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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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mehr zu erkennen.
    «Wenn du jetzt anfängst, noch
mehr Farbe abzupulen, dann hole ich die Polizei», drohte Mavis. «Ich werde
ihnen sagen, du hättest zuviel Sonne abbekommen.» Diesmal drangen ihre Worte zu
ihm durch. Er lächelte ihr zu.
    «Keine Angst, Mavis. Ich bin
fertig hier. Ich habe erfahren, was ich wollte. Es gibt sie wirklich.»
    «Was gibt es wirklich?»
    «König Wuffas Wandgemälde.» Sie
war keineswegs beeindruckt.
    «Dein König Wuffa kann mir
gestohlen bleiben. Schraub endlich die Plexischeibe wieder an, und mach die
Abdeckung davor. Ich möchte möglichst schnell hier weg — bevor sie entdecken,
was du angerichtet hast.»
    «Ich muß dich bitten, noch
etwas Geduld zu haben, Mavis. Erst möchte ich unbedingt noch da drüben beim
Aussätzigenfenster ein paar Steinplatten anheben, um zu sehen, was darunter
liegt.»
    «Das darf doch nicht wahr
sein!» Mavis blickte sich angstvoll um. Aber gegen seine Entschlossenheit war
Widerspruch zwecklos. «Na, gut... An den Platten kannst du ja zum Glück nicht
viel kaputtmachen... Mit der kleinen Eisenstange da wirst du es aber nicht
schaffen, sie herauszuheben. Ich werde die Forke holen.»
    Draußen schien warm die Sonne,
es war, als träte sie in eine andere Welt. Sie ging zu Granny Pringles Grab und
zog die Forke aus der Erde. «Weißt du», murmelte sie leise, «eigentlich bin ich
dir ein bißchen böse. Du hättest ihm damals beibringen sollen, daß man anderer Leute
Eigentum zu respektieren hat.» Sie eilte zurück in die Kirche.
    Die Zinken der Forke paßten
genau in den Spalt zwischen den Steinplatten. «Es würde mich nicht wundern...
wenn sie damals auch schon so etwas Ähnliches... benutzt hätten», sagte er
unter Ächzen. Die Platte herauszuhebeln war schwerer, als er gedacht hatte.
    «Wer —sie?»
    «Die, die das hier vor mir
gemacht haben — na hurra!» Die Platte hatte sich gehoben und kippte krachend
nach hinten. Mavis zuckte zusammen.
    «Meine armen Nerven! Lange
halten die das nicht mehr aus.»
    Mr. Pringle starrte neugierig
in die dunkle Öffnung.
    «Gibst du mir mal bitte die
Taschenlampe? Im Autowerkzeug.» Sie knipste sie an.
    «Die Batterien sind alle. Wann
fahren wir endlich nach Hause?»
    «Gleich.» Er setzte sich auf
die nächste Kirchenbank und blickte um sich. «Früher gab es hier immer ein paar
Kerzen — für den Altar, und falls mal der Strom wegblieb. Wenn mir bloß
einfiele, wo.» Er stand auf und begann langsam im Kirchenschiff umherzugehen.
«Wenn meine Großmutter an der Reihe war, den Altar für den Gottesdienst
herzurichten, habe ich ihr immer dabei geholfen. Erst haben wir frische Blumen
hingestellt, dann haben wir den Kerzenleuchter poliert, und zuletzt haben wir
frische Kerzen hineingesteckt.» Er war jetzt unter der Kanzel angelangt und
beugte sich vor, um die Verkleidung näher zu untersuchen. «Ah!» rief er. «Wußt
ich’s doch! Hier ist ein Fach, siehst du?» Er schob das Türchen zur Seite. «Es
ist alles wie früher, Kerzen, Zündhölzer, die Teller für die Oblaten...»
    «Daß du mir die ja nicht
anfaßt, die sind geweiht!»
    «Tu ich doch gar nicht. Ich
will nur ein paar von den Kerzen ausleihen... und das alte Gemeindeblättchen,
das nehme ich auch mit, damit kann ich das Licht abschirmen.» Er riß ein
Streichholz an und entzündete eine Kerze. Mavis’ Miene drückte schärfste
Mißbilligung aus. «Ich werde, bevor wir gehen, Geld in den Opferstock am
Eingang legen, um den Schaden zu ersetzen», sagte er zu ihr. «Zufrieden?»
    «Bei dem Tempo, in dem du hier
alles mögliche kaputtmachst und entwendest, ist es wohl am besten, wenn du dich
gleich nach deiner Rückkunft bei deiner Bank um einen Kredit bemühst,
vorausgesetzt, sie haben dich bis dahin noch nicht entmündigt. Schließlich ist
die wahrscheinlichste Erklärung für das, was du hier angerichtet hast, daß du
übergeschnappt bist.»
    Mr. Pringle kehrte wieder an
die Öffnung zurück und ließ sich auf ihrem Rand nieder. «Würdest du bitte
kommen und die zweite Kerze halten, ich kann nicht genug erkennen», bat er
Mavis. Widerstrebend trat sie näher.
    «Ah, ja!» Seine Stimme klang
gedämpft, weil er sich nach vorn gebeugt hatte. «Da unten ist ein Steinblock,
den könnte ich erreichen...»
    «Willst du da etwa runter?»
    «Ja, was denn sonst?»
Beunruhigt beobachtete sie, wie er nach vorn rutschte und sich vorsichtig hinuntergleiten
ließ. Gleich darauf tauchten sein Kopf und seine Schultern wieder aus der
Öffnung auf.
    «Du bist der Welt

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