Principia
Mündung des Geschützes, das er bald laden würde. Ihre Sekundanten standen seitlich von ihnen und passten auf, dass allen Regeln und Formalitäten Genüge getan wurde.
»Es ist vollkommen«, sinnierte White. »Dort drüben habe ich den Sieg über Newton und die Whigs errungen, denn eins steht fest: Die Münzprobe in einer Woche wird zu seinen Ungunsten ausfallen. Hier werde ich den Sieg über Euch erringen oder sterben; so oder so hätte es kaum besser kommen können.«
»Eins«, sagte Dappa und machte einen Schritt von ihm weg – und wenn es nur dazu diente, den Mann zum Schweigen zu bringen.
»Also gut. Eins«, sagte White und machte einen Schritt. Von da an zählten und schritten sie im Einklang. Und als sie ungefähr bei vierzig angelangt waren (denn ihre Schritte waren sehr groß), legten sie die Maske der Erhabenheit ab und machten sich emsig an den Haubitzen zu schaffen.
White wurde dabei von seinem Sekundanten unterstützt. Dappa nicht. Van Hoek stand mit dem Rücken zu der Haubitze, als wäre er ein frühmorgendlicher Wandersmann, der eine Pause einlegte, um den Anblick der niederen Gefilde des Tower Hill und des Pool auf sich wirken zu lassen. Als Dappa ihm einen bösen Blick zuwarf, leckte van Hoek an seinem Haken und hielt ihn dann in die Luft, als wollte er den Wind prüfen.
Dappa knuffte ihn in den Rücken. »Lasst das!«
»Schau mal, wie die da unten herumwuseln«, sagte van Hoek. »Sie haben keine Ahnung, was sie da tun.«
»Genau das beunruhigt mich.«
»In Kairo warst du viel gelassener«, erinnerte ihn van Hoek, »und ich war derjenige, der gereizt zugeschaut hat.«
»In Kairo hatte ich nichts zu verlieren!«, erinnerte Dappa ihn. Er hatte das Pulverfass in eine sichere Entfernung von der Haubitze gerollt und war jetzt dabei, mit einem Dolch den Mundpropf herauszustemmen. »Haben White und Woodruff ihr Fass weggerollt?«
»Ah, siehst du? Jetzt fragst du nach den Erkenntnissen, die ich gesammelt habe.«
»Ihr hättet sie sammeln und gleichzeitig etwas Nützliches tun können.«
»Stets zu Diensten«, sagte van Hoek und schlenderte ans hintere Ende der Haubitze. Er schaute am Rohr entlang und fasste dann das Ziel ins Auge. »Ja. Sie haben ihr Fässchen weggerollt. Aber nicht so weit, wie sie es hätten tun sollen.« Er hob einen Stein auf und schlug damit auf den Richtkeil unter dem hinteren Ende des Geschützes, um dessen Mündung leicht zu senken. »Glaubst du, dass wir die Erdumdrehung einberechnen müssen?«
Dappa überhörte diese Spitze geflissentlich. Er hatte eine langstielige Ladeschaufel mit Pulver gefüllt und führte sie nun in die Mündung ein. Der Durchmesser der Schaufel war deutlich kleiner als das Rohrkaliber. »An dieser Stelle werden sie voraussichtlich einen Fehler machen«, überlegte Dappa, während er weiterstocherte und versuchte, die Schaufel in eine engere, hinten im Rohr verborgene Kammer zu bugsieren. »Ich hoffe, sie laden ihr Geschütz bis zum Anschlag und jagen sich selbst in die Luft!«
»Das wäre unsportlich«, tadelte van Hoek ihn, während er mit seinem Haken um das Zündloch herum ein paar chemische Verkrustungen abkratzte. Wegen seiner Behinderung konnte er nur mit Mühe eine Granate hochheben, sodass diese Aufgabe Dappa zufiel, der eine Kugel in das Rohr steckte und sich dann daranmachte, sie mit einem Ladestock weiter hinunterzuschieben, während er aufmerksam hügelabwärts blickte.
»Das habt Ihr jetzt von Eurer Langsamkeit!«, erklärte er. Er und van Hoek hatten nämlich bemerkt, dass White mit einem Grinsen Feuer an das Zündloch einer geladenen und schussbereiten Haubitze hielt.
Eine Flammenwolke vom Ausmaß einer Dorfkirche erschien zwischen ihnen und ihren Kontrahenten, dann ging sie aus und war nur noch Rauch.
»Und das haben sie jetzt von ihrer tölpelhaften Eile«, sagte van Hoek.
Wie sowohl van Hoek als auch Dappa sofort klar war, hatten White und Woodruff das Geschütz überladen. Die Wucht der Zündung hatte die Granate im Rohr zerschmettert und sie dazu bewogen, eine Wolke von Schießpulver auszuspeien, von dem das meiste (zum Glück für sie) in der Luft verbrannt war.
Es gab nichts zu tun, bis die Rauchwolke über sie hinwegzog und ihnen den Blick auf White und Woodruff freigab, die benommen und schwer sonnenverbrannt aussahen. Dann legte van Hoek Feuer an das Zündloch. Die Haubitze entlud sich richtig, und da sie fast hinter ihr standen, konnten sie einen ganz kurzen Blick auf die Granate im Flug erhaschen. Sie
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