Pringle in Trouble
schlecht als recht
geflickten Cordhosen und den alten Turnschuhen geradezu schäbig aus. «Oh, Mr.
Powers, ich wußte ja gar nicht, daß Sie so sportlich sind!» sagte sie
bewundernd.
Jonathan nahm einen tiefen Atemzug und
hielt für eine hundertstel Sekunde den Atem an. «Ach, nicht wirklich», keuchte
er, bescheiden abwinkend.
«Hätten Sie Lust, mit mir zu joggen?»
«Heute lieber noch nicht, Miss Brown.»
Er hatte keine Lust, gleich am ersten Tag Dreckspritzer auf sein Outfit zu
bekommen. «Aber vielleicht morgen.»
«Das wäre super!» Sie strahlte ihn so
erfreut an, daß er sich bemüßigt fühlte, etwas mehr Interesse zu zeigen.
«Wie viele Kilometer laufen Sie denn
so?» erkundigte er sich.
«Ach, nicht sehr viele. Ich lasse es
langsam angehen. Also heute am ersten Tag laufe ich nur um das Schloß und um
den Park, das sind so sieben, acht Kilometer. Morgen beziehe ich dann den
Pachthof mit ein, und am Mittwoch stehe ich extra früh auf, damit ich bis zum
anderen Ende des Moors laufen kann.»
O Gott, dachte Jonathan, und am Freitag
läuft sie dann um ganz Schottland und Wales. «Also morgen komme ich vielleicht
mit», sagte er heuchlerisch, «aber nur, wenn Mrs. Willoughby es mir gestattet.»
«Prima. Ich kann sie ja für Sie fragen.
Consuela und ich sind alte Bekannte.» Sie lief los in Richtung Zugbrücke, die
gleichmäßige Bewegung ihrer Beine erinnerte ihn an eine Pleuelstange. Jonathan
nahm sich vor, Mrs. Willoughby auf jeden Fall selbst anzusprechen, bevor Miss
Brown in Aktion träte. Er war jetzt allein am Empfang, Mrs. Burg hatte sich
zurückgezogen, und so schlenderte er hinüber zum Solarium.
Die Gärtner waren gerade mit dem
Säubern des Beckens fertig geworden. Aus der obersten Fontäne rauschte klares,
frisches Wasser, vorbei an dichtem grünem Farn, und ergoß sich durch das Maul
eines Delphins in den Pool. Die gläserne Kuppel war von Kondenswasser
beschlagen, und als von draußen Sonnenlicht hereindrang, glich der Raum einer
urzeitlichen Kathedrale, ewig und unvergänglich. Jonathan spürte große Fust,
ins Wasser zu springen, doch dann erinnerte er sich gerade noch rechtzeitig
daran, daß er ja angezogen war. Er überlegte, ob er nicht vielleicht doch die Legwarmers
abstreifen sollte — es war verdammt heiß hier drinnen — , aber dann sah er
natürlich längst nicht mehr so sportlich aus.
Mit leisem Klatschen tauchte Hugh unter
der Glaswand, die den Pool nach außen abschirmte, hindurch und schwamm zurück
in den Kuppelraum und auf Jonathan zu.
«Ganz schön kalt da draußen heute
morgen.»
«Und das Wasser?»
«Körpertemperatur. Aber draußen zu
schwimmen macht Spaß. Man hat kalte Luft in den Lungen und ringsumher warmes
Wasser.»
«Klingt verlockend.»
Hugh holte plötzlich tief Luft und
tauchte ohne Ankündigung weg, nur seine Beine waren noch zu sehen. Der Mensch
hat wirklich überhaupt kein Benehmen, dachte Jonathan empört. Nach einer Weile
fing er an, sich zu wundern: Der mußte doch irgendwann wieder einmal
hochkommen? Kaum erschien Hughs Kopf über der Wasseroberfläche, erkundigte sich
Jonathan: «Haben Sie Clarissa heute morgen schon gesehen?» Noch mühsam nach
Luft schnappend, schüttelte Hugh den Kopf.
«Na, dann hat sie vermutlich
verschlafen. Ich habe sie in den letzten Wochen auch wirklich hart arbeiten
lassen, das muß ich zugeben. Sie sieht elend aus, finden Sie nicht?»
«Nein», sagte Hugh im unschuldigsten
Ton der Welt, «finde ich nicht. Sie scheint sehr widerstandsfähig zu sein.»
«O ja», bestätigte Jonathan. «Das war
sie schon immer. Geradezu zäh.» Er hob grüßend die Hand und ging o-beinig zur
Tür. Die Haut unter den Legwarmers fühlte sich wirklich eklig an.
Mrs. Rees saß eingehüllt in ein
flauschiges rosa Badetuch und wartete auf ihre Hydrotherapie. Dies muß früher
einmal das Stallgebäude gewesen sein, dachte sie und sah sich um. Die Fenster
oben in der Wand hatten noch Eisengitter, die man durch rosa Türvorhänge so gut
wie möglich zu verdecken gesucht hatte. Ein dicker Teppich dämpfte jeden
Schritt. Die Boxen hatte man jedoch gelassen und bequeme Stühle hineingestellt.
Wehmütig dachte Mrs. Rees zurück an ihre Mädchenzeit, als sie ein Pony besessen
hatte und täglich bei ihm auf der Koppel gewesen war.
«Was meinen die mit ‹Gewebestraffung›?»
fragte Maeve, die dabei war, eine Liste mit den auf Aquitaine angebotenen Leistungen zu studieren.
«Ich glaube, das machen sie mit so
einem Gummi — so ähnlich
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