Printenprinz
in seinem Bild aufgenommen hatte.
Konzentriert beobachtete er die vier, soweit es die Menschen zwischen ihnen zuließen. Schmitz schien eindeutig die Leitfigur zu sein, der Wortführer, der die meiste Zeit redete, während die anderen Kölsch tranken.
Freitag, der 13., war für ihn doch noch zum Glückstag geworden, dachte sich Böhnke zufrieden. Für andere würde er zum Unglückstag werden. Da war er sich nach dieser Beobachtung im Gürzenich ziemlich sicher.
25.
Er hatte einen längeren Spaziergang durch die Winterlandschaft hinter sich gebracht und dabei zahlreiche Möglichkeiten durchdacht. Wer hatte einen Vorteil davon, dass von Sybar tot war? Und wer hätte es liebend gern gesehen, ihn unter die Erde zu bringen?
Durch die Beobachtung im Kölner Gürzenich hatte er Informationen hinzugewonnen. Gab es vielleicht sogar eine Vermischung verschiedener Interessen? Wie auch immer. Böhnke war sich immer noch nicht im Klaren, welche Rolle ihm bei diesem mörderischen Spiel um von Sybar zugedacht war. Er stand jemandem oder mehreren im Weg. Aber warum? Wem war er derart heftig auf den Schlips getreten, dass er glaubte, sich nur noch mit einem Mordversuch befreien zu können? Es würden noch interessante Tage werden, bis er wieder seine alltägliche Ruhe genießen könnte.
Sein Freund Grundler hatte dafür gesorgt, dass er auf Trab blieb. »Du hast morgen einen Termin«, hatte er am Telefon gesagt.
»Und bei wem?«
Wieder dieses ›und‹ zu Beginn einer Frage. Böhnke ärgerte sich einmal mehr über seine Unart, die er einfach nicht ablegen konnte.
»Bei Fritz Schlemmer.«
»Aha.« Böhnke verhielt sich neutral, während er nachdachte. Was hatte es mit Schlemmer auf sich? Hamacher hatte aus ihm doch schon Informationen herausbekommen. Was sollte da noch kommen?
»Wo und wann finde ich den Herrn Schlemmer?«, fragte er schließlich.
»Er erwartet dich morgen um 12.30 Uhr im ›Elisenbrunnen‹ zum Essen. Er hat nur eine Bedingung gestellt: Du musst alleine kommen.«
»Warum?«
»Damit er behaupten kann, er habe dir nie etwas gesagt, falls du dein Wissen ausposaunen solltest«, antwortete Grundler.
»Merkwürdiger Vogel.«
»Nein. Ein vorsichtiger Mann.« Grundler hustete kurz in den Hörer. »Schlemmer ist ein Mandant von Dieter, für den ich in Privatangelegenheiten gearbeitet habe. Mit Erlaubnis von Dieter habe ich mit ihm sprechen können.« Er wolle seinem Freund und früheren Kompagnon nicht die Kundschaft abwerben, erläuterte der Anwalt. »Ich habe Schlemmer berichtet, was du mir nach dem Gespräch mit Hamacher gesagt hast, und ich habe ihm geraten, er möge sich mit dir austauschen.«
»Und warum?«
»Damit du deine Ruhe zurückbekommst.«
Böhnke glaubte Grundler nicht. »Tobias, da steckt doch mehr hinter. Also, warum?«
Der Anwalt lachte laut auf. »Commissario, du bist unmöglich. Natürlich steckt mehr dahinter. Aber es ist wohl in unserem beiderseitigen Interesse herauszufinden, welche Rolle Landmann spielt. Da kann uns Schlemmer wahrscheinlich weiterhelfen. Du musst ihn da packen, wo er bei Hamacher abgeblockt hat.«
»Reicht mir nicht als Antwort, Tobias.«
»Okay. Es gibt interessante Veränderungen in der Beziehung zwischen Elisabeth von Sybar und Landmann. Vieles deutet auf Zwist hin. Jedenfalls wünscht Elisabeth von Sybar auf einmal, ich solle sie in einem eventuellen Strafverfahren verteidigen. Sie und Landmann haben wohl die Vorladung bekommen wegen des manipulierten Porsches, denke ich mal. Die Witwe will natürlich ungeschoren davonkommen und Landmann allein an den Pranger stellen.«
»Und du hilfst ihr dabei?«
»Nein. Ich will mir nur über die tatsächliche Rolle von Landmann klar werden. Wenn er die Idee hatte und den Werkstattfuzzi anstiftete, dann soll er als Haupttäter vor den Kadi und Elisabeth von Sybar allenfalls als Mitläuferin. Wenn sie aber einen gleich großen Anteil am Tatgeschehen hat, werde ich sie dementsprechend verteidigen.«
Restlos zufrieden war Böhnke mit dieser Antwort nicht. Aber das war zweitrangig. Er selbst hatte ein Interesse daran, mit Schlemmer zu reden. Vielleicht brachte ihn das Gespräch weiter bei der Aufklärung. Schaden konnte jedenfalls eine kostenlose Einladung zum Mittagessen nicht.
»Morgen, das trifft sich gut«, sagte er abschließend, »morgen habe ich ohnehin einen Termin bei meinem Hausarzt in Aachen.«
Das Abenteuer öffentlicher Personennahverkehr hatte Böhnke gut überstanden. Auf den geräumten, eisfreien Straßen
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