Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
Miene des Detective Inspector war nicht zu entnehmen, was er von
dieser Mitteilung hielt.
    «Ich verstehe», sagte er.
    «Er wußte nämlich, daß wir
zwischen Viertel nach sieben und halb acht Mr. Pringle zum Abendessen
erwarteten.»
    «Ach so.» Felicity hoffte, daß
die Sache damit ein für allemal geklärt war. Andrews sah ihr nach, wie sie über
den Anger davonging, sichtlich erleichtert. Er schüttelte den Kopf über soviel
Naivität. Was hätte ihren Ted schließlich daran hindern können, schon ein
ganzes Weilchen vorher in Wuffinge einzutreffen, sein Auto ein paar Ecken vor
dem Haus zu parken, zu erledigen, was er erledigen wollte, um dann genau zur
vereinbarten Zeit zu Hause aufzutauchen.
     
    Mavis half Mr. Pringle, die
Steinplatte an ihren Platz zurückzuwuchten, und sah ihm dann zu, wie er die
Plexiglasscheibe wieder vor das Bild schraubte.
    «Und die Holzabdeckung?»
    «An der Seite ist ein Stückchen
abgesplittert. Ich glaube kaum, daß ich sie wieder dranbekomme.»
    «Aber du kannst sie doch nicht
einfach hier so stehenlassen», sagte sie beunruhigt. «Dann wissen doch gleich
alle, daß jemand sich an dem Bild zu schaffen gemacht hat.»
    «Das ist mir egal...» Er zog
die letzte Schraube fest. «Es ist an der Zeit, daß der ganze Schwindel endlich
aufgedeckt wird. Schließlich dürfte diese Geschichte nicht unwesentlich zum Tod
des Majors beigetragen haben.»
    «Also, zum letztenmal — er
starb eines natürlichen Todes, das hast du mir doch selbst gesagt», rief Mavis
genervt.
    «Er starb an einem Herzanfall.»
    «Und er war schon ein sehr
alter Mann», sagte sie eindringlich. Mr. Pringle packte den Schraubenzieher
weg.
    «Mavis, ich bin sicher, der
Major wußte über das Gewölbe hier Bescheid. Und vielleicht sogar auch darüber,
was sich unter dieser Übermalung hier befindet.»
    Sie starrten beide auf die
schemenhaften Gestalten und die Schrift darunter.
    «Sag mir noch mal, was die
Worte bedeuten», bat sie.
    « Descendite maledicti —
‹Fahret hinab, ihr Verdammten.› Es ist ein Zitat, aber hier ist es vielleicht
sogar ironisch gemeint, speziell gerichtet an diejenigen, die gerade vorhatten,
sich hinunterzubegeben zu den obszönen Wandmalereien.»
    «Aber sie werden doch nicht
noch weitergemacht haben, nachdem dies eine christliche Kirche geworden war?»
fragte Mavis entsetzt.
    «Wer weiß?»
    «Und du glaubst, unter dieser
Übermalung befindet sich ein weiteres unanständiges Fresko?»
    Mr. Pringle zuckte die Achseln.
«Fest steht nur, daß sich unter der obersten Farbschicht noch ein weiteres Bild
befindet.»
    «Was ich nicht verstehe — wie
kann jemand hier als Pfarrer Woche für Woche predigen und die Sakramente
austeilen, wenn er weiß, was sich unter dem Kirchenschiff befindet», sagte
Mavis. Dieselbe Frage hatte Mr. Pringle sich auch schon zu beantworten
versucht.
    «Ich nehme an, es gab in
Wuffinge immer ein paar Menschen, die das Geheimnis kannten. Aber wer sagt uns,
daß sie jeweils den Pfarrer eingeweiht haben. Ich könnte mir vorstellen, daß so
etliche Geistliche lange Jahre hier als Seelsorger tätig waren, ohne etwas zu
ahnen.»
    Mavis griff nach dem
Kirchenblatt, das sie benutzt hatten, um die Kerzenflamme abzuschirmen. «Auf
der letzten Seite sind die Leute aufgezählt, die innerhalb der Gemeinde
irgendeine Funktion ausüben. Hier steht es: Der Major war Kirchenvorsteher von
St. Bonifatius.»
    «Und wer noch außer ihm?»
    «Mrs. Doris Leveret.»
    «Ahh...» Mr. Pringle nahm die
Brille ab und rieb sich die Augen. «Das wäre eine Erklärung...» Mrs. Bignell
fragte lieber nicht nach, für was. Sie wandte sich zum Gehen.
    «Wenn du soweit bist, dann sollten
wir jetzt langsam aufbrechen. Wir dürfen nicht vergessen, Ruby die Schlüssel
zurückzugeben und Ted seine Forke.» Sie blickte sich um. «Wir haben, glaube
ich, so gut es geht, alles wieder in Ordnung gebracht. Oh!» Sie riß erschrocken
die Augen auf. «Der Pfarrer ist gekommen», flüsterte sie.
    Mr. Pringle drehte sich um.
«Guten Morgen», sagte er höflich. Reg Terson reagierte nicht.
    «Wir haben die Schlüssel von
Ruby geholt», sagte Mavis nervös, «weil wir uns noch ein letztes Mal hier
umsehen wollten...» Sie brach ab.
    «Mavis, würde es dir etwas
ausmachen, im Auto auf mich zu warten», bat Mr. Pringle. Sie nickte und drückte
sich verlegen lächelnd an Reg Terson vorbei. Doch dieser nahm sie gar nicht
wahr. Er starrte unverwandt auf die beschädigte Holzabdeckung, die unterhalb
des Freskos an der Wand

Weitere Kostenlose Bücher