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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Isaac ist... unten«, sagte der Earl, den Blick nach unten auf die Türen des Templergrabs gerichtet, die offen standen, aber, soweit Daniel sehen konnte, unversehrt waren.
    »Wie habt Ihr sie aufbekommen?«, fragte Daniel.
    »Wir standen davor und erörterten die Anwendung von Gewalt, bis schließlich ein großer, kräftiger Mann auftauchte und das Schloss für uns öffnete.«
    Daniel empfahl sich und ging auf die Türen zu, ohne zwei verschiedenen Standespersonen Beachtung zu schenken, die ihn entdeckt hatten und wissen wollten, wie lange er schon da war.
     
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte Sir Isaac Newton.
    Das Templergrab war eine Blase aus warmem, öligem Rauch, denn es waren viele Kerzen und Laternen mit heruntergebracht worden. Der Dampf, der aus den Nasenlöchern von einem halben Dutzend Schaufel und Harke schwingenden Arbeitern entwich, und die feuchten Schwaden, die von all diesen Lichtern aufstiegen, kondensierten auf dem kalten Stein und Messing der Sarkophage und äderten sie mit kleinen Rinnsalen.
    »Lange genug«, blaffte Daniel. Hier gab es vieles, was dazu angetan war, ihn verdrossen zu machen, aber das Schlimmste war, dass Isaac, der ein so interessanter Mensch sein konnte, sich durch seine Beteiligung an diesen weltlichen Machenschaften einer solchen Geistlosigkeit hingab.
    Aber das alles diente ja dem himmlischsten aller Zwecke. Darauf musste Daniel sich immer wieder besinnen.
    »Bei diesem Kanonenduell, das gestern auf dem Tower Hill ausgetragen wurde, ging es auch darum, oder?«, versuchte Daniel es.
    »Darum und um die Flucht der Shaftoes«, gab Isaac zu. »Meine Zeugen haben es so an sich, zu verschwinden, wenn sie am dringendsten gebraucht werden. Jetzt ist nur noch Jack übrig.«
    »Du wirst nichts finden, wenn du diese armen Templer ausgräbst«, sagte Daniel. »Dir muss doch klar sein, dass das, was hier war, weggeschafft worden ist.«
    »Natürlich ist es das«, erwiderte Isaac, »aber wie du siehst, haben sich andere Mächte in die Angelegenheit eingeschaltet, und die bemerken nicht so schnell wie du und ich, was offenkundig ist.«
    Das klang beinahe wie ein Kompliment: Isaac, der sich hinunterbückte, um Daniel für einen Augenblick auf seine Ebene zu ziehen. Daniel war erst erfreut, dann misstrauisch.
    »Es ist alles Whites Schuld«, fuhr Isaac fort. »Ich bin ziemlich sicher, dass er sterben wollte – um sich dem Zugriff der Justiz zu entziehen. Die Art seines Todes kann er allerdings nicht vorausgesehen haben – und die hat sich zu meinen Gunsten ausgewirkt.«
    »Indem er die neue Regierung in eine Art Panik stürzte, meinst du?«
    Anstelle einer Antwort breitete Isaac die Hände aus und ließ den Blick über all die inbrünstig grabenden Männer schweifen. »Wenn sie es so leid sind wie ich, dieses Gewölbe hier zu durchwühlen, werden sie nach Bridewell weiterziehen, und wenn dort nichts gefunden wird, werden sie der Spur zur Bank von England folgen.«
    Daniel wusste, dass es eine Ergänzung zu diesem Satz gab, die gar nicht laut ausgesprochen werden musste: Es sei denn, du hilfst mir, indem du mir etwas von dem gibst, was ich brauche. Und einen Moment lang war Daniel bereit, einen Abstecher in die Bank zu machen und ein bisschen von dem Salomonischen Gold für den guten alten Isaac zu holen. Warum nicht? Salomon Kohan würde bemerken, dass etwas fehlte, und Peter der Große würde ärgerlich werden, aber vermutlich würde sich ein Weg finden, sie zu beschwichtigen.
    Dann ließ Isaac sich vernehmen: »Sie sagen, um die Flucht der Shaftoes aus der Haftkammer zu verschleiern, hätte ein alter Knacker den Pöbel betrunken gemacht und ihnen Lügengeschichten über vergrabenes Gold erzählt.«
    Das änderte schlagartig alles. Daniel erinnerte sich jetzt, welche guten Gründe es gab, an jedem Körnchen des Goldes festzuhalten: Die Leute wollten es, und es zu haben, gab Daniel die Macht, die er vielleicht brauchen würde. Außerdem fiel ihm die Absurdität der ganzen alchimistischen Weltsicht wieder ein. Deshalb sagte er nichts Wesentliches mehr, sondern empfahl sich, ging wieder nach oben ans Tageslicht und war eine Minute später bei der Herzogin von Arcachon-Qwghlm in der leeren Wohnung oberhalb dessen, was einmal der Hof der Technologischen Wissenschaften gewesen war.
     
    »Ihr hättet mich hier nicht alleinlassen dürfen«, sagte sie zu ihm.
    Irgendwie kam es Daniel nicht in den Sinn, dass sie sich über einen gesellschaftlichen faux pas beklagte. »Euer Gnaden?«
    Sie

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