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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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und im Juli zurückzukehren. Wenn Euch das nicht zu spät ist, so lasst uns freundlicherweise wissen, wie viel Tonnage und Laderaum Ihr für unsere Rückreise annähernd zu reservieren wünscht.
    Dappa wird sich irgendwann vor unserer Abreise an Land begeben, um sich mit seiner Verlegerin am Leicester Square, ganz in der Nähe Eurer derzeitigen Unterkunft, zu besprechen. Mit Eurer Erlaubnis wird er Euch am selben Tage aufsuchen, um einen Vertrag aufzusetzen; denn seine Feder ist so vielseitig und wandelbar wie seine Zunge.
    van Hoek

Orneys Werft, Rotherhithe
    12. MÄRZ 1714
    Daniel ging davon aus, dass die Sache mit Orney, Kikin und dem wissenschaftlichen Gerümpel endgültig abgeschlossen und erledigt war. Doch eines Morgens, knapp vierzehn Tage später, überreichte Mrs. Arlanc ihm eine Mitteilung. Das Dokument trug nicht nur ein Datum, sondern auch eine Zeit, denn es war in aller Eile vor einer halben Stunde niedergeschrieben worden.
    Monsieur Waterhouse,
    heute früh setzte ein höllisches Glühen am östlichen Horizont jeden Londoner, der zufällig in diese Richtung blickte, von einem Unglück in Rotherhithe in Kenntnis. Ihr mögt aus jenem Viertel noch immer eine freilich eher aus Dampf denn aus Rauch bestehende Säule aufsteigen sehen, da das Feuer inzwischen gelöscht wurde; allerdings erst, nachdem es eines der Schiffe Seiner Kaiserlichen Majestät verzehrt hatte. Natürlich bin ich in aller Eile dorthin unterwegs. Diese Nachricht (für deren Unhöflichkeit ich mich entschuldige) erreicht Euch in einer Droschke. Seid so freundlich, dem Kutscher mitzuteilen, ob Ihr zu mir nach Rotherhithe kommen werdet (in welchem Falle er Euch auf meine Kosten befördern wird) oder nicht (in welchem Falle Ihr ihn bitte wegschicken wollt).
    Kikin
    Für Daniel lag keineswegs auf der Hand, warum er dieser indirekten Aufforderung Mr. Kikins Folge leisten sollte. Dass es in Orneys Werft gebrannt hatte, war bedauerlich. Aber Daniel hatte nur am Rande mit der Angelegenheit zu tun. Kikin, der ein intelligenter Mann war, musste das wissen. Dennoch hatte er einige Mühen und Kosten auf sich genommen und sein diplomatischstes Englisch aufgefahren, um Daniel hinaus nach Rotherhithe zu bitten.
    Am Ende beschloss er hinzufahren, nicht weil er einen klaren Grund sah, der dafür, sondern weil er keinen Grund sah, der dagegen sprach, und weil es wahrscheinlich interessanter war, als im Crane Court zu bleiben. Die endlose Kutschfahrt ließ ihm reichlich Zeit, zu dem Schluss zu kommen, dass er die falsche Entscheidung getroffen hatte. Doch bis dahin war es zu spät. Er erreichte Orneys Werft gegen Mittag. Von der Stelle in der Lavender Lane aus, wo er der Mietdroschke entstieg, genoss er einen olympischen Blick über die gesamte Werft.
    Es herrschte nicht der leiseste Wind. Ein stiller Nebel von durchscheinendem Weiß war in das Labyrinth aus Materialstapeln eingesickert und hatte sie in klotzige Inseln verwandelt. Das Feuer hatte sie kaum in Mitleidenschaft gezogen. Daniel machte die Palette ausfindig, auf der man den naturphilosophischen Kram aus dem Crane Court aufgestapelt hatte. Abgesehen von ein paar Brandflecken, wo Funken auf die Plane herabgeregnet waren, schien kein Schaden eingetreten zu sein.
    Nachdem er sich über diesen Punkt Gewissheit verschafft hatte, hob er den Blick zu den parallelen Helligen, wo die drei Schiffe des Zaren im Bau waren.
    Der Brand hatte im mittleren der drei Schiffe begonnen. Soweit Daniel es erkennen konnte, hatte man keinen Versuch gemacht, es zu retten. Doch man hatte größere Stücke Segeltuch im Fluss mit Wasser getränkt und über die unfertigen Rümpfe zu beiden Seiten geworfen. Das Tuch sah sehr mitgenommen aus – niemand würde je Segel daraus machen -, aber es hatte in der Hitze der Flammen größtenteils nur gedampft, nicht geraucht. Aus Fußstapfen im Uferschlick und anderen Spuren konnte Daniel schließen, dass man Löschketten gebildet hatte, um das Segeltuch feucht zu halten und vielleicht auch den Hauptbrandherd zu attackieren. Bestimmt hatte es ein Zetermordio gegeben, und Orney und viele seiner Arbeiter waren zur Werft geeilt. Aber nicht rasch genug, um das mittlere Schiff zu retten. Das Feuer musste schon einige Zeit im Rumpf gewütet haben, ehe es bemerkt wurde. Die Rumpfplanken waren auf beiden Seiten durchgekohlt, und es war deutlich zu erkennen, dass der Kiel beschädigt war. Mr. Orneys Versicherung würde es als Totalschaden einstufen.
    So viel konnte Daniel von seiner erhöhten

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