Pringle in Trouble
härter sein Zugriff. Der Schweiß rann ihm in
kleinen Bächen die Innenseite der Arme hinunter und mischte sich mit dem
Bergamottöl auf ihrem Körper. Wie im Fieber preßte er ihre Schultern, Arme und
Schenkel, dann wischte er mit der Handkante das überschüssige Öl weg und trat
erschöpft zur Seite. Consuela erhob sich und ging hinüber zum großen
Wandspiegel, um ihren Körper einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. Im
Dämmerlicht des Solariums glänzte ihre Haut wie goldene Seide. Doch sie war nicht
zufrieden. Mit gerunzelter Stirn stellte sie sich auf die Waage und starrte
hinunter auf die Anzeige. Ihre lackierten Zehennägel glänzten wie zehn
dunkelrote Blutstropfen. «Ich denke, ich werde bis Mittwoch fasten.» Er nickte.
Genau wie sie war auch er getrieben von dem Wunsch nach Vollkommenheit. Er
hielt ihr den Bademantel hin. Sie glitt hinein und band sich den Gürtel zu.
«Ich hoffe, Ihre Mutter kommt auch weiter ohne Sie aus, Wilfred. Ich wüßte
nicht, was wir hier ohne Sie anfangen sollten.»
«Vielen Dank», sagte er beinahe
demütig.
Sie stieg die Treppe empor. Unter der
Tür drehte sie sich noch einmal um: «Gute Nacht, Wilfred!»
«Gute Nacht, Mrs. Willoughby.»
Er zog sich aus und hängte seine Sachen
auf. Dann kletterte er eine Reihe an der Wand festgeschraubter Eisensprossen
empor, bis er ganz oben in der Kuppel war. Dort entrollte er eine Hängematte.
Das eine Ende war an der obersten Sprosse befestigt, das andere knotete er an
einen Wandhaken. Die feuchte, warme Luft wirkte beruhigend auf ihn, und nach wenigen
Minuten schlief er ein.
Kapitel zwei
Hugh fuhr erschreckt hoch. Er hatte von
Marion geträumt. Im Traum war er hinter ihr hergerannt und hatte versucht, sie
einzuholen, doch sie war ihm immer ein kleines Stück voraus gewesen. Ab und zu
hatte sie sich zu ihm umgewandt und ihm hämisch zugelacht. «Marion!»
«Nein, ich heiße Beverley.»
Es war das atemlose Serviermädchen von
gestern abend. Geräuschvoll knallte sie ihm ein Tablett auf den Nachttisch und
stieß dabei den Wecker um.
«Ich habe geträumt.»
«Fühlen Sie sich okay? Sie sehen nicht
gut aus.»
Und hier sollte er neue Kraft gewinnen?
«Ich fühle mich sehr gut.»
«Ihr Programm für heute — die ganzen
Termine — , es liegt alles unter Ihrem Teller.»
«Teller?» Solange der Mensch lebt,
hofft er auch.
Sie sah seinen gierigen
Gesichtsausdruck und beeilte sich, das Mißverständnis aus der Welt zu räumen.
«Nur für das Glas mit der Flüssigdiät. Frühstück gibt es hier nicht. Die
Übungen beginnen um zehn Uhr, und ich soll Ihnen von Mrs. Willoughby
ausrichten, daß Sie vorher noch mindestens zwanzig Minuten schwimmen sollen.»
Sie zog mit energischem Ruck die Vorhänge zurück. Draußen herrschte dicker
Nebel. «Es soll heute schön werden», sagte sie. Hugh schwieg. Er glaubte ihr
nicht.
Jonathan hatte viel Zeit darauf
verwandt, sich für die vor ihm liegenden sportlichen Mühen richtig auszurüsten.
Er trug einen brandneuen Trainingsanzug, McEnroe-Socken, Legwarmers und als
eleganten Akzent eine Seidenkrawatte. Die schicke Sportkleidung versetzte ihn
in eine Art Hochstimmung, und so hob er, während er am Empfang auf das
Eintreffen der Morgenzeitung wartete, probeweise schon einmal sein rechtes
Bein, legte den Fuß auf einen Stuhl und schwang die Arme über den Kopf, mit dem
Ziel, irgendwann einmal die Zehen zu berühren. Plötzlich hörte er es knacken.
War das in seinem Körper gewesen? Er konnte es nicht sagen. Erschreckt zog er
den Fuß zurück und nahm wieder eine normale Haltung an. Mrs. Burg war
erleichtert, als sie sah, daß er aufgab. Sie hatte schon mehr als einmal
miterlebt, wie ein Gast sich durch eigene Unvernunft selbst zu Schaden brachte.
Unterdessen hatte Jonathan begonnen, geräuschvoll Atemübungen zu machen.
«Bei dem Nebel wird der Zeitungsjunge
frühestens in einer halben Stunde hier sein. Warum gehen Sie nicht wieder hoch
und legen sich noch ein bißchen hin?»
Jonathan unterbrach sein Atemtraining
und sah sie ernsthaft an: «Wenn ich einmal auf bin, muß ich auch aufbleiben.
Außerdem will ich meine Zeit hier möglichst optimal ausnutzen.»
Mrs. Burg nickte. An seinem jetzigen
Zustand gab es in der Tat noch allerhand auszusetzen. Eine Woche würde da
ohnehin kaum reichen, alles auszubügeln. «Na, dann machen Sie mal weiter»,
sagte sie und lächelte ihm wohlwollend zu.
Miss Brown war ebenfalls schon früh
aufgestanden. Neben Jonathan sah sie in ihren mehr
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