Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
Veränderungen zuzulassen. In den Augen
mancher Leute ist das inakzeptabel. Vermutlich liegt das zum großen Teil daran,
daß Oliver und ich als Zugezogene gelten — und das wird wohl auch so bleiben,
selbst wenn wir noch hundert Jahre hier leben würden.»
    «Wie stand denn Mrs. Leveret
dazu? War sie für oder gegen den Wandel?»
    «Schwer zu sagen.»
    «Ihren Mann können wir leider
nicht fragen, er ist zu verwirrt. Aber ich denke, ich gehe doch wohl recht in
der Annahme, daß Ihre Ankunft hier in Wuffinge für Mrs. Leveret ein ziemlicher
Schlag war, oder? Sie stellten doch durch Ihr Auftreten Mrs. Leverets bis dahin
unangefochtene Herrschaft in ihrem, zugegebenermaßen kleinen, Reich in Frage.
War das Blumenfest übrigens allein Ihre Idee?»
    «Nichts, was in diesem Dorf
geschah oder geschieht, geht auf mich allein zurück. Alles wird in den
Gemeindeversammlungen entschieden... gemeinsam.»
    «Aber von wem kam denn nun der
Vorschlag für das Blumenfest ursprünglich? Es steht ja sicherlich in den
Protokollen, aber es würde Zeit sparen, wenn Sie es uns sagten.» Miranda Kenny
lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    «Bestimmt haben Sie die
Protokolle längst eingesehen und obendrein noch ein paar Leute dazu befragt.
Ich werde Ihnen gar nichts mehr sagen, bis meine Anwältin hier ist.»
    Andrews war hundemüde und
sehnte sich nach einer Tasse starken Kaffee. Die Aussicht, sich demnächst mit
einer weiteren Feministin herumschlagen zu dürfen — denn bestimmt war Mirandas
Anwältin ebenso militant wie sie — war mehr, als er glaubte, im Augenblick
verkraften zu können. Manchmal war es besser nachzugeben. Er schenkte ihr ein
kaltes Lächeln.
    «Wenn wir Sie noch einmal
brauchen, werden wir uns bei Ihnen melden, Mrs. Kenny. Nur eine Frage noch,
bevor Sie gehen: Kennen Sie jemanden im Dorf mit dem Vornamen Leonard?»
    Sie dachte nach. «Da wäre
Leonard Runkle», sagte sie, «ach ja, und natürlich auch noch Leonard De’ath.
Aber es gibt vielleicht noch ein paar mehr.»
    «Und welchen der beiden,
glauben Sie, hat Mrs. Leveret gekannt?»
    «Bestimmt alle beide. Jeder
kennt hier jeden — zumindest vom Sehen. Das ist so auf dem Lande.»
    «Können Sie sich einen der
Leonards hier aus dem Dorf als Ihren Angreifer vorstellen?»
    «Nein.»
    Nachdem sie gegangen war,
wandte sich Tracy Tyler an Andrews: «Glauben Sie immer noch daran, daß sie es
gewesen ist?»
    «Haben Sie in der Schule Macbeth durchgenommen?»
    «Ja.»
    «Dann müßten Sie doch
eigentlich wissen, daß Frauen die Drecksarbeit nicht unbedingt selber machen.»
    Tracy Tyler versuchte, sich
Oliver Kenny als Täter vorzustellen.
    «Also Mr. Kenny scheint mir
aber nicht der Typ zu sein, der so einfach jemanden umbringt», sagte sie nach
einigem Nachdenken.
    «Das hat Macbeth bestimmt auch
von sich geglaubt, ehe seine Frau ihm zuzusetzen begann.»
     
    Der Inspector saß am
Schreibtisch und starrte ins Leere, als Sergeant Mather mit dem Laborbericht
eintrat. «Die Schnur, mit der sie erdrosselt wurde, besteht aus mehreren
Strängen gewöhnlichen grüngefärbten Bindfadens, wie man ihn im Garten benutzt.
Es gibt ihn in jedem Gartencenter zu kaufen.»
    Der Inspector blickte hinüber
zu den blühenden Gärten, auf die die Einwohner von Wuffinge so stolz waren —
die Beete von jedem Unkraut unnachsichtig befreit, die Wege exakt geharkt.
«Jetzt müssen wir also versuchen, das Knäuel zu finden, von dem die Schnur
stammt — reizende Aufgabe für einen Sonntag», sagte er. Wie viele Häuser gibt
es in Wuffinge?»
    «Ich weiß nicht genau»,
antwortete Mather. «Im Wählerverzeichnis sind 370 Personen eingetragen, ich
denke, so gegen Mittag werden wir fertig sein.» Andrews lächelte säuerlich.
«Und anschließend sind Sie bestimmt fit genug, um in Radio Four beim
Gartenquiz aufzutreten. Aber vergessen Sie nicht, auch in die Schrebergärten zu
gehen, dort gibt es jede Menge Schuppen und bestimmt in jedem Schuppen ein
Knäuel grünen Bindfaden. Am besten, Sie trommeln unsere Leute zusammen und
teilen sie in Gruppen ein.»
     
    Ted Brown bat Mr. Pringle, sich
direkt neben das Harmonium zu stellen. «Wenn die Rückwand herausfällt, können
Sie sie gleich wieder reindrücken, bevor auch noch der Blasebalg rauskommt.» Es
war durchaus ernst gemeint. Ted kompensierte die fehlende Übung, indem er das
Instrument mit Inbrunst bearbeitete, bis es ächzte.
    Die Bänke waren noch nicht
wieder eingeräumt, und die Stühle reichten bei weitem nicht aus,

Weitere Kostenlose Bücher