Pringle in Trouble
wieder ein.
Valter van Tenke war ja ein Freund der Willoughbys.
In diesem Moment schwang die Tür auf.
Miss Fawcett und Mrs. Burg, beide in Schwarz gehüllt, blieben wie zwei
Schildwachen rechts und links daneben stehen. «Meine Damen und Herren», begann
Miss Fawcett feierlich, «darf ich Ihnen Ihre Gastgeber auf Aquitaine, Colonel
und Mrs. Willoughby, vorstellen...» Hugh fragte sich einen Moment lang, ob wohl
erwartet würde, daß man klatschte.
Nach einer kleinen Pause stakste
majestätisch ein Wolfshund durch die Tür und ließ sich in Tatlerpose vor dem
Kaminfeuer nieder; dann kamen der Colonel und Consuela. Ihre Hand ruhte leicht
auf seinem Arm. Unter der Tür, eingerahmt von massiver Eiche, blieben beide
einen Moment stehen. Consuela lächelte huldvoll in die Runde. «Herzlich
willkommen auf Aquitaine .» Es war ein imposanter Auftritt, dachte Hugh,
obwohl er das Ganze auch ziemlich albern fand.
Sheila Arburthnot stand ganz vorn in
der ersten Reihe, bereit, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit nach vorn
zu stürzen. Sie war schon so viele Male hier gewesen — war dies nicht das
dreizehnte Mal? —, und die Begrüßungszeremonie war stets die gleiche. Aber
diesmal kam ihr Jonathan zuvor. Mit einem Satz war er vorn und beugte sich tief
über Consuelas Hand. «Meine verehrte Mrs. Willoughby, ich möchte Ihnen danken,
daß Sie uns gestatten, Ihre Gäste zu sein.» Er küßte ihre Fingerspitzen und
trat dann einen halben Schritt zurück. Gäste! dachte Hugh empört. Als ob wir
nicht für alles bezahlen müßten. Und das nicht zu knapp.
Consuelas Schönheit war sehr
eindrucksvoll, aber ihre Brüste waren einfach überwältigend. Sie reckten sich
prall in die Höhe und schienen die dünne Seidenbluse fast zu sprengen. Hugh
hatte noch nie eine solche Symmetrie gesehen. Da hat jemand gute Arbeit
geleistet, dachte er. Ob sie es wohl in Amerika hat machen lassen? Consuela war
fast genauso groß wie ihr Mann, aber sehr viel jünger. Ihre Haut hatte einen
zarten rosa Schimmer, das pechschwarze Haar mußte ihr, wenn sie es löste, bis
zu den Hüften reichen. Als sie auf ihn zukam, nahm er sich vor, sich auf ihr
Gesicht und die dunklen, goldgefleckten Augen zu konzentrieren, aber er
schaffte es nicht. Ihr Rock schob sich beim Gehen etwas nach oben und enthüllte
perfekte Beine. Falls sie seine Gedanken lesen könnte, so würde er ab sofort
zur Persona non grata erklärt. Doch sie lächelte ihm zu. «Ich denke, wir werden
Sie schon wieder gesund kriegen, Dr. Godfrey. Ich freue mich schon auf meinen
Beitrag dazu.»
Hugh stellte sich gleich mehrere
Möglichkeiten vor, wie dieser Beitrag aussehen könnte — jede höchst angenehm.
Doch Mrs. Willoughby holte ihn schnell wieder auf den Boden der Tatsachen
zurück: «Meine Übungsstunden beginnen täglich jeweils um zehn und um vier. Bis
morgen dann.» Und schon war sie weiter und stand nun bei Miss Brown, die vor
Verlegenheit rot wurde wie ein Schulmädchen. Ob Miss Brown sich wohl täglich
mit einer Bürste abschrubbte? Der Anblick ihrer glänzenden roten Haut legte den
Gedanken nahe, dachte Hugh boshaft. Hinten auf ihrem Rock prangte unübersehbar
ein dicker Fleck. Aber offenbar war sie nicht jemand, der sich mit Spiegeln
abgab. Plötzlich spürte er, daß er beobachtet wurde. Powers’ Freundin. Er sah
ihrem Gesicht an, daß sie seine nicht gerade freundlichen Gedanken erraten
hatte. Verdammt! Sie kam lächelnd auf ihn zu. «Ein eindrucksvoller Auftritt,
nicht? Wir haben uns übrigens noch gar nicht bekannt gemacht. Ich bin Clarissa
Pritchett.»
«Hugh Godfrey.»
Es drängte ihn, näher in Kontakt mit
ihr zu kommen. Aber er blieb stumm. Es war so lange her, daß er allein
weggefahren war. Und so wartete er auch jetzt unbewußt darauf, daß seine Frau
Marion die Unterhaltung wie gewohnt weiterführen würde. Wie oft hatte er, sich
innerlich windend, daneben gestanden und auf ihre erste Taktlosigkeit gewartet,
die jedesmal so zuverlässig kam wie das Amen in der Kirche. Marion hatte
irgendwann einmal mitbekommen, wie jemand ihr ein «freches Mundwerk»
bescheinigt hatte und es für ein Kompliment genommen. Die innere Hemmschwelle
überwindend, begann Hugh vorsichtig: «Wenn ich einmal als Fachmann sprechen
darf...»
«Fachmann für was?»
«Oh, ich bin Arzt.» Hier war es
wirklich egal. Schließlich gab es ja noch Willoughby. «Also ich würde sagen,
daß Mrs. Willoughbys Straffheit in einigen Jahren doch erheblich nachlassen
wird.»
«Keine sehr liebenswürdige
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