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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Hugh ließ sich,
von Müdigkeit übermannt, in einen Sessel fallen; seine anfängliche Aufregung
hatte sich gelegt. Er blickte auf die Uhr. Erst Viertel nach zehn. Das würde
noch ein langer Tag werden.
    Nach einigen Minuten ging ihm der
Anblick des Colonel, wie er neben der Leiche mit hocherhobenem Kopf stramm
stand, auf die Nerven. Doch plötzlich löste sich der Mann aus seiner
Erstarrung. Den Kopf gesenkt, die Nase nach vorn gerichtet wie ein
Vorsteherhund, ging er witternd ein paar Schritte hin und her und blieb
schließlich dort stehen, wo Jonathan sich erbrochen hatte.
    «Wild?» sagte er empört und allmählich
rot anlaufend. «Das also sind die Reste meiner Wildpastete.»
     
     
     

Kapitel drei
     
    Die Polizei war schnell zur Stelle.
Hugh hatte eine kurze Unterhaltung mit dem Polizeiarzt, ein fähiger Mann seiner
Einschätzung nach, und wurde dann aufgefordert, sich zu den anderen in die
Bibliothek zu begeben, um dort auf seine Vernehmung zu warten. Nach einiger
Zeit wurde er in ein improvisiertes Büro gerufen. Der für die Untersuchung
zuständige Beamte war ein großer, ungeschlachter Mann mit vorstehenden Augen.
«Basedow?» überlegte Hugh. Dann sah er auf der Schreibtischplatte seinen
zweiten Schuh.
    «Ich wollte ihn heute morgen wieder
holen», sagte er dümmlich. Der Inspektor sah ihn kurz an und schob den Schuh
beiläufig außer Reichweite. «Hugh Martin Godfrey?» Hugh nickte. «Detective
Inspector Robinson.» Etwas in seinem Ton ließ es Hugh geraten erscheinen, sich,
statt Vermutungen anzustellen über des Inspektors Schilddrüsenfunktion, lieber
auf die Vernehmung zu konzentrieren. Erst jetzt merkte er, daß offenbar alle
seit einiger Zeit darauf warteten, daß er sich setzte.
    «Dieser...» D.I. Robinsons Pranke wies
auf den Schuh, «dieser Gegenstand wurde heute morgen in Zimmer Nummer zwei
sichergestellt. Dem Zimmer der Ehrenwerten Miss Pritchett. Vielleicht haben Sie
die Güte, uns zu erzählen, wie er da hingekommen ist.»
    Hugh war platt. Wieso hatte ihm niemand
gesagt, daß sie adelig war. Bedeutete der Titel, daß sie von einem Herzog
abstammte?
    «Wir warten auf eine Erklärung, Dr.
Godfrey.»
    «Ich habe ihn
in der vergangenen Nacht dort liegengelassen.»
    «Sie haben also die letzte Nacht mit
der Ehrenwerten Miss Pritchett verbracht?»
    «Einen Teil der Nacht.» Wann kamen sie
denn endlich auf die Leiche zu sprechen?
    «Und welchen Teil, wenn ich fragen darf,
Dr. Godfrey?» erkundigte sich D. I. Robinson und beugte sich so weit vor, daß
Hugh ein geplatztes Äderchen in seinem Auge erkennen konnte.
    «Den ersten. Ich verließ Miss Pritchett
ungefähr zu dem Zeitpunkt, zu dem van Tenke, der Totenstarre nach zu urteilen,
umgebracht worden sein muß. Als ich die Leiche aus dem Pool zog, fühlten sich
die Arme bereits steif an. Ich kann natürlich nur grobe Vermutungen anstellen;
da die Arme am Körper festgebunden waren, hatte ich keine Möglichkeit, die
üblichen Tests durchzuführen, aber meiner Meinung nach deutete alles darauf
hin, daß er bereits vier oder fünf Stunden tot war. Und das heißt, er muß so
zwischen fünf und sechs Uhr morgens umgebracht worden sein.»
    Er spürte selbst, daß er nervös war,
überdreht und geschwätzig, aber wenigstens war er zur Sache gekommen.
    «Kehren wir noch einmal zurück zum...
ersten Teil der Nacht, Dr. Godfrey.» Offenbar interessierte der Mord den
Inspektor erst in zweiter Linie. Der Polizeiart hatte vorläufige Vermutungen
über Todesursache und — zeit abgegeben, aber der oder die Mörder waren
einstweilen noch unbekannt. Doch zum Glück hatte man wenigstens einen
Ehebrecher, auf den man die Hand legen konnte. «Würden Sie uns bitte
beschreiben, was sich zwischen Ihnen und der Ehrenwerten Miss Pritchett
abgespielt hat?»
    Ich denke ja gar nicht daran, dachte
Hugh empört. Was bildete sich dieser Polizist eigentlich ein?
    «Nach dem Abendessen ging ich mit Miss
Pritchett auf ihr Zimmer und blieb dort, bis es hell wurde. Als ich mich anzog,
konnte ich meinen Schuh nicht finden und beschloß, da ich zu so früher Stunde
nicht lange suchen wollte, später wiederzukommen. In meinem Zimmer traf ich
dann auf Miss Kelly...»
    Spätestens jetzt hatte er ihre volle
Aufmerksamkeit. Selbst das unscheinbare Männchen, das die Vernehmung
mitstenografiert hatte, sah von seinem Blatt hoch und blickte ihn
erwartungsvoll an. Das Schweigen war so mit Händen zu greifen, daß Hugh das
Gefühl hatte, es drücke ihn gegen die Stuhllehne.
    «Miss...

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