Pringle in Trouble
nicht dazu
gekommen, die Kaminfeuer anzuzünden», sagte Mrs. Burg, «wenn Sie sich also
vielleicht noch eine kleine Weile hier unten aufhalten würden...» Der Minibus,
der täglich die Gärtner und Putzfrauen vom Dorf zum Schloß heraufbrachte, hatte
wieder freie Zufahrt. Unmittelbar nach seiner Ankunft begann auf den Fluren und
in den Zimmern ein geschäftiges Treiben. Körbeweise wurde Feuerholz nach oben
geschleppt. Die Gäste wanderten ziellos umher, sie wußten nicht recht, was sie
mit sich anfangen sollten. Das Solarium durfte noch immer nicht betreten
werden. Hugh gelang es, Clarissa für einen Moment allein zu erwischen. «Komm
mit nach draußen. Bitte.»
«Es ist schrecklich kalt. Und außerdem
würden sie es uns, glaube ich, nicht erlauben.»
«Aber ich muß mit dir reden! Wir können
ihnen ja versprechen, daß wir in Sichtweite bleiben...»
«Na schön. Ich hole meinen Mantel.»
Auf Anweisung der Polizei durften sie
ihren Spaziergang nicht weiter als bis zum Krocketfeld ausdehnen. Es war trübe,
der Himmel bleiern. Unter den wachsamen Blicken einer Polizistin, die sie von
der Terrasse aus beobachtete, umschritten sie wieder und wieder den Rasenplatz.
Sie sprachen leise, doch in der stillen Luft trug jeder Laut weit.
Sie zitterte. «Es ist alles so
schrecklich, picht? Hast du schon jemals vorher mit einem Mord zu tun gehabt?»
«Nein, das Pinner ist glücklicherweise
kein Ort für kriminelle Aktivitäten...»
«War er bewußtlos, Hugh? Ich meine,
bevor er...»
«Bevor er in den Pool geworfen wurde?
Ich bin nicht sicher, aber ich glaube schon. Vermutlich ist er ertrunken, ohne
vorher noch einmal zu sich gekommen zu sein.»
Ein Schauer überlief sie.
«Denk nicht mehr daran, Liebste.»
«Red nicht solchen Blödsinn!» Sie sah
ihn ärgerlich an. «Als ob irgend jemand von uns an etwas anderes denken
könnte!» Schweigend begannen sie eine neue Runde um den Platz.
Nach einer Weile sagte sie wie
beiläufig: «Willst du mir nicht von deinem Besuch erzählen?»
Er war für einen Moment wie betäubt.
«Wie um alles in der Welt...?Hast du es von ihr?»
«Wie denn wohl?» gab sie ironisch
zurück. «Kaum hattest du was von der Polizei gesagt, hat sie doch gemacht, daß
sie wegkam. Ich dachte, das hättest du mitgekriegt.»
Er schüttelte den Kopf.
«Armer Hugh. Nicht nur, daß das
Mädchen, das du verführt hast, das Weite sucht, nun stempelt man dich auch noch
zum Mörder.»
«Was?!»
«Du bist der Hauptverdächtige, hast du
das nicht gewußt?» Sie sah ihn kühl an.
«Wer sagt das?» Zum Teufel mit der
Liebe. Dem mußte er auf den Grund gehen.
«Jonathan natürlich. Während du bei
diesem Mr. Pringle warst, hat er jedem, der es hören wollte, erklärt, daß
eigentlich nur du für die Tat in Frage kämst.»
«Aber was für ein Motiv sollte ich denn
haben?»
«Das interessiert Jonathan doch nicht
im geringsten, so gut solltest du ihn inzwischen kennen. Er hat sich an
irgendeinen alten Film erinnert, in dem ein verrückter Arzt vorkam, der...»
«Hör zu!» Er faßte sie an den Schultern
und drehte sie zu sich herum, so daß sie ihn ansehen mußte. «Ich
höchstpersönlich habe gerade eben bei Pringle dafür gesorgt, daß er entlastet
wird. Ich habe gesagt, daß ich glaubte, sein Schock sei echt gewesen, nicht
gespielt.»
Sie wollte lachen, aber ihre Oberlippe
war vor Kälte wie gefroren. In ihren Augen standen Tränen der Erbitterung. «Du
erwartest doch nicht etwa so etwas wie Dankbarkeit? Jonathan hat, solange ich
ihn kenne, immer schon versucht, andere Leute anzuschwärzen, das hängt wohl mit
seinen eigenen Schwächen zusammen. Ich glaube nicht einmal, daß er viel darüber
nachdenkt. Es ist eine Art Überlebensinstinkt.»
«Hat ihm irgend jemand geglaubt?»
Sie zögerte einen Moment zu lange. «Ja,
die Arburthnot. Da es Jonathan nicht gewesen sein könne und der Colonel ganz
sicherlich auch nicht, seist du der einzige Mann, der übrigbleibe. Ich glaube,
sie hat nur auf eine Gelegenheit gewartet, dir eins auszuwischen, weil du sie
immer so merkwürdig von der Seite ansiehst.»
«Ich finde sie mitleiderregend.»
«Das merkt man. Vielleicht solltest du
dich ab und zu bemühen, deine Gefühle nicht ganz so deutlich zur Schau zu
stellen. Und jetzt erzähl mir von Maeve Kelly.»
Es war, als seien sie zwei Fremde. Er
ließ ihre Hand los und glaubte fast körperlich zu spüren, wie sie innerlich auf
Distanz zu ihm ging. Er war noch immer schockiert von dem, was er gerade gehört
hatte, und
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