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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Miranda Kenny sein mußte. Sie trug eine
Wollmütze mit Aztekenmuster, dazu einen dicken selbstgestrickten Pullover und
Jeans und wirkte auf Mr. Pringle trotz des strengen, knabenhaften Haarschnitts
und einer etwas altmodischen Nickelbrille sympathisch und unkompliziert.
    Überrascht registrierte er, daß
ihr bloßes Erscheinen die Atmosphäre sofort verändert hatte. Ruby gegenüber
hatte er allgemeine Herablassung bemerkt, dann, als die Rede auf Elsie kam,
Verachtung, jetzt spürte er Feindseligkeit. Sie schien von Mrs. Leveret
auszugehen. Die anderen Frauen beobachteten sie und Miranda Kenny schweigend.
Falls Mrs. Kenny etwas merkte, so war ihr dies jedenfalls nicht anzusehen. Aber
vielleicht war sie auch zu sehr mit ihrem eigenen Anliegen beschäftigt. Sie
wandte sich sogleich an den Pfarrer.
    «Es hat wieder ein Massaker
gegeben, Reg. Wieder die Kinder. Diesmal haben sie Skateboards benutzt. Ich muß
ein Grab ausheben.»
    «Aber dann bitte unten bei der
Hecke, Mrs. Kenny. Der Küster hat gerade heute morgen den Rasen frisch gemäht, und
für das Blumenfest soll doch alles tipptopp aussehen.»
    «Danke.» Sie drehte sich auf
dem Absatz um und verschwand. Die Spannung ließ fühlbar nach.
    «Ein Massaker!» wiederholte
Tracy kichernd. «Ziemlich komischer Ausdruck, finde ich, wenn es sich bei den Toten
um Frösche handelt.» Mr. Pringle jedoch war beeindruckt. Er kannte in London
niemanden, der sich so für die Umwelt einsetzte. Über ökologische Probleme
reden, ja das schon, aber sich um den Schutz dieser gräßlichen Amphibien mit
ihrer feuchten, glitschigen Haut tatsächlich selbst aktiv zu kümmern...
    «Du mußt zugeben, daß Miranda
mit ihrem Einsatz für die Frösche hier schon recht hat», wandte sich Joyce
Parsons an Tracey. «Wenn sie sich nicht so engagiert hätte, gäbe es hier in
Wuffinge keine einzige Kaulquappe mehr, geschweige denn eine ganze
Froschkolonie.»
    «Mrs. Kenny ist nichts als eine
alte Wichtigtuerin und eine Nervensäge dazu», sagte Ruby laut. «Ich hoffe, die
verdammten Biester fallen eines Tages über sie her und trampeln sie zu Tode.»
Doris Leveret schwieg.
     
     
     

Kapitel
zwei
     
    Der Wirt erläuterte die
Entfernung zwischen Bad und Zimmer eher erbittert als bedauernd.
    «Es ist eben immer dasselbe mit
diesen alten Häusern... in den Balken dort drüben hätte man gut einen
Einschnitt machen’und den Wassertank einfügen können, aber leider ist das ein
Stützbalken, und dann wäre uns das Dach über dem Kopf zusammengefallen. Bei
Wind hat man hier in diesem Zimmer allerdings auch so das Gefühl, daß gleich
alles auseinanderbricht. Manche Gäste finden das sehr reizvoll. Oh, und bitte
stören Sie sich nicht an den Staubhäufchen, da sind nur die Holzwürmer am
Werke. Ich würde Ihnen übrigens raten, die Fenster geschlossen zu lassen. Und
den Weg zum Bad kann man sich wirklich leicht merken, nach zwei, drei Tagen finden
Sie ihn sogar im Schlaf. Wenn Sie aus Ihrem Zimmer kommen, nach rechts den Flur
hinunter. Am Ende, dort, wo es um die Ecke geht, müssen Sie aufpassen, da ist
eine Stufe. Sie gehen durch die Eisentür — das rote Lämpchen bleibt die ganze
Nacht über an, wir scheuen da keine Kosten — dann wieder drei Stufen, ein
kurzes Stück Flur, und dann ist es die zweite Tür rechts. Auf keinen Fall die
erste Tür öffnen! Da wohnt im Moment gerade ein junges Paar auf Hochzeitsreise,
wenn ich mich nicht irre. Die Frau habe ich noch gar nicht zu Gesicht bekommen,
mein Barmann hat ihnen die Zimmerschlüssel ausgehändigt. Ich könnte mir
vorstellen, daß die beiden nicht gerade erfreut wären, wenn Sie mitten in der
Nacht bei ihnen hereintapsten. Aber Sie werden die richtige Tür schon finden.»
    Mr. Pringle hoffte inständig,
daß er recht hatte.
    «Wenn wir in diesem Teil des
Hauses ein zweites Abflußrohr hätten legen können», fuhr der Wirt fort, «hätten
wir vom Automobilclub einen zweiten Stern bekommen. So kann ich für das Zimmer
hier nur 24 Pfund 25 Pence plus Mehrwertsteuer nehmen. Komplettes englisches
Frühstück 6.75 Pfund, kontinentales Frühstück 3.99 Pfund. Happig, was?» Mr.
Pringle nickte. Er überlegte insgeheim, ob es wohl irgendwo in Wuffinge eine
preiswertere Unterkunft gab. Gleich morgen würde er vorsichtig Erkundigungen
einziehen. Sein Wagen war abgeschleppt worden, die nächste Eisenbahnstation lag
dreißig Kilometer entfernt, und der Bus verkehrte nur zweimal wöchentlich, da
durfte er es nicht riskieren, den Wirt zu verärgern.
    Kaum

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