Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
Wasser.
    «So helfen Sie mir doch.»
    «Es ist doch sinnlos», sagte Jonathan,
für einen Augenblick die Pein seines Körpers vergessend. «Er ist tot. Das sehe
ja sogar ich.»
    Hugh versuchte, den Körper anzuheben,
aber er war zu schwer. Durch die Schlinge war der Hals völlig gestreckt, aus
den Scharnieren und dem Visier strömte das Wasser, und Hugh erkannte, daß
Jonathan recht hatte. Mit beinahe übermenschlicher Anstrengung zog er die
Leiche ein Stück weit hoch, bis dorthin, wo das Wasser überging in den
tropischen Garten, und ließ sie dort, halb schon an Land, halb noch im Wasser,
liegen.
    «Mund-zu-Mund-Beatmung hat keinen Zweck
mehr, oder?» erkundigte sich Jonathan aus drei Meter Abstand. Hugh schüttelte
den Kopf, und Jonathan war froh, bleiben zu können, wo er war. Mit einem Gefühl
von Grauen starrte Hugh auf den Toten.
    Die blicklosen Augen schienen ihn
anzuklagen, und aus unerfindlichen Gründen erinnerte er sich plötzlich an einen
anderen, ebenfalls vorzeitigen Tod. Er selbst hatte damals den Totenschein
ausgestellt. Das Ableben jenes Mannes hatte bei seiner Familie soviel
Erleichterung ausgelöst, sie hatten sich ihm so vertrauensvoll in die Hände
begeben, daß er sich nicht imstande gesehen hatte, die Todesursache zu
hinterfragen. Doch diesmal, das wußte er, würde es anders sein.
    «Sollten wir nicht irgend etwas unternehmen?»
    «Ja, natürlich.»
    Hugh ging zögernd in Richtung Treppe.
«Ich werde die Polizei anrufen. Sie sorgen in der Zwischenzeit dafür, daß hier
niemand hereinkommt.»
    «Warten Sie, Sie können mich hier doch
nicht einfach so allein lassen!» Hastig schlang sich Jonathan ein Handtuch um
die Hüften. Hugh tat, als habe er ihn nicht gehört.
    Der Korridor war voller Menschen, die
alle in dieselbe Richtung eilten. Im ersten Moment war er verwirrt. Wo wollten
sie bloß hin? Dann fiel es ihm wieder ein. Natürlich, um zehn Uhr begann ja die
Gymnastik. Unvermutet tauchte Clarissa auf und blieb vor ihm stehen. «Guten
Morgen», sagte sie zurückhaltend. Hatten sie beide sich wirklich erst vor ein
paar Stunden getrennt?
    «Es hat einen Unfall gegeben», sagte er
leise.
    Sie hob fragend die Augenbrauen. In
diesem Augenblick sah er Consuela, begleitet von Miss Fawcett und Mrs.
Arburthnot, den Gang herunterkommen. So unauffällig wie möglich trat er auf sie
zu. «Mr. Van Tenke...» begann er und hielt gleich wieder inne.
    «Ist er endlich aufgetaucht?» fragte
Miss Fawcett lebhaft «Hoffentlich haben Sie ihm gehörig die Meinung gesagt, daß
er in Zukunft seinen Termin einhalten soll.»
    «Nein... Wir müssen die Polizei
verständigen.»
    «Die Polizei?» Consuela sprach als
erste, aber Maeve, die unbemerkt hinzugekommen war, reagierte fast genauso
schnell. «Warum? Was ist passiert?»
    Hugh überlegte gerade, was er antworten
sollte, ohne die Frauen mehr als nötig zu erschrecken, als sich die Tür des
Solariums öffnete und Jonathan herausgestakst kam. Das rosengemusterte
Handtuch, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, stand in grellem
Kontrast zu seinem von grauer Gänsehaut überzogenen Körper. Im Gegensatz zu
Hugh hatte er nicht die geringsten Bedenken, den Umstehenden einen Schock zu
versetzen.
    «Den armen Kerl haben sie
abgeschlachtet.»
    «Was?! Aber...» Consuela sah die beiden
Männer hilflos an, «Dr. Godfrey sprach doch eben von Unfall.» — «Unfall?» sagte
Jonathan verächtlich. «Er ist ertränkt worden, von jemandem mit Sinn für Humor,
ziemlich widerlichem Humor.»
    Hugh überließ es Consuela, weiter mit
ihm zu reden, und ging zum Empfang.
    «Ich muß als erstes dem Colonel
Bescheid sagen», sagte Mrs. Burg starrsinnig, «dann können Sie von mir aus
anrufen, wen Sie wollen.»
    «Geben Sie mir eine Leitung nach
draußen, sofort!» beharrte er. Sie begann, an ihrem Schaltbrett
herumzustöpseln. «Dort drüben hinein», sagte sie mit einer Kopfbewegung.
    In der dunkelsten Ecke der
Empfangshalle befand sich eine Telefonzelle mit der Aufschrift ‹Nur für
ankommende Gespräche». Während er wartete, daß sie ihn mit der Polizei verband,
bemerkte er plötzlich, daß er zu zittern begonnen hatte. Die nassen Kleider!
Und er war hergekommen, um sich zu erholen. Wirklich ein Witz, dachte er.
    Die Polizei gab klare Anweisungen. Hugh
war etwas gekränkt, weil sie sich alle an den Colonel richteten, aber er mußte
zugeben, daß sie präzise und umsichtig waren. Als er ins Solarium zurückkehrte,
war der Korridor leer. Der Colonel hielt bei der Leiche Wache.

Weitere Kostenlose Bücher