Pringle in Trouble

erstenmal seit
Monaten wieder durchgeschlafen.»
    «Das freut mich aber!»
    Hugh spürte, daß sie es ehrlich meinte.
Für die Gymnastik hatte sie sich ihr Haar mit einem Band zurückgebunden und
sich Shorts angezogen. Hugh fand, daß sie fabelhaft aussah.
    «Ich fühle mich auch ganz toll heute», platzte Jonathan
dazwischen, «absolut phantastisch. Offenbar ist dies hier genau der richtige
Ort für mich.» Clarissa und Hugh beachteten ihn nicht weiter. Beide fragten
sich im stillen, wie viele Mars-Stangen wohl noch übrig sein mochten.
    Als eine der letzten hastete Miss Brown
herein; sie war gerade eben unter der Dusche gewesen, und ihr kurzes graues
Haar stand nach allen Seiten hin ab. «Sie sind gerade dabei, Brucie zu
beerdigen», erzählte sie atemlos, «im Park, unter der großen Eibe. Eigentlich
kein so guter Platz, finde ich, es ist so feucht dort. Aber dafür kann sein
Herrchen, jedesmal wenn er auf die Terrasse tritt, das Kreuz sehen, unter dem
sein Liebling begraben liegt.»
    Sie sah mit einem vagen Lächeln in die
Runde. Doch statt der erwarteten Beileidskundgebungen begann Maeve
loszufauchen: «Das verdammte Vieh wollte mir an die Kehle. Ich hatte keine
andere Wahl, ich mußte ihn töten!» Miss Brown wurde vor Verlegenheit über und
über rot. «Ja, natürlich... Ich wollte auch gar nicht... oh!»
    Jonathan hatte plötzlich begonnen, auf
der Stelle zu hüpfen, und breitete die Arme aus, obwohl es gar kein Seil zu
halten gab, und Miss Brown trottete, froh über die Ablenkung, zu ihm hinüber.
    «Es war super draußen heute morgen, Mr.
Powers», sagte sie und strahlte ihn wieder an,«Sie haben wirklich etwas
verpaßt, besonders nachher, als die Sonne herauskam. Schließen Sie sich mir
doch morgen an; sonst ist die Woche zu Ende, und Sie ärgern sich»
    «Du willst wirklich joggen?» erkundigte
sich Clarissa in ungläubigem Ton. Das letzte Mal, als er gerannt war, lag schon
eine Weile zurück. Damals hatte er bei einer Etat-Konferenz der BBC unbedingt
der erste am Mikrofon sein wollen. Er hatte es auch geschafft doch hatte es ihm
nichts genützt: vor Erschöpfung war ihm die Stimme weggeblieben. Jetzt sah er
Clarissa trotzig an: «Vielleicht ja, vielleicht nein. Das hat allein Mrs.
Willoughby zu entscheiden; ich habe mich ohne Einschränkung in ihre Hände
gegeben.» Damit drehte er sich zur Seite, griff nach der an der Wand
befestigten Haltestange und ging in die Hocke. Das Knacken der Gelenke klang
wie ein Pistolenschuß.
    Alle blickten zu ihm herüber, und ihm
wurde mit Schrecken klar, daß er ja irgendwann wieder würde hochkommen müssen.
    In diesem Moment betrat Valter den
Raum. In seinem Trikot sah er wie ein Berufsringer aus. Ohne die anderen auch
nur eines Blickes zu würdigen, ging er auf das Pferd zu, griff nach den
Pauschen, schwang sich mit gestreckten Beinen hinüber und landete elegant auf
den Zehenspitzen. Er wiederholte die Übung in umgekehrter Richtung und ging
dann hinüber zu den Ringen. Dort hängte er sich kopfüber ein und schwang einige
Male in vorbildlicher Haltung hin und her. Als er abging, begannen die anderen,
spontan zu applaudieren.
    «Toll», sagte Miss Brown hingerissen,
«sah großartig aus, wie Sie das gemacht haben; ich wollte, wir hätten öfters
richtige Sportler hier.»
    Clarissa, die ganz in der Nähe stand,
betrachtete Valters glatte, von Massageöl glänzende Haut und hatte plötzlich
die Vision, daß seine Hände ihren Körper berührten. Ihr schauderte. Erleichtert
registrierte sie, daß gerade Mrs. Willoughby den Raum betreten hatte.
    Consuela widmete sich zunächst dem
Kassettenrecorder, dann erst wandte sie sich ihren Schülern zu. Es ist, als
beobachte man ein exotisches Tier, dachte Hugh. Dies lag nicht zuletzt an ihrer
Kleidung: sie trug ein Trikot aus Leopardenfell-Imitat, das ihr ein wildes,
verwegenes Aussehen gab. Goldene Ohrringe und ein goldener Gürtel ließen
gleichzeitig deutlich werden, daß sie trotzdem Wert auf Eleganz legte. Neben
ihr wirkten Clarissa und Maeve geradezu farblos. Sie hatten gerade begonnen,
auf Consuelas Geheiß leichte Lockerungsübungen zu machen, als Mrs. Arburthnot,
schuldbewußt lächelnd, hereineilte. Hastig streifte sie ihren Umhang ab, und
Hugh sah mit Entsetzen, daß sie genau das gleiche Trikot trug wie Consuela,
wenn auch vermutlich in einer billigeren Ausführung. Consuela reagierte ebenso
klug wie schnell. Sie winkte den verspäteten Gast in die Mitte der ersten
Reihe, direkt ihr gegenüber. Hughs Platz gleich