Pringle vermisst eine Leiche
Wechselgesang
begannen seine Gedanken zu schweifen. RUMMS! Staub wirbelte auf.
«Um Gottes willen, schnell,
Pringle!» flüsterte Ted aufgeregt. Mr. Pringle fuhr erschrocken zusammen, dann
bückte er sich, um den Blasebalg schleunigst wieder zurückzustopfen. «Bitte,
passen Sie jetzt weiter auf», bat Ted. «Als nächstes kommt der Psalm 77 — eine
richtige Pest!»
Miranda Kenny hatte es nicht
eilig, sich auf den Weg zum Zelt zu machen. Oliver tat, als bemerke er es
nicht.
«Ich glaube, die Polizei hat
mich in Verdacht.»
«Weswegen denn?»
«Doris Leveret erdrosselt zu
haben.»
«Aber das ist doch lächerlich!»
«Das ist aber der wahre Grund,
warum sie mich noch einmal befragt haben, nicht der Angriff auf mich.»
«Aber wieso... ich meine... Wie
kommen sie darauf?» stammelte Oliver.
«Dorfklatsch. Sie glauben
offenbar, daß ich den Überfall auf mich nur erfunden habe, um die Spuren eines
Kampfes mit Doris zu bemänteln.» Als Oliver schwieg, fragte sie scharf: «Was
hast du ihnen eigentlich erzählt?»
«Ich habe ihnen überhaupt
nichts erzählt, wie du es ausdrückst, sondern einfach ihre Fragen beantwortet.
Sie wollten wissen, wann du wieder hier warst, in welchem Zustand du dich
befandest... Ich glaube nicht, daß irgend etwas, was ich gesagt habe, deiner
Aussage widerspricht. Zum Schluß habe ich ihnen noch erzählt, wie mitgenommen
ich war...»
«Du! Natürlich!» In ihrem Ton
lag die blanke Verachtung. «Und weißt du schon, was du ihnen beim nächsten Mal
berichten wirst?»
«Warum sollten sie mich noch
ein zweites Mal befragen?»
Sie stöhnte ungeduldig auf.
«Weil du mein Mann bist, theoretisch also die Person, die mir, der Mörderin, am
nächsten steht.» Er sah erleichtert aus. «Das dürfte kein Problem sein.»
«Was?»
«Als dein Ehemann habe ich das
Recht, die Aussage zu verweigern.»
«Ist das alles, was dir dazu
einfällt? Du, du... Mistkerl!» Sie zog mit solcher Wucht die Tür hinter sich
ins Schloß, daß die Laute auf der Galerie krachend zu Boden stürzte. Macavity
brachte sich mit gesträubtem Fell unter dem Schrank in Sicherheit.
«Wenn sie dich verdächtigen,
mein liebes Weib», murmelte Oliver gehässig, «dann soll mich das freuen!» Wenn
Miranda in diesem Augenblick sein Gesicht hätte sehen können, so hätte sie
vermutlich das Fürchten gelernt.
«Es duftet wunderbar», sagte
Felicity dankbar.
«In einer halben Stunde können
wir essen, vorausgesetzt, die Männer sind bis dahin zurück.»
«Die werden noch im Hope
& Anchor sein. Ted braucht nach der Kirche immer erst einen
Drink.» Felicity seufzte. «Hoffentlich kann Joyce mich heute abend ablösen.»
«Können Sie mir sagen, wo Sie
das Stärkemehl aufbewahren? Danke. Was passiert jetzt eigentlich mit Mr.
Leveret?»
«Ruby kocht ihm heute sein
Mittagessen. Sie hat jahrelang für Doris gearbeitet und sie gehaßt, aber Cyril
tut ihr leid.»
«Armer Kerl... und er ist
wirklich gaga, ja?»
Felicity nickte.
«Wer ist eigentlich dieser
Leonard, den seine Frau treffen wollte?»
«Das wissen wir nicht. Es gibt
mehrere Männer mit diesem Vornamen hier im Dorf, und wir haben keine Ahnung, zu
welchem sie nun wollte.»
«Schon eigenartig, finden Sie
nicht, daß Mrs. Kennys Name immer wieder auftaucht?» fragte Mavis.
Felicity zuckte die Achseln.
«Einen Mord traue ich ihr aber eigentlich nicht zu.»
«Weiß die Polizei, daß die
beiden Frauen sich häufig gestritten haben?»
Felicity nickte. «Von einer
dieser Auseinandersetzungen habe ich ihnen selbst erzählt; ich hatte das
Gefühl, es wäre meine Pflicht. Es ging darum, wer den Kartenverkauf leiten
sollte — eine ziemliche Verantwortung angesichts der Summen, die zu erwarten
waren. Ich hatte zwischendurch richtig Angst, daß Doris und Miranda einander an
die Gurgel gehen würden. Sie versuchten natürlich nach außen hin so gut wie
möglich die Form zu wahren, aber es war deutlich zu spüren, wie sie sich
haßten. Am Ende bot sich dann Reg an, das Geld zu verwahren und abzurechnen.»
«Und wer war nach Ihrer Meinung
mehr verärgert von den beiden?»
Felicity überlegte: «Ich denke,
Doris. Aber sie war immer schon dünnhäutiger als Miranda.»
Mavis fügte der Sauce noch
etwas Bratensaft hinzu. Ob Mrs. Leverets Wunsch, für die Eintrittsgelder
zuständig zu sein, wohl damit zu tun hatte, daß ihr Mann pleite war? Sie hielt
es immerhin für möglich. Auch die Wohltätigkeitstombolas im Bricklayers hatten oft viel weniger eingebracht als erwartet. Wer
Weitere Kostenlose Bücher