Pringle in Trouble
wie Sauger, mit denen man zu Hause verstopfte Rohre
freimacht. Es wird auf die Haut gesetzt und saugt das Gewebe an. Es soll
helfen, die Fettzellen zu verringern.» Sie musterte Maeve kritisch. «Ich denke,
für Sie kommt diese Behandlung noch nicht in Frage.»
Maeve, das Handtuch wie einen Sarong um
den schlanken, glatten Körper geschlungen, war aufgestanden und hatte begonnen
herumzuwandern und verschiedene der ausgestellten Kosmetikartikel zu
begutachten. Aber sie war nicht bei der Sache. «Nein, bei mir werden sie wohl
keine Gewebestraffung machen», sagte sie. «Aber ich habe gerade überlegt — ob
es wohl sehr weh tut? Ich meine, wenn man das Ding bei jemandem ansetzt, der es
eigentlich gar nicht nötig hat, wenn man ihm dann trotzdem das Gewebe absaugt?»
Mrs. Rees sah sie scharf an. «Wie
kommen Sie denn auf so etwas? Sie werden es doch nicht bei jemandem machen, der
es nicht braucht.»
«Und wenn doch?» Maeve ließ nicht
locker. «Derjenige würde doch sicher vor Schmerzen schreien?» Etwas in ihrem
Ton ließ Mrs. Rees aufhorchen. Sie hatte Vorjahren einmal ein Hausmädchen
gehabt, das war so ähnlich wie Maeve gewesen. Die Leiterin des örtlichen
Mädchenheims hatte sie gebeten, es bei sich aufzunehmen. Es war natürlich ein
Fehler gewesen, wie sich bald herausgestellt hatte. Langsam und deutlich, damit
diese Irin sie auch verstand, sagte sie: «Die Behandlung hier wird von einem
Arzt überwacht, außerdem haben alle Angestellten langjährige Erfahrung mit
solchen Dingen. Sie können sich also darauf verlassen, daß man hier nichts mit
Ihnen tun wird, was Ihnen schaden könnte. Abgesehen davon habe ich Ihnen doch
schon gesagt, daß Gewebestraffung bei Ihnen sowieso nicht in Frage kommt.»
«Es war ja nur so ein Gedanke», sagte
Maeve versonnen. Vor ihrem inneren Auge sah sie einen Engländer, wie er, sich
vor Schmerzen windend, zu ihren Füßen lag, während sie ihm ungerührt die
Augäpfel heraussaugte. Die Angst und das Entsetzen der letzten Nacht hatte sie
inzwischen schon beinahe vergessen. Mrs. Rees versuchte, sich erneut in die
schönen Tage ihrer Mädchenzeit zu versetzen, aber sie war offenbar nicht mehr
in der richtigen Stimmung dafür. Das einzige, an das sie sich erinnerte, war,
daß das Pony schließlich beim Abdecker gelandet war. Und mit verspätetem
Schrecken fragte sie sich, ob man ihm wohl, bevor man es zu Katzenfutter
verarbeitet hatte, das Fleisch von den Knochen gesaugt hatte.
Millicent trat ein, umgeben von tausend
Wohlgerüchen. «Ihr Bad ist bereit, Madam.» Mrs. Rees stand eilig auf. Sie war
froh, Maeves Gesellschaft entronnen zu sein; die Iren waren ihr schon immer
unheimlich gewesen. Im Hinausgehen legte sie Millicent vertraulich die Hand auf
den Arm und sagte, ohne die Stimme zu senken: «Seien Sie bei der da
vorsichtig», sie deutete mit dem Kopf auf Maeve, «sie scheint mir sehr labil zu
sein, und wie wir wissen, sitzt ihr das Messer recht locker.»
Das Bad hatte nicht die erhoffte
Wirkung. Daran war auch nur diese Miss Kelly schuld. Millicent handhabte den
Strahl so sanft wie nur möglich, aber Mrs. Rees mußte trotzdem an Harold denken.
Der hätte jetzt schon vor Schmerzen geschrien. Sie hatte früher immer
angenommen, daß sie ihn eines Tages vergessen würde, aber das war ein Irrtum
gewesen. Sie schloß die Augen. Ihre rechte Hand hielt den Haltegriff
umklammert. Millicent sah, daß es ihr nicht gut ging, und legte den Schlauch
beiseite. Vor dem roten Gummikissen sah Mrs. Rees’ Gesicht beinahe grau aus.
Dr. Willoughby hatte ihr eingeschärft, daß die Patientin ein schwaches Herz
habe; da wollte sie lieber kein Risiko eingehen.
Pünktlich um zehn begab sich Hugh hinab
in die Unterwelt von Schloß Aquitaine. Wandleuchter in eisernen
Halterungen spendeten ihm kärgliches Licht, so daß er gerade eben sehen konnte,
wohin er trat. Warum sie wohl den Gymnastikraum ausgerechnet im Verlies
eingerichtet haben, dachte er voll böser Vorahnungen. Mit unbehaglichem Gefühl
trat er ein. Jonathan war schon da. Er stand in der Mitte des Raumes und
schüttelte heftig seinen rechten Arm. Es sah so aus, als versuche er, ihn
loszuwerden. Als dies nicht gelang, verlegte er seine Bemühungen auf das rechte
Bein. Auf Hughs fragenden Blick hin erklärte er herablassend, er sei beim
Aufwärmtraining.
Clarissa kam herüber, um ihn zu
begrüßen. «Wie geht’s mit der Diät?» Hugh klopfte sich stolz auf den Bauch.
«Schon viel flacher, und was noch wichtiger ist, ich habe zum
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