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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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sagte Daniel, »kennen sie ja vielleicht auch die Redensart ›aller guten Dinge sind drei‹.«
    »Was habt Ihr im Sinn?«, fragte Dappa und musste dann unwillkürlich lächeln.
    »Aus dem, was Ihr gesagt habt, schließe ich, dass eine Reise bevorsteht?«
    »Wir werden hier Ladung aufnehmen. Dann geht’s nach Plymouth.«
    »Tatsächlich!«
    »Als wir Euch dort vor zehn Monaten an Land gesetzt haben, haben wir uns spontan auf ein kleines unternehmerisches Wagnis eingelassen, das noch nicht abgeschlossen ist. Zumindest müssen wir unbedingt dort einlaufen. Dann Richtung Süden nach Porto. Danach erwägen wir eine Atlantiküberquerung, in mildere Gefilde als diese hier.«
    »Und im Frühjahr wieder zurück nach London?«
    »Von London haben wir erst einmal genug, vielen Dank! Nein«, sagte Dappa lachend. »Wir fahren andersherum. Enoch Root drängelt uns schon lange, ihn auf die Salomon-Inseln zu bringen...«
    »Aber da fährt man von Boston aus einmal um die halbe Welt!«
    »Wir wissen, wo sie liegen«, sagte Dappa. »Sie liegen aber auf unserem Weg.«
    »Auf Eurem Weg wohin ?«
    »Queenah-Kootah, wo wir alte Freunde oder gegebenenfalls auch ihre Gräber besuchen wollen, und dann Malabar, wo wir eine Investorin haben, die, das darf man wohl sagen, allmählich etwas aufmüpfig wird. Sie wird sich weigern, ihren Gewinnanteil in Form eines Wechsels anzunehmen. Wir werden hinsegeln und am Ufer Goldbarren aufstapeln müssen.«
    »Unangenehm.«
    »Wenn wir in London Geschäfte machen, ja, dann würde ich sagen, es ist unangenehm. Wir fahren also hin, stapeln an ihrem Strand Gold auf, ich werde mit ihr schlafen, und mit der Zeit wird sie uns verzeihen.«
    »Und dann?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Euer Passagier zu den Salomon-Inseln war in Boston als mein Stellvertreter tätig«, sagte Daniel. »Er hat das Massachusetts Bay Colony Institut der Technologischen Wissenschaften aufgelöst, die Vermögenswerte liquidiert, die Gläubiger befriedigt und die Wirtshausrechnungen bezahlt. Bevor er sich zu den Antipoden verdrückt, sollte ich mich wirklich noch einmal mit ihm zusammensetzen und die Konten abgleichen.«
    »Dann müsst Ihr hinfahren , und zwar bald, denn ich kann Euch versichern, dass er nicht hierherkommen wird.«
    »Ihr sagtet, Ihr führet zuerst nach Plymouth -?«
    »Das habe ich gesagt.«
    »Ich habe auch in Südwestengland zu tun«, sagte Daniel. »Vielleicht könnte ich mich dort mit Euch treffen und ein Billett für die Überfahrt nach Hause bekommen?«
    »Vielleicht«, sagte Dappa. Über seine Unhöflichkeit selbst etwas erschrocken, beeilte er sich hinzuzufügen: »Oh, von mir aus ist das kein Problem. Aber nach dem hier wird van Hoek Fragen haben. Er wird wissen wollen, wo dieses vermaledeite Gold sich befindet. Ich werde Euch sagen, was eine zufriedenstellende Antwort wäre: weit, weit weg .«
    »Ich habe sogar noch eine bessere Antwort«, entgegnete Daniel, »die lautet: Ich weiß es nicht .« Er hob die Hände, als wollte er auf all die tausend Schiffe im Pool deuten, und dann wurde ein Achselzucken daraus.
    »Es ist unterwegs«, verstand Dappa. »Ihr habt es verschifft.«
    »Es hat sich aufgelöst«, sagte Daniel, »vermischt mit der Strömung der Themse, und es wird auf geheimnisvolle, aber zuverlässige Weise nach Hannover gelangen, so wie Stücke von Achten, als hätten sie einen eigenen Willen, in Shahjahanabad zusammenkommen.«
    Je poetischer Daniel wurde, desto mehr ließ Dappas Interesse nach, und als er am Ende seines Satzes angelangt war, hatte Dappa das Fernglas wieder am Auge und richtete es von neuem auf den Tower.
    »Was schaut Ihr Euch da oben an?«, fragte Daniel. Der Wind blies kalt von Norden her, und Daniel hatte weder Perücke noch Hut auf. Als er vorhin auf das Poopdeck gestiegen war, hatte er einmal den Blick auf den Tower gerichtet, um sich zurechtzufinden, seitdem aber mit dem Rücken zu ihm gestanden, den Kragen seines Mantels hochgeschlagen, um Nacken und Hinterkopf zu schützen. Dappa hielt das Gesicht entschlossen in den Wind, dem er mit einer starren Grimasse widerstand. Er sagte: »Es ist einfacher, wenn Ihr Euch umdreht und selbst schaut, als wenn ich Euch alles erkläre.«
    »Aber Ihr habt ein Fernglas und ich nicht.«
    »Bei dieser Entfernung ist das kaum notwendig!«
    »Und warum benutzt Ihr es dann?«
    »Ich versuche, bestimmte Details zu erkennen. Ich beobachte eine Gruppe von Leuten oben auf dem Lanthorn Tower«, sagte Dappa, »die ganz offensichtlich für diese

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