Pringle in Trouble
dahinter in der zweiten Reihe
zwang ihm den Vergleich geradezu auf. Er fiel, wie nicht anders zu erwarten,
sehr zu Mrs. Arburthnots Ungunsten aus.
Das knappsitzende Trikot bildete die
Körperform mehr als deutlich ab, doch während man bei Consuela die vollendete
Rundung ihrer Brüste und ihren wohlgeformten Körper bewundern konnte,
zeichneten sich bei Mrs. Arburthnot ihr gepolsterter BH und die oberhalb des zu
eng geschnallten Gürtels hervorquellenden Fettwülste ab. Zu allem Überfluß
lugte aus dem rechten Beinausschnitt auch noch ein altmodischer,
fleischfarbener Schlüpfer hervor. Und dann die Beine! Consuelas waren glatt und
schlank, die von Mrs. Arburthnot wurden zu den Knöcheln hin dicker und waren
vom vielen Rasieren stoppelig. Ihre Gymnastik-Slipper hatten mindestens Größe
zweiundvierzig.
Warum tut sie sich das bloß an, dachte
Hugh peinlich berührt, wollte sie auf diese jammervolle Art und Weise ihre
Bewunderung zeigen, linkisch ihre Verehrung kundtun? Er spürte Mitleid mit ihr.
Valter offenbar nicht. Er stand gleich neben ihr und flüsterte ihr fortwährend
kichernd etwas ins Ohr. Hugh verstand nur Bruchstücke, aber er sah, wie sich,
als die Stunde fortschritt und sie ächzend längst vergessene Körperregionen
reaktivierten, über Mrs. Arburthnots Nacken brennende Röte ausbreitete. Es war
ihr bis dahin nicht klar gewesen, wie offensichtlich ihre Versuche waren, von
den Willoughbys als zugehörig akzeptiert zu werden. Valter hatte ihr die Augen
geöffnet.
Consuela beendete die Stunde vorzeitig.
Sie sprach den Frauen ihr überschwengliches Lob aus und bedeutete Valter, daß
sie ihn unter vier Augen zu sprechen wünsche. Jonathan versuchte, mit Klagen
über seine schmerzende Achillessehne ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber Mrs.
Willoughby ging nicht darauf ein. Das Florieren des Sanatoriums beruhte auf
Mundpropaganda. Und diejenigen, die dafür sorgten, daß Aquitaine im
Gespräch blieb, waren Frauen wie eben diese Sheila Arburthnot. Was wollte
dieser gräßliche Fernsehmensch denn nun schon wieder? Sie sah ihn ungnädig an.
«Ich gebe mich uneingeschränkt in Ihre
Hände», sülzte Jonathan.
«Und — darf er kommen?» fragte Miss
Brown.
«Hm?»
«Ob er mit zum Joggen kommen darf?»
«Oh, warum nicht? Eine großartige
Idee.» Jonathan sah aus, als wolle er Einspruch erheben, und so legte sie
anerkennend den Arm um Miss Browns Schulter. «Ich wüßte keinen, bei dem Sie in
besseren Händen wären, Mr. Powers. Und Sie passen schön auf, Miss Brown, daß er
sich nicht übernimmt?» Miss Brown lächelte geschmeichelt. Jonathan realisierte
mit Schrecken, daß er nicht einmal mehr einen ganzen Tag Zeit hatte, sich eine
plausible Entschuldigung zu überlegen. Verdammt, verdammt, verdammt — wäre er
doch bloß vor dieser Brown bei Mrs. Willoughby gewesen...
Consuela und Valter verschwanden. Die
übrigen schleppten sich ins Solarium. «Gehen Sie jetzt gleich hinterher
schwimmen», hatte Consuela ihnen geraten, «das wird Ihren Muskeln jetzt
guttun.» Doch fast alle hatten für heute genug Bewegung gehabt. Wie tot lagen
sie am Beckenrand, und nur Miss Brown war wie immer unermüdlich und
durchpflügte das Wasser, um ihre tägliche halbe Meile herunterzureißen.
Hugh gähnte. Die Luft war stickig-warm.
Schläfrig beobachtete er mit halbgeschlossenen Lidern, wie Miss Brown sich zum
x-tenmal den beiden Plastik-Klapptüren näherte, durch die hindurch man in den
unüberdachten Teil des Schwimmbeckens gelangte. Genau wie er verschmähte auch
sie den einfachen Weg und tauchte lieber ein paar Zentimeter, um unter der
Glaswand hindurchzuschwimmen.
Geräuschlos erschien plötzlich Clarissa
an seiner Seite und streckte sich katzengleich neben ihm aus. Sie hatte gerade
ein Dampfbad hinter sich, und ihre Haut glühte zartrosa wie das Innere einer
Muschel.
«Na, wie war’s?» erkundigte er sich.
«Großartig. Ich hatte hinterher noch
ein Sitzbad.»
«Und was ist das nun wieder?»
«Man sitzt mit dem Po in kaltem und
steckt mit den Füßen in heißem Wasser. Es soll das ganze System kräftigen.»
«Klingt eher, als ob man davon
Hämorrhoiden bekäme.»
«Hinterher wird man dann mit einem
kalten Wasserstrahl abgespritzt — das heißt, wenn man mutig genug ist.»
Er stöhnte.
«Und das überlebt man?»
Zufrieden lächelnd, zupfte sie sich
ihren winzigen Bikini zurecht. Der zarte Rosaton erstreckte sich über ihren
ganzen Körper. Hugh gefiel es, sie zu betrachten. Ihre Haut erinnerte ihn an
die
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