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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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einmal verfügbar wäre. «Die Schnittstelle? Also, wenn wir sie erst haben,
so gut wie alles. Wenn wir zum Beispiel wissen, daß ein Krimineller Linkshänder
ist und blaue Augen hat, dann wird diese Information eingegeben, und innerhalb
von drei Sekunden haben wir die Namen aller blauäugigen, linkshändigen Männer,
die jemals mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind!» Mr. Pringle fand, daß die
Erfindung des Rades für die Menschheit doch wesentlich nützlicher gewesen sei.
Er wagte einen kleinen Scherz: «Wenn es bei Constable Duncan mit der
Rechtschreibung so schlecht bestellt ist, vielleicht sollten dann Sie und Ihre
Kollegen ihm ein Wörterbuch schenken?» Sie schüttelte den Kopf. «Das wäre zwecklos»,
sagte sie bedauernd. «Die Wörter, die Constable Duncan benutzt, stehen in
keinem Wörterbuch.»
    In einem Sessel im ersten Stock fand
Pringle schließlich doch zur Ruhe. Er brauchte Zeit und Muße, um seine Gedanken
zu entwirren. Wilfred war dabei, die verschiedenen Zimmer für die Nacht mit
Thermosflaschen zu versorgen, und als er bei Pringle vorbeikam, nickte dieser
ihm freundlich zu. Zwei oder drei Dinge waren ihm immer noch nicht ganz klar,
dachte er. Sorgsam rief er sich die verschiedenen Berichte über die Ereignisse
der letzten Nacht noch einmal ins Gedächtnis zurück. Er glaubte inzwischen zu
verstehen, warum Mrs. Arburthnot Miss Browns Brief mit keinem Wort erwähnt
hatte, vermutlich war sie zu dem Zeitpunkt, als Miss Brown ihn unter der Tür
durchschob, schon gar nicht mehr in van Tenkes Zimmer gewesen. Andererseits
hatte der Duft ihres Parfüms doch in der Luft gehangen, was heißen konnte, daß
sie noch in der Ecke gekauert oder gerade unmittelbar vorher in ihr Zimmer
zurückgekehrt war. Aber das war auch nicht so wichtig. Merkwürdig war nur, daß
der Brief bisher noch nicht wieder aufgetaucht war.
    Was mochte sie van Tenke geschrieben
haben, überlegte er. Mrs. Arburthnots Ausruf: «Fragen Sie lieber Melody, wie
ihr Vater wirklich gestorben ist» klang ihm noch in den Ohren. Was mochte sie
damit gemeint haben? Fest stand jedenfalls, daß die Erinnerung an den Tod ihres
Vaters Miss Brown verfolgte, warum sonst führte sie ein Bild seines Grabes auf
Reisen mit sich? Und was hatte sie mit der beiläufigen Erwähnung des
Fondsgeldes, das sie geerbt hatte, bezwecken wollen? Hatte möglicherweise van
Tenke etwas über sie gewußt, was nicht bekannt werden durfte? Wenn ja, so hatte
er mit Sicherheit versucht, Kapital aus diesem Wissen zu schlagen. Mr. Pringle
seufzte, er hatte gerade an Miss Browns muskulöse Schultern denken müssen. Doch
Valter van Tenke war während des Beischlafs überwältigt worden. Konnte man sich
Miss Brown vorstellen, wie sie einen Mann verführte?
    Der Mörder von van Tenke hatte die
Gelegenheit genutzt, als dieser am schutzlosesten war. Wie lange würde es
gedauert haben? Wie stark mußte der Druck auf die Halsschlagader sein, daß ein
kräftiger, gesunder Mann zusammenbrach und das Bewußtsein verlor. Und wie
schnell wäre er normalerweise wieder zu sich gekommen? Er mußte Antworten auf
diese Fragen haben. Ihm fiel ein, daß er noch zwei Mitteilungen zu überbringen
hatte, die eine davon an Dr. Godfrey.
     
     
    Das Kaminfeuer in Mrs. Rees’ Zimmer war
längst heruntergebrannt, nur gelegentlich züngelte noch eine Flamme, um dann
geräuschlos zu verlöschen. Mrs. Rees lag, einige Kissen in ihrem Rücken,
zurückgelehnt auf ihrem Bett, ihre Handtasche neben sich. Sie hatte die Augen
geschlossen, aber sie schlief nicht. Die anderen saßen, ein paar Schritte
entfernt, am Kamin. Die Zimmertür stand offen — genau wie die anderen Türen auf
dem Flur auch. Jeder fürchtete, sobald er sie schloß, mit seiner Angst allein
zu sein.
    Hugh merkte, daß er zuviel Cognac
getrunken hatte; er konnte sich gar nicht erklären, wie es dazu gekommen war.
Der Alkohol machte ihn lebendig, bewirkte in ihm abwechselnd Begehren und Melancholie.
Die ersten zwei, drei Gläser, das wußte er noch, hatte er getrunken, als sie
hier aufs Zimmer gekommen waren. Und dann, weil er fand, daß Clarissa eine
wunderbare Frau sei, hatte er noch ein paarmal nachgegossen. Danach war ihm
dann Marion eingefallen, und das hatte in ihm unangenehme Gefühle geweckt —
deshalb hatte er sich noch drei, vier Gläser genehmigt, um sie zu vergessen. Es
hatte jedoch nicht viel genützt, und nun grollte er sich und ihr, daß seine
Stimmung verdorben war. Heute abend wollte er an niemand anders denken als

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