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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Bemerkung,
finde ich», sagte Clarissa nicht besonders freundlich.
    Er war genauso ein Trampel wie Marion.
«Ich wollte damit...»
    «Keine Angst, ich werde Sie schon nicht
verraten!» Sie grinste ihm spitzbübisch zu. «Also, ich als Frau würde sagen,
daß sie schon dafür sorgen wird, daß genau dies nicht passiert — und wenn es
bedeutet, daß sie sämtliche Gainsboroughs verscherbeln muß.»
    Er mußte lachen. «Vermutlich haben Sie
recht.»
    «Sind sie echt?»
    «Die — Gainsboroughs?» fragte er
vorsichtig.
    «Die Brüste.»
    «Oh, darüber wage ich kein Urteil
abzugeben.»
    Clarissa unterzog Consuela einer
schnellen, kritischen Musterung. «Ich würde gern einmal wissen, wie sie
ausgezogen aussieht.»
    «Ich auch!» sagte Hugh mit Verve. Es
war ihm so herausgerutscht. Miss Pritchett sah ihn mit ihren grauen Augen kühl
an: «Warum sind Sie hier?»
    «Um mich zu entspannen. Ich hatte
Probleme mit einem Magengeschwür. Und um Ruhe zu haben vor meiner Frau.» Sie
warf ihm einen spöttischen Blick zu, so daß er sich am liebsten die Zunge
abgebissen hätte. Er nahm einen neuen Anlauf. «Ich bin jetzt fünfundvierzig und
habe mich in den letzten Jahren ein bißchen gehenlassen. Ich möchte Ballast
loswerden — physisch wie psychisch.»
    «Das klingt schon besser.»
    Er atmete erleichtert auf. Das Mädchen
gefiel ihm. «Und was ist mit Ihnen? Eine Schlankheitskur scheinen Sie mir nicht
gerade nötig zu haben?»
    Sie deutete mit einer sprechenden Geste
auf Jonathan, der den Colonel gerade durch markige Reden zu beeindrucken
versuchte. «Ich wollte den da für eine Weile los sein, aber er bestand leider
darauf mitzufahren.»
    «Und seine Mutter?»
    «Oh, Edith war ein weiterer Grund,
warum ich hierhergekommen bin. Sie hat gerade eine Hüftoperation hinter sich
und braucht gute Pflege. Wenn sie wieder voll auf der Höhe ist, hat sie vor,
ihr Haus zu verkaufen und den Erlös zu verspielen. Sie hat zwei unglückliche
Ehen hinter sich, und das einzige Mal, an das sie sich erinnern kann, in diesen
Jahren einmal Spaß gehabt zu haben, war, als sie beim Pferderennen auf Lester
Piggot gesetzt und hundertachtundsiebzig Pfund gewonnen hat.»
    «Ich habe sie im Wartezimmer getroffen.
Sie ließ durchblicken, daß ihre beiden Ehen nicht gerade ein Erfolg gewesen
sind», sagte Hugh vorsichtig.
    Clarissa seufzte. «Die arme Edith! Den
ganzen Tag eingesperrt in diesem Riesenhaus und keinen Menschen, mit dem sie
reden kann — da ergreift sie eben jede sich bietende Gelegenheit, sich die
ganzen schrecklichen Dinge von der Seele zu reden. Und was sie erzählt, ist
größtenteils leider wahr. Jonathan schlägt offenbar in jeder Hinsicht seinem
gräßlichen Vater nach. Das ist der Grund, warum Edith ihn so haßt; andererseits
verdankt sie diesem Haß auch einen Teil ihres Lebenswillens und ihrer Energie,
glaube ich. Sie ist geradezu besessen vor dem Gedanken, das Geld, bevor sie
stirbt, noch selbst auszugeben, damit es nicht in seine Hände gelangt. Er
versucht, sie zu kontrollieren, so gut er kann, und hält sich ständig in ihrer
Nähe auf. Unsere Ferien hier wollten wir vor ihm geheimhalten, aber vor ein
paar Tagen hat sie es doch ausgeplaudert. Allein zu sein ist für Jonathan die
Hölle. Ein halber Tag ohne Gesellschaft, und er geht die Wände hoch. Deshalb
hat er sich uns sofort angeschlossen.»
    Hugh nickte. Clarissa hatte keine
Ahnung, wieso sie ihm das eigentlich alles erzählte — schließlich kannte sie
ihn ja kaum aber es tat ihr gut zu reden. Hughs ruhiges Gesicht gefiel ihr. Sie
hatte mitbekommen, daß er sie aus seiner Ecke heraus schon eine ganze Weile
beobachtet hatte; es hatte sie nicht gestört. Im Gegenteil. Hugh räusperte
sich. «Ich hatte früher einen Hund, der konnte auch nicht allein sein. Er hieß
Roger. Einmal, als er der Meinung war, ich sei zu lange weggeblieben, hat er
ein Riesenloch in die Tür genagt.»
    Sie lachte laut auf, und er freute
sich. Doch seine Freude war nur von kurzer Dauer.
    Mrs. Burg schlug auf einen kleinen
Messinggong,, während Miss Fawcett schon einladend die Tür zum Speisesaal
offenhielt.
    Hugh ließ Clarissa Vorgehen. Der
Speisesaal war offenbar den Umbaumaßnahmen entgangen. An den Wänden hingen
Gobelins, und auf dem Steinfußboden waren Teppiche ausgebreitet, aber Heinrich
II. hätte, vermutete Hugh, keine Schwierigkeiten gehabt, diesen Teil des
Schlosses wiederzuerkennen. Im Kaminfeuer glühte ein riesiges Stück Holz, ein
halber Baumstamm offenbar, der bullige Wärme

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