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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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zu Sydney Leonard Grice, dem Gastwirt? Ach, und bei zwei Männern wissen wir
nur, daß ihr zweiter Vorname mit einem L beginnt, da müßten wir noch abklären,
ob das vielleicht für Leonard steht. Der eine ist der Pfarrer, Reginald L. W.
Terson, der andere der Restaurator, der in Chelmsford eingesessen hat, Robert
L. McCormack. Die beiden sind zur Zeit noch in der Kirche mit Führungen
beschäftigt, da wollte ich sie nicht stören.»
    «Den Gastwirt können wir,
glaube ich, vergessen. Und die anderen beiden haben für Mittwoch nacht ein
Alibi.»
    «Aber sollte ich sie nicht
trotzdem auf die Liste setzen — der Ordnung halber?»
    «Wenn Sie wollen.»
    «Oh, beinahe hätte ich es
vergessen, es gibt ja noch einen möglichen Leonard. Edward L. Brown im Woodbine
Cottage.»
    «Ob Brown Leonard heißt,
sollten wir heute noch klären, die beiden anderen haben bis morgen Zeit.»
    «Danke.»

Kapitel acht
     
    «Hast du gesehen, was für
gräßliche Tapeten sie hatte?» fragte Mavis. Mr. Pringle gab ein kurzes Knurren
von sich, das wohl ‹nein› bedeuten sollte. «Du hast anscheinend keine Lust, mit
mir zu reden», konstatierte Mavis etwas verschnupft.
    «Entschuldige, meine Liebe.»
Gleich nach ihrer Rückkehr zum Woodbine Cottage hatte er sich wieder an Teds
Schreibtisch gesetzt und zu lesen begonnen. «Die Zwergen-Besitzerin hat mir
eine meiner Fragen so gut wie beantwortet, aber ich gehe noch einer anderen
Spur nach und muß deshalb gleich noch zu einem Dorf namens Wenhaston fahren.
Hättest du Lust, mich zu begleiten?» Mrs. Bignell warf einen skeptischen Blick
auf den sich verfinsternden Himmel.
    «Ich glaube, es gibt gleich ein
Gewitter, da bleibe ich lieber hier. Fahr du ruhig, wenn du es für notwendig
hältst, dann kann ich in Ruhe mit Felicity ein kleines Schwätzchen halten, wenn
sie zurückkommt. Was gibt es denn so Wichtiges in diesem Wenhaston?»
    «Ein Jüngstes Gericht», sagte
er lapidar.
    Auf der Dorfstraße fädelte er
sich ein in die lange Schlange der Autos, die Wuffinge verließen. Das
Wochenende ging seinem Ende zu.
     
    Nach der ersten großen Kreuzung
ließ er den dichten Verkehr hinter sich und genoß den freien Blick über das
Land. Als er sich der Küste näherte, wurden die Bäume allmählich kleiner und
sahen verkrüppelt aus. Weite Flächen waren mit gelbem Stechginster bedeckt.
Nach einer Weile tauchte unvermittelt die majestätische Kirche von Blythburgh
am Horizont auf. Mr. Pringle bog nach links auf eine kleine Nebenstraße ab.
Schon bald darauf sah er den Turm der sehr viel bescheideneren Kirche von
Wenhaston vor sich. Er parkte seinen Allegro an der Friedhofsmauer und schritt
vorbei an einer riesigen Eibe und einigen sehr alten, zerborstenen Grabsteinen
auf die Kirche zu. Das Kirchenschiff hier hatte im Gegensatz zu dem in Wuffinge
ein hohes Deckengewölbe und sah so aus, wie Mr. Pringle sich ein Kirchenschiff
vorstellte. Rechts vom Eingang verbarg ein Vorhang die Glockenseile, links hing
eine halbkreisförmige Darstellung des Jüngsten Gerichts auf Holz.
    Mr. Pringle beugte sich vor, um
sie gründlich zu studieren. Vermutlich von einem Mönch gemalt, dachte er, um
die spirituelle Kraft der Kirche zu veranschaulichen. Die Tafel zeigte
Gestalten beiderlei Geschlechts und verschiedenen Alters, die sich auf den
Schall der Trompete hin erhoben hatten. Der heilige Michael und Satan
persönlich fungierten als Richter, die Verdammten lagen in glühende Eisen
gekettet, erbarmungswürdige Kreaturen, die darauf warteten, vom Höllenfeuer
verschlungen zu werden.
    Am unteren Rand des Gemäldes
verlief eine Textzeile, die die beiden Wörter enthielt, nach denen er suchte:
‹descendite maledicti›. Fahret hinab, ihr Verdammten! Ein kleiner Führer, der
am Eingang auslag, datierte das Bild auf das Jahr 1480. Spätmittelalter am
Übergang zur frühen Neuzeit. Mr. Pringle spürte, wie ihn Trauer umfing. Er
wußte nun, daß die Fresken in Wuffinge viel später entstanden waren, als man
behauptete, und somit nichts Besonderes darstellten. Und genau das hatte auch
der Major herausgefunden. Seine Lektüre eines Buches über Nager und andere
kleine Säugetiere hatte ihn auf die Spur gebracht.
    In jener Nacht war er unterwegs
gewesen, um den Pfarrer und vermutlich auch die Restauratoren mit seiner
Entdeckung zu konfrontieren, aber der Tod war ihm zuvorgekommen. Mr. Pringle
mochte nicht an einen Zufall glauben, aber die Lösung dieses Problems lag, wie
er vermutete, anderswo. Ihn

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