Pringle in Trouble
fürchte, daß ich Ihnen
über Valter van Tenke nicht viel werde sagen können.»
«Das macht gar nichts. Sie haben mir
auch so schon sehr weitergeholfen, Dr. Godfrey. Ich denke, daß der Colonel in
der Lage sein müßte, mir eine ganze Menge über seinen Freund zu erzählen.»
Hugh erwartete, jetzt verabschiedet zu
werden, doch Mr. Pringle schien damit keine Eile zu haben. Er legte offenbar
Wert darauf, daß Hugh erfuhr, wen er vor sich hatte. «Seit Beginn meiner
Tätigkeit als Privatdetektiv hatte ich, wie ich eben schon erwähnte, bisher
drei Todesfälle zu bearbeiten. Das eine war ein angeblicher Doppelselbstmord — ziemlich
unappetitlich; ich denke nur sehr ungern daran zurück. Die andere Sache war
nicht so schlimm - der Körper des Toten war noch in relativ intaktem Zustand.
Was nun die Leiche heute morgen angeht — also ich glaube nicht, daß ich dem
Anblick gewachsen gewesen wäre... mir war nämlich schon schlecht irh ankam; ich
vertrage das Fliegen nicht.»
Hugh lächelte mitfühlend. «Haben Sie
noch eine Frage, was die medizinische Seite angeht?»
«Ja. War Mr. van Tenke bei seinem
Eintritt ins Wasser Ihrer Meinung nach schon tot?»
«Schwer zu sagen. Vermutlich nur
bewußtlos. Die Schlinge um seinen Hals war sehr eng. Es könnte sein, daß er
allmählich daran erstickt ist.»
«Wäre es auch möglich, daß er noch auf
irgendeine andere Art und Weise getötet worden ist und daß der Mörder ihm die
Schlinge nur um den Hals gelegt hat, um eine falsche Spur zu legen?»
Hugh wiegte zweifelnd den Kopf.
«Vielleicht...»
«Sie halten es also nicht für
wahrscheinlich?»
«Nein, eigentlich nicht. Er war ein
großer, ausgesprochen kräftiger Mann. Außerdem durchtrainiert. Die Art und
Weise, wie er zusammengeschnürt wurde...» Hugh suchte nach Worten. «Es sah...
obszön aus.»
Mr. Pringle nickte ernst und blätterte
eine Seite in seinem Notizbuch um.
«Man hat mir gesagt, daß Miss Kelly
verschwunden sei. Sie soll eine Pistole und ein Messer bei sich führen. Für D.
I. Robinson stand offenbar schon fest, daß sie die Täterin sein müßte; er hat
jedenfalls eine landesweite Fahndung nach ihr ausgeschrieben.»
Hugh schüttelte heftig den Kopf. «Ich
bin ganz sicher, daß sie es nicht getan hat. Möglicherweise hat sie etwas
Entscheidendes gehört — ich habe Ihnen ja erzählt, was sie sagte, aber zur
fraglichen Zeit war sie mit mir zusammen.»
«Ich weiß, Dr. Godfrey.» Es klang sehr
neutral.
Hugh spürte, wie die Angst in ihm
hochstieg. Er hatte gedacht, Mr. Pringle sei sein Verbündeter.
«Hören Sie, Sie haben doch nicht etwa
Zweifel an dem, was ich Ihnen gesagt habe? Ich meine — warum sollte ich lügen?»
Mr. Pringle sah ihn aufmerksam an. Dies war in der Tat eine sehr wichtige
Frage.
«Wie ich vorhin schon erwähnte, Dr.
Godfrey, bin ich erst seit kurzer Zeit als Privatdetektiv tätig. Mein
Schwerpunkt ist die Aufklärung von Betrugsfällen. Zahlen faszinieren mich.
Sehen Sie, den größten Teil meines Berufslebens war ich nämlich Steuerinspektor...»
Hugh bemühte sich, weiter liebenswürdig
zu lächeln.
«Nun zu Ihrer Frage, Dr. Godfrey.
Während meiner circa dreißigjährigen Tätigkeit als Steuerbeamter ist mir nicht
ein einziges Mal ein Mann oder eine Frau begegnet, die nicht gelogen hätten.
Ich hörte Geschichten von Pferden, die beim letzten Hindernis stürzten, von
Kompagnons, die spurlos verschwanden und der ganze Profit mit ihnen, von
fehlgeschlagenen Investitionen. Und nicht ein einziges Mal erzählte mir jemand,
daß er Erfolg gehabt habe. Manchmal ging ich, wenn diese Unglücklichen, vom
Schicksal Geschlagenen sich verabschiedet hatten, ans Fenster (mein Büro war in
der Nachkriegszeit zunächst provisorisch in einer Baracke untergebracht), um
ihnen nachzublicken, wie sie wegfuhren. Und wissen Sie, fast alle stiegen in
einen Drei-Liter-Wagen...
Was nun den Grund für ihre Lügen angeht:
sie sollten verhindern, daß ich hinter die Wahrheit kam. Aber es ist mir
trotzdem noch jedesmal gelungen, auch wenn mir manchmal die Beweise fehlten. In
einem Fall habe ich meine Aufzeichnungen der Polizei übergeben, die haben dann
die Sache zu Ende gebracht.
Ich bitte, mich recht zu verstehen, Dr.
Godfrey. Ich will gar nicht ausschließen, daß das, was Sie mir eben erzählt
haben, die Wahrheit war. Und wenn dem so ist, dann betrachte ich es, das dürfen
Sie mir glauben, als große Ehre. Aber Sie müssen verstehen, daß sechsunddreißig
Jahre der Ausflüchte und Lügen mich
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