Pringle vermisst eine Leiche
bevorstehende Befragung einzustimmen: «Tracy, wehe, wenn Sie nicht auch
die letzte klitzekleine Information aus ihr herausquetschen... Aber vor allem
möchte ich wissen, ob dieser ‹Angriff› überhaupt stattgefunden hat...»
«Sie halten also für
möglich...»
«Ja.»
«Muß ich irgend etwas
besonderes beachten?»
«Das fragen Sie mich? Einen
Mann? Aber Tracy!»
«Er hat richtig abgebaut, seit
ich ihn das letzte Mal gesehen habe, Ted. Ein bißchen gaga war er ja schon
immer, aber jetzt war er richtig verwirrt. Er beklagte sich die ganze Zeit, wie
Doris ihn so einfach hätte im Stich lassen können, er brauche sie doch.» Flick
sah mitgenommen aus. «Ich habe versucht, ihm zu erklären, daß sie tot sei, aber
er hat immer nur gerufen, das sei Blödsinn und wie die Polizei überhaupt dazu
komme, so etwas zu behaupten. Zwischendurch sprach er dann plötzlich davon, daß
Doris weggegangen sei, um mit Leonard zu sprechen, und wenn sie zurückkomme, so
müßten sie sich Gedanken machen über die Zukunft, denn es sei kein Geld mehr
da.»
«Nun beruhige dich erst mal,
mein Liebling, und setz dich», sagte Ted sanft. «Das ist dir wohl alles
ziemlich nahegegangen, was?»
«Ich hole ihr einen Kaffee»,
sagte Mavis und verschwand in der Küche. Mr. Pringle folgte ihr. Durch die
geschlossene Tür hörten sie, wie Ted sagte: «So, Kätzchen, jetzt erzähl mal
deinem Schmusebär, was du erlebt hast...» und Felicitys Schluchzen: «Es ist so
schrecklich, Ted... Er begreift ja gar nicht mehr, was um ihn herum vor sich
geht...»
«Ach je», seufzte Mr. Pringle.
Er hatte sich auf einen hohen Küchenhocker gesetzt und sah nachdenklich vor
sich hin. «Alte Menschen können so eine schlimme Nachricht oft nicht mehr
verarbeiten... Aber ich würde wirklich gerne wissen, wer dieser Leonard ist.»
«Also mich interessiert
Felicity im Moment ehrlich gesagt mehr», sagte Mavis und stellte eine Tasse
Kaffee zum Aufwärmen in die Mikrowelle. «Sie hat morgen einen sehr schweren Tag
vor sich. Sag mal, müssen wir eigentlich unbedingt heute gleich wieder zurück?»
«Wieso?»
«Wenn nicht, dann könnte ich
heute das Mittagessen machen und vielleicht auch beim Fest aushelfen. Ich
glaube, die beiden würden sich über unsere Unterstützung freuen.»
«Solange Ted mich nicht bittet,
am Harmonium für ihn einzuspringen...»
«Aber du könntest mitgehen und
ihm den Rücken stärken. Ich komme hier schon allein zurecht.»
Woman Detective Constable Tyler
tat ihr Bestes, um Miranda Kenny unter Druck zu setzen, doch nach ziemlich
kurzer Zeit schon steckte die Befragung in einer Sackgasse. Miranda erklärte,
sie sei nicht weiter überrascht, daß man ihr nicht glaube, doch möge man ihr
bitte Gelegenheit geben, die Stelle zu zeigen, wo der Kampf stattgefunden habe.
Für ein geschultes Auge müßten dort eigentlich noch Spuren sichtbar sein.
Detective Inspector Andrews war
der Überzeugung, daß sie den Ort schon entdeckt hatten — ganz dicht beim Fluß.
Er zeigte ihr die entsprechende Markierung auf der Karte, doch Miranda
schüttelte den Kopf.
«Ich glaube, es war viel näher
an der Autobahnbrücke, eben dort, wo ich normalerweise meinen Kontrollgang
mache.»
«Die Spuren», sagte Andrews,
ohne ihren Einwand zu beachten, «lassen den Schluß zu, daß hier», er pochte mit
dem Knöchel des rechten Zeigefingers auf die Markierung, «ein Körper die
Uferböschung hinuntergeschleift wurde.»
«Dann haben Sie offenbar
herausgefunden, von wo aus Doris Leverets Leiche ins Wasser gelangt ist. Bravo!
Aber wie Sie zu der Ansicht kommen, daß dies auch die Stelle sein müsse, wo ich
angegriffen wurde, ist mir schleierhaft. Ich glaube, da machen Sie es sich zu
einfach!»
«Meinen Sie denn, es waren
verschiedene Täter?»
Sie zuckte die Achseln. «Dazu
kann ich nichts sagen.»
«Warum, glauben Sie, hat
niemand Sie schreien hören?»
«Hat jemand Doris Leveret
gehört?»
«Nein, anscheinend nicht»,
mußte Andrews zugeben.
«Es liegt an der Autobahn»,
sagte sie. «Das Dröhnen überlagert jedes andere Geräusch. Außerdem konnte ich
es zuerst gar nicht, er kam ja von hinten und hielt mir mit der Hand den Mund
zu — wahrscheinlich hat er es bei Doris Leveret genauso gemacht. Nachdem ich
mich dann losgerissen hatte, habe ich natürlich wie wild geschrien, aber es
gibt dort in der Nähe keine Häuser. Und bis ich das Dorf erreicht hatte, war
ich so außer Atem, daß ich keinen Laut mehr herausbrachte.»
«Wie erklären Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher