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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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wettmachen.«
    »Ich hatte weniger das Gefühl, dass Ihr etwas beklagt , als dass Ihr den Tatsachen ins Auge seht«, bemerkte Daniel.
    »Ich verliere dauernd Geld«, beruhigte sie ihn. »Ich habe ziemlich viel in dieses Sklavereiprojekt gesteckt, und es steht noch ganz am Anfang – die Sklaverei abzuschaffen, wird mindestens so lange dauern wie der Bau einer richtigen Logikmühle, da bin ich mir sicher.«
    »Ach so, dann bin ich gar nicht schlechter als Ihr – nett von Euch, dass Ihr das sagt. Was werden Eure nächsten Schritte sein, wenn ich fragen darf?«
    »Soweit es diese Geldanlage betrifft? Die Verluste abschreiben, auflösen, was unzweckmäßig ist, und die Investition in das, was wirklich funktioniert, verdoppeln: die Maschine.«
    »Wenn Ihr es so formuliert, klingt es sehr vernünftig«, sagte Daniel, der sich aus irgendeinem Grund ziemlich erleichtert fühlte. »Übrigens wird die Maschine, wenn sie ein Erfolg wird, Eurer Sache dienen, indem sie die Nachfrage nach Sklavenarbeit verringert -«
    »Und Eurer«, ergänzte sie, »indem sie die Kraft für eine Logikmühle liefert. Jetzt fangt Ihr an zu begreifen.«
    »Wie Roger zu sagen pflegte, ist es gut, erziehbar zu sein.«
    »Ausgezeichnet!«, sagte sie und klatschte in die Hände. »Allerdings gibt es noch ein paar Einzelheiten, mit denen wir uns befassen müssen, bevor wir uns durch diese großen Vorhaben ablenken lassen, nicht wahr?«
    »Wir haben eine Möglichkeit, die Karten vor dem Zugriff von Männern dieser Spezies zu bewahren«, sagte Daniel und wies mit dem Kopf auf die Vertreter der Obrigkeit, die den Hof plünderten.
    »Das hatte ich vermutet. Ich dachte an Freitag.«
    »Am Freitag stehen zwei Dinge an: die Münzprobe und die Hinrichtungsprozession«, erinnerte Daniel sie. »Was von beidem meint Ihr?«
    Eliza hatte wieder einen Ansatz dieses wehmütigen Lächelns auf den Lippen. »Beides«, sagte sie nur, »denn sie sind zu einem geworden.«
    »Dann seid Ihr und ich zum selben Schluss gekommen«, sagte Daniel. »Es ist eine Sache zwischen Isaac und Jack, denn Jack hat höchstwahrscheinlich unedles Metall in die Pyx gelegt. Falls er das bezeugt, ist Newton entlastet, und die Währung ist nach wie vor in einem guten Zustand.«
    »Gäbe es irgendeine Möglichkeit, sowohl Newton als auch die Währung ohne diese Aussage von Jack zu retten?«
    »Wäre es nicht leichter, Jack zu einer Aussage zu überreden? Das hätte den zusätzlichen Vorteil, dass Jack vor der Hinrichtung bewahrt würde, vorausgesetzt, es käme eine Vereinbarung zustande -«
    »Das ist eine sehr fragwürdige Hypothese«, bemerkte sie, »und außerdem möchte ich nicht, dass er irgendeine derartige Vereinbarung trifft. Ich möchte, dass er am Freitag hingerichtet wird.«
    Daniel war von dieser unverblümten Aussage so perplex, dass er weiterredete wie ein Mann, der einen Kopfschuss bekommen hat, aber noch ein oder zwei Schritte geht, bevor er zusammenbricht. »Äh – nun – selbst wenn es das ist, was Ihr wollt – warum dann nicht eine Vereinbarung treffen, die ihm wenigstens eine rasche, gnädige Hinrichtung gewähren würde?«
    »Das ursprüngliche Urteil«, beharrte sie, »ist das, was ich am Freitag an Jack Shaftoe vollzogen sehen möchte.«
    »Dann -« Daniel blinzelte und schüttelte den Kopf, unfähig, ihre selbstgefällige Grausamkeit zu begreifen. »Ihr fragt mich, ob es für Newton eine Möglichkeit gibt, auch ohne Jacks Aussage bei einer Münzprobe zu obsiegen?«
    »Das frage ich Euch als Naturphilosophen.«
    »Ihr fragt mich also, ob die Münzprobe manipuliert werden kann!«
    »Guten Tag, Dr. Waterhouse; bis Freitag haben wir beide uns noch um viele Dinge zu kümmern«, sagte Eliza und verließ den Raum.

Die Kapelle, Newgate - Gefängnis
    24. OKTOBER 1714
    Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber gebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.
    Römer 12,1
     
     
     
     
     
    Englands weltliche Mächte waren noch nicht ganz fertig mit Jack Shaftoe. Sie hatten jedoch alles mit ihm gemacht, was im Rahmen ihrer Möglichkeiten lag, hatten ihn des schlimmsten aller Verbrechen für schuldig befunden, ihn ins schlimmste aller Verliese gesteckt, ihn zur schlimmsten aller Strafen verurteilt. Sie waren erschöpft. Ihr Racheschwert bedurfte der Schärfung mit einem Wetzstein, und ihr schrecklicher Köcher war leer. Deshalb hatten sie ihn den geistlichen Mächten des

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