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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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bis zu Daniels Tasche verfolgt und schnellte jetzt wieder nach oben, wo er auf Daniels Augen verharrte.
    »Und was wäre das, Isaac?«
    »Ich will es dir weniger geben, als deine Aufmerksamkeit darauf lenken«, berichtigte sich Isaac. »Dieses Zeug von Hooke. In Bedlam gefunden. Hier aufbewahrt. Für mich war es weder der günstigste... noch der ungünstigste Ort, um es mir anzuschauen. Seit Rogers … Tod … bin ich öfter hierhergekommen. Ich konnte mich einfach nicht meiner Arbeit widmen … wenn er sich in der Nähe aufhielt... weißt du... und alle möglichen Fragen stellte. Ich habe es sorgfältig studiert. Das Dokument, das bei der Überwachungsaktion eine Rolle spielte … letzten Sommer. Du weißt, welches ich meine. Hookes Bericht über einen Patienten... der nach einem Steinschnitt starb … und wieder zum Leben erweckt wurde … es gibt kein anderes Wort dafür... durch ein bestimmtes Rezept. Ein bemerkenswertes Dokument.«
    »Du hast als Köder für de Gex eine Fälschung davon angefertigt«, sagte Daniel, »aber -«
    »Aber ich bin noch einmal darauf zurückgekommen. In den letzten Wochen. Als meine Gesundheit nachließ. Und ich habe mir viele Notizen gemacht. Und interpretiert, was kryptisch war. Und klar niedergeschrieben, was Hooke – der kein Alchimist war – nicht verstanden hatte. Ich weiß, du hältst das alles für Blödsinn. Aber wenn du dich darum kümmern... und dafür sorgen würdest, dass es in die richtigen … Hände … kommt, wäre mir das ein Trost.«
    »Natürlich. Wo ist es denn?«
    »Rogers Bibliothek. Tisch vor dem Fenster. Oberste Schublade rechts.«
    »Ich werde es jetzt holen«, sagte Daniel, »und gleich in dein Haus bringen.«
    »Das ist gut«, sagte Isaac. »Bring es in mein Laboratorium. Leg es zum Rest.«
    »Zum Rest wovon?«, fragte Daniel. Es war jedoch ganz offensichtlich, dass er keine Antwort bekommen würde. Isaac zog Arme und Beine an, rollte sich auf einer Seite zusammen und fing an zu zittern wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kommt und den Drang, sich zu schütteln, nicht beherrschen kann. Daniel rief nach Catherine, und zusammen ordneten sie die Bettdecken und breiteten sie über Isaacs Körper.
    »Er hat mich gebeten, mich um einige Dinge zu kümmern«, erklärte Daniel, um sein Fortgehen zu rechtfertigen. »Ich werde den Rat benachrichtigen, dass Isaac unpässlich ist und der Münzprobe übermorgen nicht beiwohnen kann.«
    »Nein! Das dürft Ihr nicht tun!«, sagte Miss Barton und legte eine Hand auf Daniels Unterarm. Sie wusste nämlich sehr gut, dass ihre Worte so wirkungsvoll wie eine Musketenkugel in das Gehirn eines Mannes eindrangen, wenn sie ihn berührte, während sie mit ihm sprach.
    »Miss Barton«, sagte Daniel, »schaut Euch den armen Mann doch an! Er kann doch nicht -«
    »Onkel Isaac hat mir gesagt, er müsse unter allen Umständen bei der Münzprobe zugegen sein. Selbst wenn er tot sein sollte.«
    »Verzeiht, aber ist das Euer Ernst?«
    »›Selbst wenn ich tot sein sollte‹, hat er zu mir gesagt, ›dann stopfst du meinen Leichnam am Freitagmorgen in eine Sänfte und lässt mich zur Sternkammer bringen.‹ Und das, Dr. Waterhouse, ist genau das, was ich vorhabe.«
    »Nun, so Gott will, wird er noch am Leben sein«, sagte Daniel, löste sich behutsam aus Miss Bartons sanftem Griff und steuerte auf Rogers Bibliothek zu.

Newgate - Gefängnis
    28. OKTOBER 1714
    … der Ausrufer, dieses Vorspiel zum Henker, dieser Tusch vor einer verdammt traurigen Weise, foltert sie nachgerade mit seinen unmenschlichen Strophen, als wäre Männern in ihrer Lage nach unpassender Dichtung zumute; in der Nacht vor der Hinrichtung stellt er sich nämlich unter ihr Fenster und plagt sie mit der folgenden Serenade zur Melodie der Wirtshausglocke des Schwarzen Hunds.
     
    Memoirs of the Right Villanous John Hall , 1708
    Seit die Todesstrafe über ihn verhängt worden war, hatten die Gefängniswärter Jacks Wohnungstür verschlossen gehalten und bewaffnete Männer davor postiert, um sicherzustellen, dass das auch so blieb. Nicht ein einziges Mal hatten sie ihn in den guten alten Hund gehen lassen. Jacks einzige Verbindung zu der fröhlichen Gesellschaft dort unten hatte darin bestanden, dass er jede Nacht zur Sperrstunde die Glocke des Schwarzen Hunds hatte läuten hören. Dann, so hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, hob er ein Glas Porto, ausgewählt aus einer erklecklichen Sammlung von Flaschen, die Bewunderer im Laufe der vergangenen Woche zu ihm

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