Printenprinz
Reisen unterwegs sind. Die Mail ist an eine Freundin von Frau Dr. Hopfenbach gerichtet, die wiederum die Mail an eine Apothekerin weitergibt, von der Herr von Sybar weiß, dass sie mit Herrn Böhnke zusammenlebt. Mithin gibt es keinen Beweis für den Tod Ihres Vaters, vielmehr erscheint es mir plausibel, dass er lebt.« Er lächelte spitz. »Sie können gerne einen Kollegen kontaktieren. An dieser E-Mail kommt auch er nicht so leicht vorbei. Da spielt kein Gericht der Welt mit.«
Dass ohnehin Jahre vergehen würden, bis das Verfahren abgeschlossen sein würde, brauchte sie nicht zu wissen.
»Das werden wir ja sehen«, schimpfte Landmann. Er war aufgesprungen und hatte dabei den Stuhl umgestoßen. »Lass uns gehen!«
»Schade«, meinte Böhnke gelassen, »gerade, wo es interessant wird. Statt Lebende für tot erklären zu lassen, sollte Sie mir lieber erklären, warum Tote nicht mehr leben sollten.«
Verständlicherweise konnte Grundler den Satz ebenso schwer nachvollziehen wie das Paar.
»Um es deutlicher zu sagen, Peter von Sybar hätte seine letzte Autofahrt wahrscheinlich ohnehin nicht überlebt, wenn ihn der …«, er hielt kurz inne, »der Betonklotz nicht getroffen hätte. Sie wissen doch, dass die Bremsanlage an seinem Porsche wissentlich beschädigt wurde, in der Absicht, einen Unfall zu provozieren. Oder irre ich mich?«
Elisabeth von Sybar vergaß vor Staunen, ihren Mund zu schließen.
Landmann hingegen behielt sich unter Kontrolle. Langsam stellte er den Stuhl wieder auf und setzte sich. »Diese Geschichte hat uns die Polizei schon erzählt. Wir können es uns nicht erklären. Vielleicht hat sich ja in Köln jemand an dem Wagen zu schaffen gemacht, während Peter bei der Sitzung war. Oder derjenige hat in der Tiefgarage des Hotels rumhantiert. Oder wollen Sie etwa behaupten, ich oder Frau von Sybar hätten etwas damit zu tun? Das wäre Rufmord.«
Beschwichtigend hob Böhnke die Hände. »Ich habe nur das wiedergegeben, was Ihnen bereits bei der Polizei gesagt wurde.«
»Sie scheinen gut informiert«, sagte Landmann hörbar ironisch. »Haben Sie sonst noch etwas aus dem Polizeibereich auf Lager?«
Insgeheim freute sich Böhnke. Er hatte die richtige falsche Fährte gelegt, die zu einem vermeintlichen Informanten führte.
»Eigentlich nicht«, antwortete er gedehnt. »Mich würde allerdings schon interessieren, wer der Fremde war, mit dem Sie über das Firmengelände gelaufen sind, wenige Tage, nachdem der Juniorchef sterben musste.«
Endlich zeigte Landmann eine Reaktion. Kurz flackerten seine Augen. »Wie kommen Sie denn darauf? Diesen Fremden gibt es nicht.«
»Das haben Sie ja auch der Polizei gesagt«, unterbrach ihn Böhnke brüsk. »Lassen wir es also dahingestellt. Sollte nur eine Frage am Rande sein.« Er schaute Landmann intensiv an. »Bei dem ominösen Fremden handelt es sich nicht um Weinberg?«
Erneut flackerten Landmanns Augen nervös. »Erstens wäre es dann kein Fremder gewesen, zweitens war ich mit keinem Fremden und auch keinem Weinberg auf dem Firmengelände und drittens kenne ich Weinberg nur flüchtig, weil Peter ihn mir einmal in seinem Büro vorgestellt hat.«
»Wissen Sie denn, worüber die beiden gesprochen haben?«
Zornig sah ihn Landmann an. »Wollen Sie mich verarschen? Sie wissen doch selbst, worüber Peter und dieser Weinberg verhandelt haben. Und wenn Sie es nicht wissen, dann werden Sie es von mir garantiert nicht erfahren.«
»Weil Sie es nicht wissen.«
»Ob ich es weiß oder nicht, geht Sie einen feuchten Kehricht an«, fauchte Landmann.
»Moment mal«, ging Grundler schnell dazwischen. »Herr Böhnke und ich sind Bevollmächtige des Firmenchefs Heinrich von Sybar und als solche berechtigt, alles zu wissen und zu erfahren, was mit der Firma zu tun hat. Also?«, forderte er Landmann herrisch auf.
»Lassen Sie es gut sein, Herr Grundler«, ließ sich Böhnke versöhnlich vernehmen. Er wirkte geradezu übermäßig höflich. »Ich erfahre es auch ohne die Mitarbeit von Herrn Landmann.« Er betrachtete den jungen Mann. »Nicht wahr?«
Verärgert zerrte Landmann seine Begleiterin vom Stuhl. »Eine Unverschämtheit, was hier abgeht. Das wird Konsequenzen haben.« Er fuchtelte mit dem Zeigefinger in Richtung Grundler. »Für Sie!«, er zeigte auf Böhnke, »und für Sie! Und für diese Plaudertasche von der Polizei!«
Grußlos zog das Paar von dannen.
Auch Böhnke hielt es nicht mehr lange bei seinem Freund. Schnell war alles berichtet, was es zu berichten
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