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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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die
Schleifspuren am Flußufer?»
    Sie sah ihn irritiert an. «Aber
das habe ich Ihnen doch eben gerade gesagt: Offenbar ist das der Ort, wo der
Mörder Doris Leverets Leiche in den Fluß gezerrt hat. Die Stelle bietet sich ja
auch an, das Ufer ist hier besonders dicht bewachsen, so daß er nicht zu
befürchten brauchte, gesehen zu werden.» Tracy Tyler und Andrews wechselten
einen vielsagenden Blick.
    Und plötzlich hatte Miranda
begriffen. «O Gott, Sie verdächtigen mich, daß ich Doris Leveret umgebracht
habe... Ich hätte gedacht, so dumm könnten nicht einmal Sie sein.»
    Detective Inspector Andrews sah
sie gleichmütig an.
    «Betrachten Sie das Folgende
als ein rein hypothetisches Gedankenspiel», sagte er. «Sie sind also der Täter
und haben gerade Doris Leveret umgebracht und ihre Leiche in den Fluß geworfen.
Wohin wenden Sie sich jetzt?»
    Miranda starrte ihn an, sie
wußte nicht, ob sie ihn lächerlich oder bedrohlich fand.
    «Sind Sie verrückt? Ich
erstatte Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung, und statt gegen den Täter zu
ermitteln, beschuldigen Sie mich jetzt des Mordes. Das ist ja grotesk!»
    «Das mag Ihnen so vorkommen,
Mrs. Kenny. Aber sehen Sie, Sie kennen die Gewohnheiten der Menschen, die hier
leben, und deshalb wiederhole ich meine Frage: Wohin könnte sich der Mörder
gewandt haben — immer vorausgesetzt, es war ein Mann aus dem Ort.»
    «Soll ich jetzt vielleicht für
Sie einen Mord aufklären?» fragte sie aggressiv. «Mich interessiert in erster
Linie, daß Sie den Mann finden, der versucht hat, mich zu vergewaltigen — und
der war nicht von hier!» Wie deutlich mußte sie denn noch werden, verdammt noch
mal!
    «Um unseres hypothetischen
Gedankenspiels willen, lassen Sie uns trotzdem so tun als ob.»
    Sie zuckte die Achseln.
    «Tut mir leid, ich finde das
reine Zeitverschwendung. Was ich gerne wissen würde, ist, warum Doris Leveret
so spät in der Nacht noch unterwegs war. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was
sie um diese Zeit noch draußen wollte.»
    «Und Sie haben sie nicht
gesehen — weder auf dem Hinweg, als Sie zu den Fröschen wollten, noch
hinterher, nach dem Angriff, als Sie nach Hause zurückrannten?» fragte W.D.C.
Tyler und sah Miranda forschend an.
    «Ja, ich meine, nein, ich habe
sie nicht gesehen. Aber das habe ich Ihnen doch schon gesagt.»
    «Und außerdem haben Sie
ausgesagt, Sie hätten in dieser Nacht überhaupt niemanden gesehen — schon ein
bißchen merkwürdig, finden Sie nicht?» ergänzte Andrews.
    «Hören Sie», begann sie und
bemerkte mit Schrecken, wie schrill ihre Stimme plötzlich klang. Was als Rache
gedacht war, verkehrte sich allmählich in eine Bedrohung für sie selbst.
«Natürlich waren noch zwei, drei außer mir unterwegs. Ich habe vereinzelt
Geräusche gehört — zum Beispiel eine Frau, die nach ihrem Hund rief, aber ich
habe die Leute nicht gesehen und ihnen auch weiter keine Beachtung geschenkt.
Ich war damit beschäftigt, mir zu überlegen, was noch zu tun sei, bevor wir am
Freitag nachmittag das Zelt für das Publikum öffnen würden. Für ein Dorf von
der Größe Wuffinges ist eine solche Volkskunst-Ausstellung ein
Riesenunternehmen.»
    Andrews nickte. «Ja,
natürlich.»
    «Die Sache hat, wie Sie
vermutlich wissen, im Dorf zu gewissen Spannungen geführt, das will ich gerne
zugeben. Aber ich kann nur wiederholen, wenn Sie wirklich denken, ich hätte
Mrs. Leveret umgebracht, dann sind Sie ganz üblem Dorfklatsch aufgesessen.»
    «Wir haben uns gestern im Ort
etwas umgehört, stimmt», sagte Andrews. «Und hinterher haben wir aufgelistet,
wer einen Groll hegt, wer versucht hat, einen Nachbarn anzuschwärzen, wer
glaubwürdig klang und wer nicht. Eben unsere übliche Polizeiroutine. Wir gehen
Querverweisen nach, vergleichen die Aussagen miteinander und überprüfen
Unstimmigkeiten. Auf diese Weise scheiden wir etliche Namen aus; andere, die
immer wieder auftauchen, gewinnen dafür an Interesse für uns. Ihrer ist solch
ein Name, der immer wieder auftaucht, Mrs. Kenny.»
    «Das hätte ich Ihnen auch schon
vorher sagen können.» Sie mußte unter allen Umständen versuchen, Ruhe zu
bewahren. Dies Verhör würde sie schon durchstehen, schließlich hatte sie
dreimal soviel Grips wie dieser dumme Bulle, der die ganze Zeit versuchte, sie
zu provozieren. «Es gibt viele hier, die ruhig zusehen, wie das Dorf langsam
stirbt. Ich dagegen möchte das, was den Reiz Wuffinges ausmacht, bewahren, aber
das geht nur, wenn man auch bereit ist,

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