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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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beruhigen.»
    Im Moment sah es allerdings nicht
danach aus. Gerade eben schlug er wieder mit der Faust auf den Tisch, damit
auch alle seine Empörung mitbekamen. Mrs. Rees sagte müde: «Jonty, nun hör doch
endlich auf. Du weißt doch, daß Clarissa keine Schuld hat.»
    «Und ob sie Schuld hat!» Er steckte so
voller Wut, er konnte nicht aufhören, selbst wenn er gewollt hätte. «Die ganze
Serie war doch ihre Idee. Sie hat die Leute ausgesucht. Aber sie hat
solche Trottel angeschleppt, daß nicht einmal ich es geschafft habe, sie
interessant erscheinen zu lassen. Nun, ich hoffe, sie hat jetzt erreicht, was
sie wollte...» Es war eine lächerliche, völlig unbegründete Anschuldigung.
Clarissa war sprachlos angesichts dieser neuen Demütigung. Doch Jonathan war
noch nicht am Ende. «Und wo war sie, als ich sie am meisten brauchte?» rief er
schrill. «Im Park — rumhuren!»
    Hughs innere Stimme riet ihm: Laß das!
Du bist doch in so etwas gar nicht geübt. Wenn er dich verprügelt, kann es zu
einem Magengeschwürdurchbruch kommen — das kann tödlich sein. Doch da war er
schon aufgesprungen und durchquerte, ohne nach rechts und links zu blicken, mit
großen Schritten den Saal. Wie von weit her hörte er Clarissa schreien: «Nein,
Hugh, nicht!», aber da war er schon an ihrem Tisch. Abrupt blieb er stehen. Er
hatte nicht die leiseste Ahnung, was er nun tun sollte. Auch Jonathan hatte
sich erhoben. Hugh schien es, als ob er mindestens zwei Meter groß sein müsse;
das war ihm vorher nie aufgefallen. Jonathan weidete sich an seiner
Unentschlossenheit. Mit gehässiger Geringschätzigkeit fragte er: «Und was
schlagen Sie nun vor, Dr. Godfrey?» Einen Moment lang spukte durch Hughs Kopf
die Idee von einem Pistolenduell im Morgengrauen, dann merkte er plötzlich, daß
er sein Glas mit dem Kräutergebräu noch in der Hand hielt, und schüttete es
Jonathan ins Gesicht. Dieser schrie gellend auf: «Meine Augen, meine Augen!
Nicht, meine Augen!» und sank in die Knie. Miss Fawcett stöhnte auf. «Ich
glaube kaum, daß Sie davon blind werden», sagte Hugh kühl, «spülen Sie die
Augen mit viel warmem Wasser aus, und bitten Sie Mrs. Ollerenshaw, daß sie
Ihnen Tropfen gibt.» Er sah sich nach Clarissa um, aber sie war verschwunden.
    Er fand sie am Pool sitzend, nahm sie
in die Arme, geduldig wartend, daß ihr Schluchzen nachließe. Einen Moment lang
hatte er das Gefühl, als ob sie aus der Dunkelheit heraus beobachtet würden,
aber in seiner Sorge um Clarissa vergaß er es wieder. Trotz der Hitze hier
zitterte sie, als fröre sie. Er holte ein Badetuch und wickelte sie darin ein.
«Es wird alles gut, Liebling, es wird alles gut...»
    «Jonathan hat alles kaputtgemacht!»
    Lachend nahm er sie in die Arme.
Offenbar hatte sie das Schlimmste überstanden.
    «Das hatte sich schon lange angestaut,
was?» Sie nickte.
    «Er hat mich schon immer für alles, was
schiefging, verantwortlich gemacht, aber er ist nie so weit gegangen wie heute,
und er hat mir auch noch nie gesagt, ich würde...»
    Sanft legte er ihr den Finger auf den
Mund. «Sprich es nicht aus. Und denk auch nicht mehr daran. Er ist vom Leben
enttäuscht und frustriert, und das hat er an dir ausgelassen. Versuch, ihn zu
vergessen.»
    Er hatte das Gefühl, als halte er ein
Stück Himmelreich im Arm, auch wenn es, zugegeben, etwas durchweicht war. Ihre
Augen waren vom Weinen noch geschwollen, die feine Haut glänzend und
angespannt.
    «Komm mit auf mein Zimmer», flüsterte
sie.
    «Jetzt?» In diesem Irrenhaus, wo jeder
sofort mit den Fingern auf sie weisen würde?
    «Bitte. Es ist mir egal, was die
anderen denken.» Dann, fast unhörbar: «Ich brauche dich, ich brauche dich,
Hugh.»
    Er trocknete ihr die Wange. «Aber
überleg doch mal, wie sie sich alle die Mäuler über uns zerreißen würden. Ich
liebe dich; ich möchte nicht, daß du dich mir in einem Moment der
Enttäuschung...» Wütend stieß sie seine Hand weg.
    «Wenn du mich wirklich liebst, dann
kommst du jetzt mit. Mich interessiert nicht, was die anderen reden, oder ob es
sich gehört oder nicht. Komm einfach mit, und dann sehen wir weiter. Wenn
nicht, dann reise ich ab, noch heute.» Sein ernstes Gesicht beunruhigte sie ein
wenig. «Hugh, es ist mir egal, was die anderen sagen, ich liebe dich.»
    Er reichte ihr die Hand, und sie stand
auf. «Ich liebe dich auch», sagte er und küßte sie. Eng umschlungen gingen sie
die Treppe hinauf. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß. In die Stille hinein
erklang

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