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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Bob.
    »Wofür steht Ihr nicht zur Verfügung?«
    »Für die verfluchte Geheimarmee des Marquis von Ravenscar«, antwortete Bob. »Ich diene der Königin, möge sie lange herrschen, und wenn der Prätendent auf diese Insel kommt, tja, dann werden wir uns erst mal ein bisschen orientieren müssen, und ich werde mich in der ganzen Angelegenheit nach John Churchill richten. Aber die Whig-Armee wird ohne Bob Shaftoe auskommen müssen, besten Dank.«
     
     
    Hooke, so gebeugt und krumm er auch gewesen war, hatte die Angewohnheit gehabt, überall zu Fuß hinzugehen, obwohl ihn seine Arbeit als Bauinspektor der Stadt und als eine Art Partner von Wren so reich gemacht hatte, dass er sich eine vierspännige Kutsche hätte leisten können. Daniel hatte das bis heute nicht recht verstanden. Für einen Mann, der in London Dinge erledigt haben wollte, war wegen der verstopften Straßen schlicht keine Zeit, mit einem Fahrzeug unterwegs zu sein. Die Sänfte war ein gangbarer Kompromiss, aber gleichwohl ein Kompromiss. Der einzige Grund dafür, nicht einfach zu Fuß zu gehen, war die Verschmutztheit der Straßen und der Verlust an Würde. Nach allem, was Daniel heute gesehen hatte, konnte er die Straßen Londons nicht ernsthaft wegen ihres Drecks verabscheuen. Was die Würde anging, so hatte er davon sehr wenig, um das er sich kümmern musste, und der Anblick der Köpfe und Schädel hatte bei ihm die übliche Abfolge von Grübeleien über Sterblichkeit, Eitelkeit et cetera pp. in Gang gesetzt. Lange, verdrießliche Passagen aus dem Buch Prediger gingen ihm durch den Kopf, während er über die Brücke zurück und hügelaufwärts zur Eastcheap stapfte, wo er links abbog. Der Himmel im Westen war tiefrot. Die Kuppel von St. Paul direkt vor ihm hob sich bläulich davon ab. Die Wache trat heraus und begann die Straßen auf und ab zu patrouillieren, was Daniel Grund zu der Annahme lieferte, dass es nicht ganz und gar selbstmörderisch war, allein zu Fuß nach Hause zu gehen. Zufällig langte er bei der St. Paul’s Cathedral an, als gerade die Vesper begann, und so ging er hinein, um seinen Füßen eine Ruhepause zu gönnen.
    Eine neue Orgel war im Bau, und Daniel verbrachte mehr Zeit damit, über sie nachzubrüten, als sich mit dem Sinn des Gottesdienstes zu beschäftigen.Wren hatte sie als »Kasten mit Pfeifen« geschmäht. Daniel konnte verstehen, worüber er sich beschwert hatte. Denn auch er hatte einmal ein Gebäude entworfen, hatte das Erlebnis, es entstehen zu sehen, genossen und dann die ausgedehnte Schmach ertragen, dem Besitzer dabei zuschauen zu müssen, wie er es mit Krimskrams und Möbeln vollstopfte. Dieser Kasten mit Pfeifen war nur eine von mehreren Auseinandersetzungen, die Wren in den letzten Jahren mit Königin Anne darüber geführt hatte, wie St. Paul innen ausgestattet werden sollte. Und so verstand Daniel, während er sich im Innern der Kirche umblickte, dass bestimmte Details, auf die sein Blick fiel, vielleicht nicht so beschaffen waren, wie Wren sie gern gehabt hätte. Und dennoch musste er zugeben, dass der Innenraum keineswegs geschmacklos war, jedenfalls nicht im Vergleich mit manch anderer Barockarchitektur, die er gesehen hatte. Vielleicht gewöhnte er sich aber auch nur an den Stil.
    Daniel fand, dass die phantastisch komplexe Ausschmückung barocker Kirchen ein Ersatz war für die komplizierten Gebilde, die Gott geschaffen hatte und von denen die Menschen früher, als sie im Freien gelebt hatten, umgeben gewesen waren (oder die Hooke in Wassertropfen gesehen hatte). Wenn sie ein solches Gebäude betraten, waren sie umgeben von komplizierten Gebilden, die Menschen in Nachahmung Gottes geschaffen hatten – aber auf ganz ähnliche Weise starr und idealisiert, wie es die mathematischen Gesetze der Naturphilosophie im Vergleich mit der Wirklichkeit waren, die sie zu beschreiben suchten.
    Mit dem Ende des Gottesdienstes war die Sonne untergegangen, und es war gefährlich, allein unterwegs zu sein. Daniel teilte sich mit jemandem eine Mietdroschke die Fleet Street entlang zum Crane Court.
    Eine Mitteilung von Kapitän van Hoek von der Minerva war eingetroffen. Aber sie war von Dappa geschrieben und wahrscheinlich auch verfasst worden.
    Dr.Waterhouse,
    wir vermuten, dass die Beförderung Eurer Fracht, wiewohl eine geringere Ehre, auch weniger gefährlich sein dürfte als die Beförderung Eurer Person, und erklären uns daher einverstanden. Wir beabsichtigen, den Pool in der zweiten Aprilhälfte zu verlassen

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