Printenprinz
Gespräch auf der Simmerather Polizeidienststelle sein sollte.
Mit großer Sachlichkeit betrachtete er auf dem Monitor die Fotografien, die am vermeintlichen Unfallort gemacht worden waren, und die Ablichtungen des Fahrzeugs, die später auf dem Hof der Polizeistation entstanden waren.
»Sieht doch gar nicht so schlimm aus«, murmelte er vor sich hin.
»Gleich sagen Sie, es hätte schlimmer kommen können«, unterbrach ihn der jüngere Kollege, der ihm den Platz an seinem Schreibtisch angeboten hatte. »Aber mit diesem Fatalismus kommen wir nicht weiter.«
Böhnke hörte über die angedeutete Kritik hinweg. »Ist das das Corpus Delicti?« Er deutete auf dem Bildschirm mit dem Zeigefinger auf den Brocken, der vor dem demolierten Heck lag. »Das ist aber kein Fels. Oder?«
Bei dem Wurfgeschoss handele es sich um einen Betonklotz, antwortete der Ältere ruhig und schlürfte erneut an seinem Kaffee. Er hatte sich neben Böhnke auf die Kante des Schreibtischs gesetzt. »Wenn Sie genau hinschauen, sehen sie etwas, was vielleicht nicht uninteressant ist, Herr Kollege.«
»Und was?«
»Sie sollten das Bild vergrößern«, empfahl der Polizist. »Dann werden Sie erkennen, dass Teile des Klotzes mit schwarzer Farbe angestrichen wurden.« Er nippte erneut an seiner Kaffeetasse.
»Für uns ein wichtiger Hinweis. Mit einem derartigen, ebenfalls mit schwarzer Farbe bemalten Betonklotz wurde auch das Attentat auf den Aachener Printenfabrikanten von Sybar verübt. Sie haben garantiert davon gehört?« Beide Tatgegenstände hätten somit den gleichen Ursprung.
Nachdenklich nickte Böhnke. »Und ich habe davon gehört, dass meine Kollegen aus dem Aachener PP bereits einen Mann verhaftet haben, der tatverdächtig ist.«
»So ist es. Und genau das wird jetzt zum Problem. Der Mann saß noch in Untersuchungshaft, als der Anschlag auf Sie verübt wurde.«
»Saß?«
»Ja, er saß. Man hat ihn freigelassen. Inzwischen glaubt die Kripo wohl, dass er nicht der Mörder von von Sybar ist, sondern einer, der es jetzt auf Sie abgesehen hat.«
»Das hätte doch ein Komplize sein können«, gab Böhnke zu bedenken.
»Davon können wir nicht ausgehen. Der Mann ist ein Einzelgänger. Man hat ihn und seine Umgebung abgesucht und nichts gefunden, was ihn verdächtig machen könnte. Und was wäre auch sein Motiv gewesen?«
»Das bedeutet also, es läuft jemand da draußen herum, der von Sybar ermordet hat und dessen zweites Opfer beinahe ich geworden wäre.«
»So sieht es aus, Herr Böhnke. Wobei wir einmal nicht unterstellen, dass es Zufall war, dass von Sybar und jetzt Sie von irgendwelchen Unbekannten ausgerechnet mit Wurfgeschossen attackiert werden, die rein zufällig aus derselben Quelle stammen. Die Kripo geht von dem Ansatz aus, dass ein Unbekannter oder eine Gruppe Unbekannter zielgerichtet zunächst von Sybar und danach Sie ausschalten wollte.« Der Polizist betrachtete den Pensionär konzentriert.
»Und jetzt wollen Sie wissen oder herausfinden, ob es Beziehungen zwischen von Sybar und mir gibt, die für einen Unbekannten derart brisant sind, dass er uns aus dem Weg räumen will.«
Der Polizist nickte stumm, während er sich von der Schreibtischkante schob.
Böhnke sah ihm nach. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich habe in meinem Leben kein einziges Wort mit diesem von Sybar gesprochen.« Er wusste, dass er diese Antwort unbefriedigend war und eine Nachfrage unvermeidlich war. »Bevor Sie mich fragen«, fuhr er fort, »es gibt natürlich Verbindungen zwischen der Familie von Sybar, der Printenfabrik und mir; nicht zuletzt durch meinen ehemaligen Mitarbeiter Hamacher.« Die komplette Geschichte wollte er nicht erzählen, aber es schien ihm ratsam, zumindest eine plausibel erscheinende Beziehung offenzulegen. »Hamacher hat Probleme und steht vor einer Entlassung. Ich setzte mich für ihn ein.«
»Zusammen mit Ihrem Freund Grundler.« Der Polizist grinste auf seinem Weg zurück von der Spüle. »Und dabei sind Sie einigen in der Firma ein wenig auf die Füße getreten.«
»Vielleicht. Aber rechtfertigt das ein Attentat auf mich? Und außerdem deuten Sie an, dass auch der Anschlag auf von Sybar in der Firma oder im Umfeld der Firma seine Ursache hat.«
Der Polizist hob beschwichtigend die Arme. So weit wolle er nicht gehen. »Ich habe nur von der Kripo Aachen die bescheidene Nachfrage bekommen, ob Sie …«
»Das reicht!« Böhnke unterbrach ihn brüsk. »Wenn SM etwas von mir wissen will, soll er zu mir kommen oder mich
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