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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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stand an einem Fenster, das auf den Hof hinausging, und sprach über die Schulter mit ihm. Er kam näher und stellte sich neben sie, aber so weit entfernt, dass die großen Tiere, die unten vorbeihasteten, sie nicht zusammen im Fenster sahen.
    »Etwas an dieser Investition hat mich beunruhigt, seit ich ihr zugestimmt habe«, fuhr sie fort.
    Wären diese Worte im Zorn gesprochen worden, hätten sie Daniel vielleicht dazu veranlasst, auf dem Absatz kehrtzumachen und bis nach Massachusetts zu rennen. Doch sie war verwirrt und ein wenig zerstreut, mit Ansätzen eines Lächelns auf den Lippen.
    »Es wurde mir klar, als ich aus diesem Fenster schaute«, erklärte sie. »Als ich Euren Hof der Technologischen Wissenschaften das letzte Mal sah, war er ein Basar des Geistes – all diese klugen Männer, jeder in seiner kleinen Werkstatt mit der Verfolgung seiner jeweiligen Interessen beschäftigt, aber immer wieder im Gedankenaustausch mit den anderen, wenn er sich eine Tasse Kaffee holte oder das stille Örtchen benutzte. Das schien sehr gut zu funktionieren, oder? Und da ich auf dieselben Dinge neugierig bin, habe ich mich davon locken lassen – ich gebe zu, das habe ich! Aber so verzaubert ich auch war, eine leise Stimme flüsterte mir doch immer zu, dass es, au fond , keine solide Geldanlage war. Heute nun kam ich her und stellte fest, dass alles weg ist. All die klugen Leute haben ihr Werkzeug zusammengepackt und sich aus dem Staub gemacht. Geblieben sind nur das Grundstück und das Gebäude, und dafür haben Eure Investoren zu viel gezahlt. Hier wird nur eine weitere vorstädtische Ladenzeile entstehen, die nicht mehr wert sein wird als die links und rechts davon.«
    »Was den Wert des Grundbesitzes angeht, stimme ich Euch zu«, sagte Daniel. »Heißt das, für Euch und Roger Comstock war das keine solide Investition?«
    »Ja«, sagte sie, wieder mit einem Lächeln, »das heißt es!«
    »In einem Rechnungsbuch mag das vielleicht stimmen -«
    »Das tut es, das könnt Ihr mir glauben.«
    »Aber Roger hat nie großen Wert auf reines Rechnungswesen gelegt, stimmt’s? Er hatte mehr im Sinn als bloßes Gewinnstreben.«
    »Das ist vollkommen richtig«, sagte Eliza. »Ihr missversteht mich. Auch ich habe viele Ziele, deren Wert nicht in Geld gemessen oder in einem Rechnungsbuch niedergelegt werden kann. Allerdings habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, sie im Kopf von solchen Projekten zu trennen, die für jeden Investor sinnvoll wären. Im Fall des Hofes der Technologischen Wissenschaften habe ich den Fehler begangen, beide miteinander zu vermengen. Das ist alles. Ich glaube nicht, dass man den quecksilbrigen Geist, der zwischen den Köpfen von Philosophen und ingénieurs zirkuliert, je besitzen kann. Es ist, als wollte man das elektrische Fluidum von Hauksbee in einem Eimer auffangen.«
    »Dann ist es also hoffnungslos?«
    »Ist was hoffnungslos, Dr. Waterhouse?«
    »Der Versuch, solche Projekte zu fördern, in sie zu investieren?«
    »O nein. Nicht hoffnungslos. Ich glaube, man könnte es durchaus tun. Ich habe beim ersten Mal einen Fehler gemacht. Das ist alles.«
    »Wird es ein zweites Mal geben?«
    Schweigen. Daniel versuchte es noch einmal. »Wie sieht dann die Abschlussrechnung aus? Selbst wenn ich keinerlei Interesse an der Angelegenheit hätte, müsste ich es wissen, da ich mit der Regelung von Rogers Nachlass befasst bin.«
    »Ach so, Ihr müsst wissen, was das alles wert ist«, sagte Eliza.
    »Ja, Euer Gnaden. Danke.«
    »Es ist genauso viel wert wie das Gebäude daneben. Dann könntet Ihr Ansprüche auf den Wert der Entdeckungen anmelden, die hier gemacht wurden. Durchaus denkbar. Wenn zum Beispiel in sechs Monaten ein Uhrmacher, der einmal hier Mieter war, eine Uhr baut, mit der er den Längengrad-Preis gewinnt, könnte Rogers Nachlassverwaltung Anspruch auf einen Teil des Geldes erheben. Allerdings wäre es vergebliche Mühe. Es würde nur Anwälte reich machen.«
    »Schön. Das werden wir abschreiben. Aber was ist mit der Logikmühle -?«
    »Ich habe gehört, dass in Bridewell die Kartenstanzorgeln herausgerissen und in den Fluss geworfen wurden.«
    »Dafür habe ich gesorgt. Aus Bridewell ist alles verschwunden.«
    »Und die Karten selbst -?«
    »Sollen nach Hannover verschifft werden und von dort zur Akademie des Zaren nach St. Petersburg.«
    »Somit verändern sie die Bilanz weder nach oben noch nach unten. Wonach fragt Ihr mich dann eigentlich?«
    Daniel war in gewisser Hinsicht erschrocken über die

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