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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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gar nicht vorhatte zu joggen, hatte er sich wohlweislich
Trainingsanzug und Turnschuhe angezogen, damit sie nicht auf die Idee käme, er
könne womöglich keine Lust haben. Sein Fehler war, daß er ihre Begeisterung
unterschätzt hatte. In Serge-Shorts, die noch aus ihrer Internatszeit stammten,
trabte sie tatendurstig in die Empfangshalle. Seine Einwände schob sie einfach
beiseite.
    «Aber Mr. Powers, ich weiß gar nicht,
was Sie wollen, das Wetter ist doch großartig! Der Nebel wird sich bald
lichten, und dann sollen Sie mal sehen, wie die Farben im Park zu leuchten
beginnen. Ihnen werden die Augen übergehen, wenn wir zurückkommen.»
    «Aber finden Sie es nicht zu gefährlich?
Ich könnte mir vorstellen, daß einem durch den Nebel so manche Unebenheit
verborgen bleibt. Wenn ich mir nun den Knöchel verstauche? Ohnehin ist meine
Achillessehne noch nicht wieder ganz in Ordnung.»
    Sie schüttelte nur energisch den Kopf.
«Nun kommen Sie schon, Mann. Wir bleiben auf den Wegen. Halten Sie sich immer
dicht hinter mir. Ich kenne mich hier aus.»
    Um Zeit zu gewinnen, begann er sich im
Schneckentempo aus seinen Pullovern zu schälen. Je später sie loskamen, um so besser!
Sie hielt ungeduldig die Tür auf. «Ich denke, Sie wollen fit werden, Mr.
Powers. Dann müssen Sie auch ab und zu etwas dafür tun. Es wird Zeit, daß wir
aufbrechen, ich muß um neun schon wieder zurück sein, da habe ich einen
Behandlungstermin.» Jonathan warf verstohlen einen Blick auf die Uhr. Es war
gerade erst acht! Eine Stunde! Er hatte mit höchstens fünfzehn Minuten
gerechnet.
    «Auf Wiedersehen, Mr. Power», rief Mrs.
Burg, als er an ihr vorbeitrabte, die Beine zur Brust hochreißend, wie er es
bei Sportlern gesehen hatte, die sich für ein großes Rennen warmliefen. «Und
seien Sie schön vorsichtig!»
    Hugh wachte auf, als Jessie mit dem
Tablett hereinkam. Sie lächelte ihm zu wie jeden Morgen, doch plötzlich wurde
ihre Miene eisig. Inmitten eines unordentlichen Haufens von Kleidern saß Maeve
nackt vor dem Frühstückstisch und betrachtete ihre Arme. Jessies Mund war nicht
mehr als ein schmaler Strich. Die Augen voller Mißbilligung knallte sie ihm
sein Tablett auf den Nachttisch und sagte: «Hydrotherapie ist um 8 Uhr 30», um
sich sogleich Maeve zuzuwenden: «Sauna für Damen ist um neun.» Krachend fiel
die Tür hinter ihr ins Schloß.
    Maeve zog sich ein T-Shirt über die
bloßen Brüste. «Zinksalbe haben Sie gesagt? Hört es dann auf zu jucken?» Er
starrte sie hilflos an, sein Gehirn war noch vom Schlaf wie gelähmt, die
Fähigkeit zu sprechen noch nicht zurückgekehrt. «Ich werde Ihnen berichten, wie
es wirkt.» Sie ging zur Tür. «Sie haben geschnarcht, als wollten Sie Tote
aufwecken», fügte sie in einem Nachsatz vorwurfsvoll hinzu, dann klappte die
Tür. Endlich war er allein.
    Er warf die Bettdecke zurück und
stürzte ins Bad — Sauna für Damen um neun — das hieß, Maeve und Clarissa
zusammen! Er mußte unbedingt dafür sorgen, daß er Clarissa vorher zu fassen
kriegte. Aber natürlich — Telefon! Er rannte zurück ins Zimmer und stieß sich
vor lauter Hast am Nachttisch die Zehen. Auf einem Bein hüpfend, wählte er die
Nummer des Empfangs. «Miss Pritchett ist nicht mehr auf ihrem Zimmer, Dr.
Godfrey, sie hat ihre Zeitung abgeholt und ist gleich zur Behandlung gegangen.»
Er legte den Hörer auf und griff nach der Uhr. Verdammt, wo hatte er seine
Brille? Egal. Den Kopf dicht über das Zifferblatt gebeugt, konnte er erkennen,
daß es genau acht Uhr fünfundzwanzig war. Fünf Minuten Zeit, bevor ihre Massage
begann, und er mußte sich noch rasieren. Nein, das war zu knapp, entschied er.
Die Anstrengung der letzten Nacht machte sich bemerkbar, er fühlte sich wacklig
auf den Beinen. Er nahm erneut den Hörer ab.
    «Nein, Dr. Godfrey, in den Behandlungsräumen
gibt es kein Telefon. Die Gäste sollen dort schließlich entspannen.»
    Er ging zurück ins Bad und begann sich
zu rasieren. Wenn nun Maeve Clarissa erzählte, wo sie die letzte Nacht
verbracht hattet Aber er hatte ja gleich Hydrotherapie. Vielleicht sollte er
Wilfred bitten, ihm den Kopf recht lange unter Wasser zu halten. Das würde alle
Probleme ein für allemal lösen.
    Im Solarium herrschte die Ruhe vor dem
Sturm.
     
     
    «Hat einer von Ihnen Mr. van Tenke
gesehen?» erkundigte sich Miss Fawcett. «Er hätte um 8 Uhr 30 zum Dampfbad
kommen sollen.»
    Hugh und Wilfred schüttelten den Kopf.
    «Ich wollte, die Gäste würden sich
angewöhnen, die Termine

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