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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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einfach dazu. Beverly brachte ihm sein Glas mit dem Kräutergebräu.
Vorsichtig probierte er. Diesmal schmeckte es wieder nach Strychnin. Also das
mußte er ja nun wirklich nicht mitmachen! Er winkte das Mädchen herbei.
    «Sagen Sie Mrs. Ollerenshaw, daß ich
sie sprechen möchte.» Maeve sah ihn erstaunt an. Seine scheue Zurückhaltung war
wie weggeblasen, er benahm sich genauso ruppig und diktatorisch wie die anderen
Gäste auch. Mrs. Ollerenshaw trat mit einem Lächeln auf ihn zu.
    «Dr. Godfrey?»
    «Ich merke, daß Ihre Flüssigdiät mir
nicht bekommt. Mein Magengeschwür macht mir Beschwerden, und ich befürchte, daß
es, wenn ich weiter dieses Zeug hier», er klopfte an sein Glas, «also daß es,
wenn ich weiter dieses Gebräu hier trinke, noch schlimmer wird. Ich möchte Sie
deshalb bitten, mir in Zukunft Milch und einfache, möglichst fettarme Kost zu
servieren.»
    Er mußte lauter gesprochen haben als
beabsichtigt; die übrigen Gäste hatten zu essen aufgehört und starrten gespannt
zu ihm herüber. Mrs. Ollerenshaw schüttelte betrübt den Kopf. «Ich habe Ihnen
doch gesagt, Sie müssen der Natur eine Chance geben. Während der ersten drei
Tage ist es absolut unumgänglich, sich zu entspannen, damit die Gifte aus dem
Körper ausgeschieden werden können. Aber Sie fanden es ja nicht nötig, sich
daran zu halten, nicht wahr, Dr. Godfrey?» Im Saal herrschte absolute Stille.
Maeve, das Kinn in die Hand gestützt, folgte dem Ganzen mit unverhohlener
Faszination. Ungeachtet der vielen Zuhörer fuhr Mrs. Ollerenshaw gnadenlos
fort: «Sie haben lange Spaziergänge durch den Park unternommen, nicht wahr?»
    Guter Gott! War sie etwa auch draußen
gewesen und hatte sie, während sie so tat, als sammle sie Kräuter, heimlich
beobachtet?
    «Und jetzt haben Sie sicherlich
Kopfschmerzen?»
    Sie hatte recht. Sein Kopf fühlte sich
an, als würde er gleich platzen.
    «Stimmt’s?»
    «Ja!» sagte er widerwillig.
    «Sehen Sie...» Sie stand auf. «Bis
Donnerstag keine Anstrengungen mehr. Und auf keinen Fall Milch. Wir servieren
hier übrigens nie Milch.»
    Sie wandte sich an Maeve: «Ich habe
Ihnen eine lindernde Salbe aufs Zimmer bringen lassen. Cremen Sie sich
regelmäßig damit ein, sie wird Ihnen helfen.» Maeve blickte ihr mit säuerlicher
Miene hinterher. Die Creme gestern hatte nur bewirkt, daß sie sich die ganze
Nacht gejuckt hatte. «Hier, hier», sagte sie zu Hugh und hielt ihm den Brotkorb
unter die Nase, «bedienen Sie sich. Sie sehen ja halb verhungert aus.»
    «Wenn Sie nicht wollen...»
    «Nein, Sie können alles haben. Diese
blöde alte Hexe!»
    Er biß in ein Vollkornbrötchen. Ah,
Manna! Maeve winkte das Serviermädchen herbei: «Hallo, hallo, Sie da — wir
wollen noch Suppe.» In ihrer Stimme schwang ein drohender Unterton mit, und
Beverly trabte dann auch unverzüglich durch den Saal, um das Gewünschte zu
bringen. Maeve füllte einen Teller und schob ihn zu ihm hinüber. «Hier, essen
Sie das. Vielleicht hören Ihre Hände dann auf zu zittern.»
    Sex bekommt mir nicht mehr, dachte Hugh
aufgewühlt, während er gierig die Suppe in sich hineinlöffelte. Eine kleine
Stunde, und ich bin schon ein Wrack... Er fühlte, wie die warme Flüssigkeit
seinen Magen beruhigte. Ah...
    «Bis auf mein Magengeschwür bin ich
eigentlich völlig in Ordnung», begann er, aber Maeve zeigte nicht viel
Interesse, über seinen Gesundheitszustand informiert zu werden.
    «Sagen Sie mal, sind Sie ein richtiger
Arzt?» erkundigte sie sich. O nein, dachte er.
    «Ich habe da nämlich diesen komischen
Ausschlag. Und der Schwachkopf, der mich heute morgen untersucht hat, konnte
mir auch nichts Genaues sagen.»
    Welcher richtige Mediziner konnte so
einem Appell widerstehen? Hugh schluckte den letzten Löffel der Suppe und
wollte gerade so etwas wie eine vorläufige Diagnose abgeben, als ein
splitterndes Geräusch ihn zusammenzucken ließ.
    Jonathan hatte in einem Anfall von Wut
sein Glas auf den Boden geworfen; der Ärger mit dem Fernsehen und dazu noch der
Hunger hatten ihn reizbarer gemacht, als er ohnehin schon war. Hugh blickte auf
Clarissa und hielt den Atem an. Ihr Mund war schmerzlich verzogen, beinahe
häßlich. Und doch liebte er sie mehr als jede andere Frau, die er gekannt
hatte.
    «Nun setzen Sie sich doch bloß wieder
hin», sagte Maeve. Er hatte gar nicht gemerkt, daß er aufgestanden war.
    «Er führt sich schon den ganzen
Nachmittag wie ein Idiot auf. Das beste ist, man läßt ihn in Ruhe. Er wird sich
schon wieder

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