und so viel geschehen, dass mir völlig entfallen war, dass Seine Majestät mich zurückerwartet. Inzwischen scheint er herausgefunden zu haben, wo ich bin.«
    »Vermutlich hat ihm kurz nach unserem kleinen Abenteuer auf der Themse irgendein Kundschafter Bericht erstattet«, bemerkte Johann. Das hatte er auf knappe, düstere Weise gesagt und dabei seinen Kopf auf die Fingerspitzen gestützt – vielleicht hatte er sich aber auch nur selbst massiert. Für Caroline bedeutete diese Zurechtweisung durch den König von England und Kurfürsten von Hannover vielleicht nicht mehr als einen alltäglichen Familienkrach, aber für ihn sah die Sache ganz anders aus.
    »Also gut«, sagte Caroline, »dann geht’s also jetzt zurück nach Hannover.«
    »Richtig!«, sagte Johann, stand auf und stürmte hinaus. Wenn irgendjemand die Kühnheit besessen hätte, ihn aufzuhalten und nach dem Grund dafür zu fragen, hätte er behauptet, etwas ungeheuer Praktisches und Wichtiges zu tun zu haben. Aber sowohl Caroline als auch Eliza war vollkommen klar, dass er in Wirklichkeit so aufgewühlt war, dass er verrückt geworden wäre, hätte er auch nur einen Moment länger bei ihnen gesessen und geredet.
    »Auf nach Hannover«, wiederholte Caroline, »aber nur, um in ein paar Wochen zurückzukehren! Hier steht, Seine Majestät habe die Absicht, Ende September nach England zu kommen. Gesetzt, der Prinz von Wales und ich sollen ihn begleiten, heißt das, ich werde, kaum in Hannover eingetroffen, schon wieder die Rückreise hierher antreten

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