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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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stiegen sie hoch. Oben
angekommen, schlug Keatly, leise vor sich hin fluchend, mit der Faust gegen die
Tür und ging dann, ohne noch ein «Herein» abzuwarten, einfach hinein. Mr.
Pringle im Schlepptau. Sie platzten mitten hinein in Miss Fawcetts große
Abschiedsszene. Die Eindringlinge fühlten sich wie zu spät gekommene
Theaterbesucher. Keiner der vier Anwesenden nahm auch nur die geringste Notiz
von ihnen; es war, als seien sie Luft.
    Der Raum versetzte Mr. Pringle in
Erstaunen. Genau wie im Speisesaal unten hatte man auch hier nichts verändert.
Die hohe Decke absorbierte das Licht, aber er konnte trotzdem das kunstvolle
Maßwerk erkennen, wie es sich elegant in die Höhe schraubte. Nach drei Seiten
hin waren die Fenster durch dicke Ledervorhänge verdeckt, aber man brauchte
nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie bei klarer Sicht der Blick über
das Moor hinweg bis zum Meer reichen würde. War dies der Ort, wo Eleonore
gesessen hatte, um auf Heinrich zu warten? Ihre Nachfolgerin Consuela stand wie
reglos neben dem Kamin. In ihrer schweren, seidenen Robe spiegelte sich der
Widerschein des Kaminfeuers. Sie hatte die Haare geöffnet; in der Hand hielt
sie eine silberne Bürste, in deren Rückseite die Initialen «CWR» eingelassen
waren. Einen Moment lang hatte Pringle den Eindruck, er sehe einen Ausschnitt
aus einem lebenden Bild: Die schöne Schloßherrin am Kamin bei der
Abendtoilette. Der Eindruck wirkte verstörend auf ihn: War Mrs. Willoughby
immer nur Teil einer Scharade, nie sie selbst?
    Die Bühnenmitte wurde ganz von Miss
Fawcett beherrscht. Diese war viel zu erregt, um irgend etwas außerhalb ihrer
selbst wahrzunehmen. Die Sehnen an ihrem Hals traten vor Anspannung hervor, als
wollten sie jeden Moment reißen. «Es scheint mir ganz offensichtlich, daß ich
hier nicht im mindesten die Anerkennung bekomme, die ich verdiene...» Sie
wartete einen Moment, doch der erhoffte Widerspruch blieb aus. «Nach all den
Jahren hier werde ich noch immer nicht als — zugehörig akzeptiert.» Keiner der
Willoughbys machte Anstalten, etwas zu sagen. «Nun denn, sei’s drum. Ich habe
das Recht, an meine Zukunft zu denken; und die Tätigkeit hier bietet mir nicht
die Erfüllung, die ich mir wünsche...» Hatte Jonathan ihr den Text geschrieben,
fragte sich Mr. Pringle. Unbehaglich wartete er, wie es weitergehen würde.
    «Ich habe nie große Ansprüche an das
Leben gestellt. Aber jetzt hat sich mir die Chance geboten, mit einem
sensiblen, schöpferischen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Er bat mich sein
Bollwerk zu sein und mich zwischen ihn und die Schleudern und giftigen Pfeile
seiner neidischen Gegner zu stellen...» Mr. Pringle betrachtete ihre schmale,
magere Gestalt. Die meisten Steine und Pfeile würden Jonathan wohl trotzdem
treffen.
    «Jonathan hat mich gebeten, die Last
seines Lebens mit ihm zu teilen. Es wäre töricht von mir, ließe ich so eine
Gelegenheit ungenutzt vorübergehen.» Ihre schrille Stimme hatte eine so hohe
Tonlage erreicht, daß der nächste Satz, obwohl eigentlich als zärtliche
Reminiszenz gemeint, eher wie ein qualvoller Schrei herauskam: «Er erinnert
mich so an Donald!»
    Sie hielt inne und blickte um sich. Die
Umstehenden schwiegen. In die eisige Stille hinein sagte sie: «Ich wünsche,
Samstag zu gehen.»
    Mit dumpfem Dröhnen fiel die schwere
Eichentür hinter ihr ins Schloß. Der Colonel stieß einen tiefen Seufzer aus.
    «Gott sei Dank! Ich hatte befürchtet,
wir hätten sie für immer am Hals.»
    Mr. Pringle konnte sich nicht
zurückhalten: «Wer war Donald?» wollte er wissen.
    «Der Glückliche, der es geschafft hat,
ihr zu entkommen», sagte Dr. Willoughby düster.
    Der Inspector räusperte sich. «Ich
hätte da einige Fragen, aber ich kann ihnen versichern, daß ich Sie nicht
länger als dringend nötig belästigen werde.»
    Er ist unsicher, dachte Mr. Pringle.
    «Haben Sie schon mit den Angestellten
gesprochen?» blaffte der Colonel. D.I. Keatly nahm instinktiv Habachtstellung
ein. «Nur kurz, Sir!»
    «Schlamperei! Der Fall könnte längst
gelöst sein!»
    «Wie das, Colonel?»
    «Mein Bursche. Er schläft schließlich
im Solarium. Da dürfte er wohl wissen, was passiert ist...»
    «Er schläft wo ?» Es war ein
einziger Aufschrei. «Warum erfahre ich das erst jetzt? Wieso stand kein Wort
davon im Ermittlungsbericht?» Er starrte sie an, außer sich vor Wut, und wäre
am liebsten einem von ihnen an die Kehle gegangen. Sein Blick fiel auf
    Mr. Pringle. «Wilfred

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