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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Kunstwerke, um Eure Wände zu schmücken? Navigationsinstrumente, damit Ihr den Weg zuück nach Boston findet? Bauzeichnungen? Astronomische Beobachtungen? Pläne für Flugmaschinen? Exemplare exotischer Pflanzen und Tiere? Optische Geräte? Chemische Rezepte? Kartographische Neuerungen?«
    »Verzeiht mir, Sir Christopher, meine Angelegenheiten verzweigen und vervielfachen sich von einem Tag auf den anderen, ich bin gezwungen, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, und so fällt meine Antwort nicht so klar aus, wie sie sein könnte. Fast alles wird dem Ziel dienen, das ich bereits erwähnt habe, das heißt, den werdenden Gelehrten Russlands Stoff zum Nachdenken geben. Was meine eigenen Zwecke angeht, so benötige ich alles, was mit Maschinen zu tun hat.«
    »Ich habe gehört, Ihr seid Mitglied des Aufsichtsrates der Eigentümer -«
    »Nein. Es ist nicht deswegen. Mr. Newcomens Maschine ist ein riesiges, abscheuliches Stück Eisenkram, und um sie herzustellen, braucht er keine Hilfe von meiner Seite. Ich denke an kleine, präzise, raffinierte Maschinen.«
    »Ich nehme an, Ihr meint kleine, präzise, raffiniert konstruierte Maschinen.«
    »Ich habe das gemeint, was ich gesagt habe, Sir Christopher.«
    »Dann geht es also wieder um die Logikmühle? Ich dachte, Leibniz hätte sie vor – wie viel? – vierzig Jahren aufgegeben.«
    »Leibniz hat sie vor vierzig Jahren lediglich beiseitegelegt, damit er -« Hier verschlug es Daniel aus schierer Bestürzung über den Fauxpas, den er beinahe begangen hätte, einige Augenblicke lang die Sprache; er hatte sagen wollen: damit er das Kalkül erfinden konnte.
    Christopher Wrens Gesicht sah, während er diese um ein Haar vermiedene Gesprächskatastrophe betrachtete, wie die Totenmaske eines Mannes aus, der während eines angenehmen Traums im Schlaf gestorben ist.
    Schließlich sagte Wren fröhlich: »Ich entsinne mich, dass Oldenburg wütend war. Hat ihm nie verziehen, dass er sie nicht fertiggebaut hat.«
    Kurzes Schweigen. Daniel dachte etwas Unverzeihliches: Vielleicht hatte Oldenburg recht gehabt, und Leibniz hätte die verdammte Maschine bauen und niemals widerrechtlich den heiligen Grund betreten sollen, den Isaac entdeckt und mit einer Mauer umgeben hatte. Er seufzte.
    Sir Christopher betrachtete ihn mit unendlicher Geduld. Es war, als teilte man sich die Kutsche mit einer korinthischen Säule.
    »Ich diene zwei Herren und einer Herrin«, begann Daniel. »Im Augenblick weiß ich nicht, was die Herrin von mir erwartet, also wollen wir sie außer Betracht lassen und uns meine Herren ansehen. Beides mächtige Männer. Der eine Fürst eines fernen Landes, ein Fürst alten Stils, aber mit neuen Ideen. Der andere eine neue Art von Fürst: ein Parlaments-Potentat. Ich kann beide zufriedenstellen, indem ich dasselbe Ziel erreiche: Bau einer Logikmühle. Ich weiß, wie man sie baut, denn ich denke seit zwanzig Jahren darüber nach und habe Probestücke gefertigt. Bald werde ich einen Ort haben, an dem ich sie bauen kann. Sogar Geld ist da. Ich brauche Werkzeuge und geschickte Leute, die damit Wunder wirken können.«
    »Hooke hat Maschinen zum Schneiden winziger Zahnräder und dergleichen ersonnen.«
    »Und er hat sämtliche Uhrmacher gekannt. In seinen Papieren könnten Namen stehen.«
    Wren war amüsiert. »Ach, es dürfte Euch nicht schwerfallen, Uhrmacher dazu zu bringen, mit Euch zu reden, nachdem Lord Ravenscar den Longitude Act erlassen hat.«
    »Das hängt davon ab, ob sie mich als Konkurrenten ansehen.«
    »Seid Ihr’s denn?«
    »Ich glaube, dass die Methode zur Bestimmung des Längengrades nicht darin besteht, bessere Uhren anzufertigen, sondern bestimmte astronomische Beobachtungen anzustellen -«
    »Die Methode der Mondentfernungen.«
    »So ist es.«
    »Aber diese Methode ist mit so viel Arithmetik verbunden.«
    »Also statten wir jedes Schiff mit einer arithmetischen Maschine aus.«
    Sir Christopher Wren lief rosig an – nicht weil er wütend oder peinlich berührt, sondern weil er interessiert war. Sein Verstand arbeitete eine Zeitlang. Daniel ließ ihn. Schließlich sagte Wren: »Die findigsten Handwerker, die ich je gesehen habe, waren nicht Uhrmacher – obwohl sie zugegebenermaßen sehr geschickt sind -, sondern diejenigen, die Orgeln bauen .«
    »Orgeln?«
    »Ja. Für Kirchen.«
    Daniel spürte etwas sehr Seltsames mit seinem Gesicht vorgehen: Er lächelte. »Sir Christopher, Ihr müsst mehr Orgelbauer beschäftigt haben als irgendwer sonst in der

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