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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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sich ihm da bot, gefiel ihm gar nicht. «Warten Sie, so warten Sie
doch auf mich!» gellte er verzweifelt, als er sah, daß sie sich wieder in
Bewegung setzte. Breitbeinig torkelte er ihr hinterher in Richtung Schloß.
    Als er endlich mit letzter Kraft die
Stufen zum Eingang emporkroch, hatte sie sich bereits umgezogen und rief ihm
fröhlich zu: «Bis gleich dann! Wir sehen uns bei der Gymnastik.» Völlig
erschossen, stützte er sich auf den Empfangstresen. Mrs. Burg, die gerade ein
Telefongespräch vermittelte, drehte sich mitfühlend zu ihm um: «Alles in
Ordnung, Mr. Power? Vielleicht sollten Sie besser nach oben gehen und sich eine
Weile hinlegen?»
    Nichts lieber als das! Aber sein Zimmer
lag eine Treppe hoch, und Jonathan wußte, daß er diese Treppe nicht mehr würde
bewältigen können. Er versuchte, ein jungenhaftes Lächeln zustande zu bringen,
aber es wurde nur eine jämmerliche Grimasse daraus. Speichel rann ihm aus dem
Mundwinkel und das Kinn hinunter. «Lieber... erst... schwimmen... glaube...
ich.» Bleich wankte er den Korridor hinunter, ab und zu eine Rüstung
umklammernd, um zu verschnaufen. Im Solarium verband sich die feuchte Luft mit
seinem Schweiß, so daß ihm in Sekundenschnelle die Kleider am Körper klebten.
Zum Glück war außer ihm niemand da; er wollte in diesem Zustand von niemandem
gesehen werden. Vor seinen Augen tanzte noch immer ein roter Schleier, aber
inzwischen war es ihm egal. Er riß sich die Kleider vom Leib und taumelte ins
Wasser. Welch ein Segen! Er würde sich treiben lassen, bis die Schmerzen
nachließen, einen Fuß immer in Kontakt mit dem Beckenboden, denn er hatte nie
schwimmen gelernt. Schlaff ließ er die Arme im Wasser baumeln, dessen sachtes
Geplätscher nur dann und wann von einem kurzen Scharren übertönt wurde.
    Plötzlich stieß er mit dem Fuß an etwas
Scharfes. Instinktiv hob er das Bein, was bewirkte, daß er sank. Er drehte sich
auf den Bauch und streckte die Hände aus, doch statt der erwarteten Kacheln
berührten seine Hände weiches Fleisch.
    Blicklos starrten die toten Augen durch
ein Visier. Der Helm war mit zwei Lederriemen am Kopf festgebunden worden, und
einer dieser Riemen bildete eine feste Schlinge um den Hals des Toten. In dem
Bruchteil einer Sekunde, den Jonathan reglos verharrte löste sich kräuselnd ein
Blutfaden aus der Mundöffnung des Helms und trieb graziös wie die zarte Ranke
einer Seeanemone auf ihn zu. Heftig mit den Armen rudernd, versuchte er, von
dem Anblick wegzukommen, durch seine Bewegungen löste sich der Blutfaden
langsam auf, wurde dünner und verschwand schließlich ganz.
    Er wußte nun, woran er sich gestoßen
hatte. Die Arme des Toten waren mittels eines Schwertgehänges am Körper
festgezurrt worden, das dazugehörige Schwert ruhte auf dem Beckengrund.
    Hugh eilte den Korridor entlang. Er war
noch immer auf der Suche nach Clarissa. Die Sauna war inzwischen vorbei, aber
er hatte sie auch hier wieder verpaßt. In der Bibliothek war sie auch nicht
gewesen. Er öffnete die Tür zum Solarium und glaubte zunächst, daß es die
Pfauen seien, die da so schrien. Dann realisierte er, daß es Jonathan war. Der
Mann schien völlig außer sich. Heftig paddelnd, versuchte er verzweifelt, vom flachen
Ende des Beckens wegzukommen. Als er Hughs ansichtig wurde, machte er einen
gewaltigen Satz nach vorne und landete mitten im tiefen Wasser — er hatte
völlig vergessen, daß er Nichtschwimmer war. Mit angstvoll aufgerissenen Augen
schrie er gellend um Hilfe.
    Hugh rannte zur Leiter. Jonathan griff
mit solcher Heftigkeit nach dem rettend ausgestreckten Arm, daß Hugh einen
Moment lang glaubte, er habe ihn ausgekugelt. Wieder an Land, warf er sich
umher wie ein gestrandeter Fisch. «Da!» schrie er ein ums andere Mal und zog
Hugh am Hosenbein. «Da, da drüben, sehen Sie doch!» Dann ließ er plötzlich von
Hugh ab und erbrach sich.
    Hugh kniff die Augen zusammen. Zunächst
hielt er das Bündel für einen Schatten. Doch dann beruhigte sich der
Wasserspiegel, und der Schatten nahm feste Form an. Hugh verspürte ein Würgen
in der Kehle, sein Herz klopfte, und er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu
bekommen. Er wollte schreien, aber es kam nur ein Flüstern heraus. «Los, los,
kommen Sie», sagte er heiser zu Jonathan. Auf unsicheren Beinen rannte er um
den Pool, trampelte über Farne und gummiartige grüne Blätter, Er versuchte,
unter die fest angebundenen Arme zu fassen, aber es gelang ihm nicht, er
rutschte ab und glitt ins

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