Printenprinz
er mit sich selbst schimpfte. Die Frau tat doch nur das, was ihr gesagt wurden. Mehr konnte sie wahrscheinlich auch nicht.
Langsam schlenderte er durch den Ort zu seinem Wagen. Seine Freude über das schöne Geschenk neben ihm auf dem Beifahrersitz war ungetrübt.
17.
Elisabeth von Sybar dachte über Böhnke mit allergrößter Skepsis nach. Was war das bloß für ein Kerl, der behauptete, im Sinne ihres Vaters zu handeln? Als ob es nicht schon genügte, dass der unverschämte Rechtsanwalt sich querstellte und sie nicht an das Erbe ranließ. Die Erbregelung nach dem Tod von Peter hatte sie anstandslos akzeptiert. Sie hatte gewusst, was da auf sie zukommen würde. Doch das Unverständnis wuchs, weil ihr verschwundener Vater von Grundler partout nicht als tot angesehen wurde. Die Auskunft eines Rechtsanwalts, der zum Bekanntenkreis von Landmann gehörte, war auch nicht dazu angetan, sie zuversichtlich zu stimmen. Im Prinzip hatte der Jurist bestätigt, was der Familienanwalt angedacht oder behauptet hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Heinrich von Sybar lebte, würde von jedem Gericht als erheblich höher eingestuft werden als sein Ableben. So würde sie nicht weiterkommen in ihrem Bestreben, ihre Zukunft an der Seite von Landmann finanziell sorgenfrei zu gestalten. Der erste Schritt für ein Leben mit Landmann war getan, Peter war tot. Warum es so lange gedauert hatte, bis die Staatsanwaltschaft seine Leiche zur Bestattung freigab, war ihr unerklärlich.
Sie hatte alles vorbereitet, um ihn in die Ewigkeit zu schicken. Erleichtert war sie schon, dass sie nicht länger als Ehebrecherin handeln musste. Als Witwe würde es ihr die Gesellschaft zubilligen, dass sie einen anderen Mann an ihrer Seite hatte. Die wenigen Bekannten hatten es kommentarlos hingenommen, als Elisabeth ihnen von der Einäscherung und der Seebestattung berichtete. Auch der Verzicht auf eine offizielle Trauerfeier wurde akzeptiert, besonders vor dem Aspekt, dass das Familienoberhaupt Heinrich von Sybar unauffindbar war.
Elisabeth wäre auf der sicheren Seite gewesen, wenn nicht dieser Böhnke so impertinent herumschnüffeln würde. Dessen Dreistigkeit, sich in der Firma herumzutreiben, war skandalös, vor allem wenn es stimmte, was Wolfgang vermutete, dass nämlich Böhnke im Zimmer ihres Vaters gewesen sein musste. Und dieser Kerl schwang sich obendrein zum Statthalter ihres Vaters auf! Die alte Witzfigur, die aussah wie ein biederer Frührentner aus der Eifel auf Großstadtbesuch, würde weiterschnüffeln. Das hatte er angedeutet und war nicht in ihrem Sinne. Böhnkes Bemerkung über den Porsche und das Navigationsgerät hatten sie nervös gemacht. Das fehlte noch, dass man ihr daraus einen Strick drehen könnte. Man würde ihr vielleicht eine Mittäterschaft an Peters Tod andichten oder wenigstens unterstellen, sie hätte seinen Tod gewollt.
Wenn Elisabeth ehrlich sein sollte, musste sie zugeben, dass sie seinen Tod herbeigewünscht und auch gewollt hatte – so wie es geschehen war. Jetzt musste sie ihre Zukunft sichern und den Blick nach vorne richten. Nur einer störte sie dabei: Böhnke. Es wäre nicht schlecht, wenn ihn das gleiche tödliche Schicksal ereilen würde wie Peter.
Entschlossen griff sie zum Telefon.
Wolfgang Landmann hatte lange überlegt, wie er mit dem unmöglichen Böhnke umgehen sollte. Seine Informationen über die frühere berufliche Tätigkeit des Pensionärs hatte seinen Entschluss noch bestärkt: Der Typ musste weg, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte!
Auf dem Weg zu seinem Ziel stand Böhnke wie eine heruntergelassene Schranke, die den Weg versperrte. Er musste sie umfahren, bevor Böhnke den Weg auch noch mit Felsbrocken unpassierbar machte.
Wegen des Navis, das Böhnke ins Gespräch gebracht hatte, machte Landmann sich keine Sorgen. Anders als die leicht zu verunsichernde Elisabeth nahm er es gelassen.
»Was sollen die denn schon finden?«, hatte er sie beiläufig gefragt, als sie das Thema ansprach. »Erstens ist es Matsch und zweitens gibt es keine Hinweise, die uns in Verbindung mit der Fahrt deines Mannes nach Köln bringen könnten.«
Oder doch? Ganz sicher war er sich nicht, aber er behielt diese Einschränkung für sich. Dieses Problem war nebensächlich. Er musste an anderen Stellschrauben drehen, um Böhnke auszuschalten. Es wäre nicht in seinem Sinne, wenn der Exkommissar Verbindungen herausfand, die ihm besser verborgen blieben. Er war sich sicher, dass Böhnke seiner Umgebung und seinen
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