Pringle in Trouble
Colonel und ich werden ihn morgen
bei Anbruch der Dämmerung im Park begraben», sagte Wilfred ernst. Jesse
schüttelte betrübt den Kopf.
«Er war schon manchmal ein bißchen
schnell mit dem Zubeißen, der Brucie, das muß man sagen, aber ihn deshalb
gleich umzubringen... Hast du übrigens schon den Gast von Nummer sechs gesehen,
Wilfred? Ein Mr. van Tenke. Soll ein Freund des Colonel sein. Sie kennen sich
noch aus der Zeit, als der Colonel in Asien war, sagt Miss Fawcett. Bist du ihm
damals mal begegnet?»
Wilfred, früher des Colonels Bursche
und jetzt ‹Mädchen für alles›, saß plötzlich ganz still und starrte regungslos
auf seine verschränkten Arme hinunter. Vor seinem inneren Auge erschienen
Bilder von grünem, dampfendem Laub, durch Rattan-Rollos gedämpftem Sonnenlicht,
und fast vermeinte er, wieder das hohe, meckernde Lachen zu hören.
«Nein, ich kann mich nicht erinnern»,
sagte er leise.
An der Rufanlage leuchtete ein Lämpchen
auf, während gleichzeitig eine Klingel schrillte.
«Sie ist jetzt bereit für dich», sagte
Millicent in mütterlichem Ton.
Das Schild unter dem Lämpchen trug die
Aufschrift: ‹Solarium›.
Er zog sich sein Jackett über und
strich sich die weiße Hose glatt. Dann nahm er einen Kamm aus der Tasche und
fuhr sich damit noch einmal rasch durch das dunkle Haar. Prüfend strich er sich
mit der Hand über das Kinn — noch keine Stoppeln zu spüren. Jessie stand an der
Tür bereit, um ihm einen Stoß frischer Handtücher in die Hand zu drücken. Er
griff sich das Tablett mit den verschiedenen Ölen und packte es obenauf. Beim
Hinausgehen warf er noch einen letzten Blick in den Spiegel — er wollte
makellos aussehen, wenn er vor ihr erschien.
Geräuschlos ging er den Korridor
hinunter. An der Tür des Solariums hing ein Schild: ‹Bis 7 Uhr 30 geschlossen›.
Drinnen herrschte Dämmerlicht bis auf eine Ecke, wo hinter einer gläsernen
Zwischenwand eine Höhensonne glühte. Wilfred ging auf Zehenspitzen die Treppe
hinunter, um die Vögel nicht aufzuschrecken. Consuela lag ausgestreckt auf
einer niedrigen Bank, die Augen zum Schutz gegen die Strahlen mit ovalen
Zellstoffstückchen abgedeckt. Sie war nackt. Wilfred setzte das Tablett mit den
Ölen ab, packte die Handtücher weg, hängte sein Jackett auf und stellte sich
dann an das Fußende der Bank, wo er geduldig abwartete, bis das Klingelzeichen
ertönte. Die Höhensonne erlosch, Consuela setzte sich auf und nahm sich die
Zellstoffstückchen von den Augen.
«Guten Abend, Wilfred. Wie geht es
Ihrer Mutter heute?»
Sie stand auf. Mit langsamen, fast
rituellen Bewegungen breitete Wilfred ein Handtuch über die Bank, und sie ließ
sich, ihm lächelnd zunickend, darauf nieder. Er griff nach einem
bereitliegenden Tuch und bedeckte damit ihren immer noch wundervoll festen
Hintern, dann goß er sich ein paar Tropfen Öl in die hohle Hand und begann sie
zu massieren. Unwillkürlich mußte er an den ausgemergelten Körper denken, den
er vor noch nicht einmal zwei Stunden unter den Händen gehabt hatte, und an die
alterstrüben Augen, die blicklos zu ihm aufgeschaut hatten. Seine Mutter schien
die Schwelle schon fast überschritten zu haben — warum ließ sie nicht endlich
los? Er wollte nicht, daß sie litt.
«Ich glaube nicht, daß sie noch lange
durchhält», sagte er.
Mit keinem Wort erwähnte er den
täglichen Kampf, die ungeheure Kraft, mit der die alte Frau sich jeden Tag aufs
neue ans Leben klammerte. Vorsichtig begann er ihre Zehen zu kneten. Mutter war
jetzt allein zu Hause, der Angst vor der Dunkelheit ausgeliefert. Erst am
nächsten Morgen würde eine Nachbarin vorbeischauen, um ihr das Frühstück zu
bringen. Doch das war auch schon alles. Wenn die alte Frau über Nacht unter
sich gemacht hatte, wie sie das oft tat, so ließ sie sie liegen, wie sie sie
fand — das Saubermachen war Wilfreds Aufgabe. «Es ist nicht recht», sagte sie
jedesmal, wenn er freitags kurz bei ihr vorbeikam, um sie zu bezahlen. Wilfred
stimmte ihr zu. Seine Mutter hatte ihr Leben gelebt. Sie würde nur unnötig
leiden müssen, wenn sie den Kampf nicht endlich aufgab.
Er arbeitete schweigend und
systematisch und unterbrach die Massage nur, um sich ab und zu etwas neues Öl
in die Hand zu schütten. Consuela drehte sich auf den Rücken, aber machte sich
nicht die Mühe, ihre Blöße zu bedecken. Seine kräftigen Hände walkten jede
Kurve ihres vollkommenen Körpers. Je länger er massierte, um so schneller
wurden seine Bewegungen, um so
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