Printenprinz
gut befahren. Aber nur die Einfahrt zu euch, die ist genauso katastrophal geräumt wie die Straßen in Aachen und aus Aachen hinaus, nämlich gar nicht. Da unten hängen die Kisten kreuz und quer am Straßenrand oder im Graben. Man sollte die Stadt regresspflichtig machen.«
»Und dann sind da immer noch einige Spezialisten mit abgelutschten Reifen unterwegs, die mehr rutschen als vorwärtskommen«, mischte sich Sabine mit einem vorwurfsvollen Blick auf Grundler ein.
»Quatsch. Meine guten Sommerreifen sind allemal besser als abgefahrene Winterreifen«, rechtfertigte sich der Anwalt. »Wir sind doch gut angekommen. Oder etwa nicht?« Er rieb sich den immer noch vorhandenen, aber sichtbar kleiner gewordenen Bauch. »Und jetzt gibt es etwas Leckeres zu essen. Ich hab Hunger.« Zielstrebig steuerte er den Küchentisch an und pflanzte sich auf die Sitzbank. »Ich wette, es gibt Gänsebraten mit Klößen für euch und für mich einen kleinen Probierhappen mit viel gedünstetem Gemüse.«
»Hellseher«, knurrte Böhnke. »Was du so alles weißt.«
»Tja, mit ein wenig Kombinationsgeschick und meinen logischen Fähigkeiten …,« setzte Grundler zu einer Selbstbeweihräucherung an.
»Wenn Sie Hellseher sind«, unterbrach Lieselotte ihn sofort, »und Ihr Kombinationsgeschick rühmen, Tobias, dann wissen Sie bestimmt auch, wer Rudolf-Günther ans Leben wollte.«
Grundler blickte argwöhnisch, während Böhnke grinste und Sabine der Hausherrin zustimmend zunickte.
»Also, wissen Sie’s, Herr Hellseher, oder wissen Sie es nicht?«
»Ist ja schon gut«, meinte Grundler. »Natürlich weiß ich es nicht, weil mir noch nicht alle Informationen vorliegen.« Jetzt grinste er Böhnke an. »Mir werden ja sogar von Tatbeteiligten Informationen vorenthalten, weil sie sich im Krankenhaus verleugnen lassen.«
»Die bekommst du, Tobias. Keine Angst!«
»Nach dem Essen!«, bestimmte Lieselotte entschlossen. »Tobias, Sie rutschten in die Ecke und machen Platz für Sabine. Commissario, du kannst schon mal die Teller auf den Tisch stellen!«
Eine größere Freude hätte ihm seine Liebste nicht machen können. Sein Freund Grundler, der sein Sohn hätte sein können, war genau der richtige Mann, um das Geschehene abzuwägen und um die nächsten Schritte einzuleiten.
»Was machen wir jetzt?«, hatte Grundler nach dem Mahl, für das er Lieselotte überschwänglich gelobt hatte, tatendurstig gefragt. »Bauen wir einen Schneemann, machen wir eine Schneeballschlacht oder unternehmen wir eine Schlittenfahrt?«
»Weder noch«, hatte die Hausherrin beschlossen. »Wir bleiben in der guten Stube. Ich hab kalt und will warm haben«, sagte sie, verbunden mit der Aufforderung an Böhnke, noch einmal den Kachelofen mit zusätzlichem Brennholz zu füttern. »Ich denke, Sie wollen von Rudolf-Günther Informationen haben. Ich bin auch neugierig.«
Beim Essen hatten sich alle geflissentlich mit der Frage nach dem Unfall zurückgehalten. Nun berichtete Böhnke ausführlich davon, was ihm passiert sein soll und was er wusste und was er nicht wusste.
»Der interessanteste Aspekt für mich ist wohl der, dass das Wurfgeschoss zu dem Betonklotz gehört, der Peter von Sybar zum Verhängnis wurde«, endete er.
Seine Zuhörer im Wohnzimmer waren bei seinem Bericht stumm geblieben. Er hatte keine Frage offengelassen.
»Und für mich ist aufschlussreich, dass mein Mandant Waldowski mit größter Wahrscheinlichkeit nicht als Täter infrage kommt«, ergänzte Grundler. »Die Jungs bei der Polizei waren ziemlich zugeknöpft, als sie ihn aus der U-Haft entlassen haben. Von der Übereinstimmung bei den Wurfgeschossen haben sie nichts gesagt. Es bestehe momentan keinerlei Grund, den Haftbefehl aufrecht zu erhalten, war die einzige, nichtssagende Begründung.«
»Wie soll es denn jetzt weitergehen?«, fragte Lieselotte.
»Gute Frage. Ersatzfrage, bitte. Keine Ahnung.« Grundler lächelte grimmig, ein deutliches Anzeichen dafür, dass ihm ernst war, sich weiter intensiv mit der Geschichte zu beschäftigen. »Es geht doch nicht an, dass ein Mordversuch auf dich unaufgeklärt bleibt.«
Böhnke winkte ab. »Es geht nicht um mich, es geht darum, den Mord an von Sybar aufzuklären. Ich gehe davon aus, dass bei mir und bei von Sybar derselbe Täter am Werk war.«
»Vielleicht kann ich einen Vorschlag machen«, warf Sabine zurückhaltend ein. »Wie wär’s, wenn wir zunächst einmal eine Art Soziogramm erstellen, mit allen Leuten, die irgendwie beteiligt sind im
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