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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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schon nach halb acht!»
    Jonathan kroch auf allen vieren, die
Hände zwischen die Oberschenkel gepreßt, in Richtung Badezimmer.
    «Glaubst du, ich könnte jetzt etwas
essen?» fragte er empört. «Wo ist das Savlon?»
    «Ich glaube, Sie beide können jetzt
ruhig gehen», sagte sie zu Valter und Hugh. «Ich komme schon allein zurecht.
Und vielen Dank für Ihre Hilfe.»
    «Hilfe?!» rief Jonathan. Er richtete
sich halb auf und deutete mit zornbebender Hand auf Valter. «Er hat versucht,
mich umzubringen!»
     
     
    Noch etwa zwei Kilometer vom Schloß
entfernt legte Maeve eine Pause ein. Die Umrisse des Schlosses zeichneten sich
dunkel gegen den im Westen noch hellen Nachthimmel ab. Sie rätselte, warum ein
Teil der Mauern zu fehlen schien. Es sah aus, als sei ein großer steinerner
Zahn herausgebrochen worden, und die aufgerissene Lücke habe sich mit dem
rotgoldenen Widerschein aus einer nicht auszumachenden Lichtquelle gefüllt.
Doch dann kam der Mond hinter den Wolken hervor, und sein silbernes Leuchten
ließ alle Farben verblassen. Das Schloß glich nun einer in Flutlicht getauchten
Bühne, umrahmt von schwarzen Hügeln. Maeve schulterte ihren Rucksack und machte
sich wieder auf den Weg.
     
     
    Zur gleichen Zeit teilte Miss Fawcett
in den Privaträumen der Willoughbys ihren Arbeitgebern ihre Besorgnis mit. «Ich
kann mir nicht denken, was passiert ist, aber sollen wir wirklich noch länger
warten? Jessie hat schon mehr Punsch ausgeschenkt, als mir ratsam scheint.»
    «Sind Sie sicher, daß Miss Kelly allein
herkommen wollte?» erkundigte sich Consuela Willoughby. «Vielleicht hat sie
damit gerechnet, daß wir sie am Bahnhof abholen.»
    Miss Fawcett war verletzt.
Zuverlässigkeit ging ihr über alles. Sie holte Maeves Brief und reichte ihn
Consuela. «Selbst wenn sie ihre Meinung geändert hat und doch mit dem Zug
gekommen ist, müßte sie längst hier sein. Der letzte Zug ist vor gut einer
Stunde angekommen. Deshalb mache ich mir ja solche Sorgen.»
    Der Colonel, damit beschäftigt, Kletten
aus den Ohren seines Wolfshundes zu klauben, hielt in seiner Tätigkeit inne und
sagte: «Also, nun mal langsam, Miss Fawcett. Da die junge Dame ja aus
Killemorragh kommt, wird sie wohl kaum den Zug genommen haben, oder?»
    Für Miss Fawcett war Irland — ob nun
Nord oder Süd — nicht weniger fremd und unbekannt als der Planet Venus. «Wenn
Sie meinen...» sagte sie zögernd.
     
     
    Dr. Willoughby sah aus dem Fenster auf
seine Partenavia Victor, die draußen auf einem Rasenstreifen geparkt stand, und
verzog ärgerlich den Mund. Er haßte es, aufgehalten zu werden. Wieso kapierten
die Gäste nicht, daß Zeit Geld war — sein Geld. Zwar wäre er bei einer
Wolkendecke unter dreihundert Metern Höhe ohnehin nicht gestartet, aber diese
Tatsache ließ er jetzt außer acht. Es war angenehmer, dieser unzuverlässigen
Irin die Schuld zu geben. Auch für sein Selbstwertgefühl als Pilot.
    «Ich hätte morgen früh um neun einen
Termin, in London. Ich glaube, es ist besser, Miss Fawcett, Sie rufen meine
Sekretärin an, und bitten sie abzusagen.» Consuela legte ihm mitfühlend die
Hand auf den Arm. «Vielleicht kann dein Patient ja zu einem späteren Zeitpunkt
wiederkommen?»
    Aber was das anging, so hatte Dr.
Willoughby seine Zweifel. Er wußte, daß der Patient, ein Afrikaner und
Ernährungsminister seines Landes, vor allem an zwei Symptomen litt:
Unfruchtbarkeit und Ungeduld. Wenn der Termin platzte, so würde er sich eben
einen anderen Zauberdoktor suchen. Harley Street war ja voll davon.
    «Ich hoffe doch sehr, daß unser
verspäteter Gast nicht auf die Idee gekommen ist, den Weg übers Moor zu
nehmen.» Consuela hatte sich neben ihren Schwager ans Fenster gestellt und
blickte besorgt hinaus. «Meinst du, wir sollten vorsichtshalber die Hunde
wieder hereinholen?» sagte sie, zu ihrem Mann gewandt.
    Der Colonel hatte für diesen Vorschlag
nur ein verächtliches Schnauben übrig. «Kein vernünftiger Mensch treibt sich um
diese Zeit dort draußen rum, höchstens irgendwelche verdammten Tramper, und die
verdienen es, wenn die Hunde über sie herfallen. Aber ich denke, du solltest
aufhören, dir Sorgen zu machen. Vermutlich wird sie im Laufe des Abends
anrücken, um uns zu sagen, daß sie aufgehalten worden ist. Es ist übrigens Zeit,
daß wir nach unten gehen und Pfoten drücken. Kommst du mit, Tom?»
    Dr. Willoughby schüttelte heftig den
Kopf. «Nein, bestimmt nicht», sagte er mit Nachdruck, «mein Vorrat

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