Printenprinz
vorladen. Sie können ihm ausrichten, was ich Ihnen gesagt habe.« Er schüttelte ungehalten den Kopf. »Themenwechsel! Welche Anhaltspunkte auf den Täter gibt es nach dem Anschlag auf mich? Ist bekannt, woher der Betonklotz stammt?«
»Wir stehen vor einem Rätsel. Momentan lassen wir beide Klötze von einem Institut der RWTH überprüfen, das sich bestens mit Baumaterialien auskennt. Es gibt sogar eine Erkenntnis. Die beiden Wurfgeschosse stammen aus einem großen Brocken. Nach dem Alter und Zustand von Farbe und Material zu urteilen, sind Beton und Farbe über 20 Jahre alt. Es lässt sich nicht mehr rekonstruieren, wann der Beton hergestellt und der Klotz gegossen wurde.«
»Und Sie wissen nicht, woher er stammt?«
»Da müssten Sie die Kripo fragen, Herr Böhnke. Das wissen wir hier auf dem Dorf nicht.« Er langte am Garderobenständer zu seiner Jacke. »Wenn Sie keine Fragen mehr haben, Herr Böhnke, dann fahren wir Sie jetzt nach Huppenbroich. Irgendwann muss auch für uns Heiligabend anfangen.«
»Fragen habe ich noch viele, aber Sie haben garantiert keine Antworten«, entgegnet Böhnke, während er sich langsam erhob. »Doch, eine habe ich noch. Wo ist eigentlich das Päckchen geblieben, das ich neben mir auf dem Beifahrersitz liegen hatte?«
»Gut, dass Sie uns daran erinnern.« Der jüngere Kollege griff in die Schreibtischschublade. »Ist unversehrt geblieben und ist bestimmt auch kein Beweismittel.«
Sein immer noch ungeschickt verpacktes Weihnachtsgeschenk für Lieselotte verstaute Böhnke in der Tasche seiner Winterjacke.
Lieselotte hatte alles bestens vorbereitet für Böhnkes Rückkehr. Die Wohnung strahlte in weihnachtlichem Glanz. Der Christbaum stand dekorativ geschmückt in der Ecke, ganz nach seinem Geschmack nur mit Silberkugeln und echten Bienenwachskerzen versehen. Es roch nach Tannenzapfen und Weihnachtsgebäck. Sogar die Natur spielte mit, um die Idylle perfekt zu machen. Kaum hatten die Polizisten Böhnke in Huppenbroich abgeliefert, hatte der Schneefall eingesetzt. Es würde tatsächlich, allen Wetterprognosen zum Trotz, eine weiße Weihnacht geben.
»Ist mir, ehrlich gesagt, alles egal«, meinte Lieselotte, als sie Böhnke umarmte. »Du bist mein Weihnachtsgeschenk. Mehr will ich gar nicht.«
Dann könne er ja sein Geschenk für sie zurückgeben, brummte Böhnke und deutete auf das Päckchen. Es sei sogar in zweifacher Hinsicht nicht mehr erforderlich. Zum einem sei er ja wieder da, zum anderem schneie es.
Ehe er sich versah, hatte seine Liebste die Schneekugel ausgepackt und sich bei ihm mit einem satten Kuss bedankt. »So viel Einfallsreichtum hätte ich dir gar nicht zugetraut«, frotzelte sie. »Die bekommt einen Ehrenplatz auf meinem Schreibtisch.«
»Und ich bekomme endlich was zu essen!«
Es würde, da war er sich ziemlich sicher, das geben, was es Heiligabend immer gab: Kartoffelsalat mit Würstchen. Am ersten Weihnachtstag würde eine Kalbshaxe auf den Tisch kommen und am zweiten Feiertag die übliche Weihnachtsgans.
Lieselotte hatte fürs anstehende Festtagsmahl mehr Klöße vorbereitet, als für sie beide erforderlich waren, was Böhnke nicht zu Unrecht zu der Vermutung veranlasste, ihre Zweisamkeit in der schneeweißen Winterlandschaft von Huppenbroich wäre nicht von langer Dauer. Sie erwarte Gäste zum Mittagessen, hatte sie ihm bestätigt. Er solle sich überraschen lassen. Er ahnte, wen sie eingeladen hatte, und er freute sich auf das Paar, sofern es überhaupt wegen der Wetterverhältnisse den Weg in die Eifel finden würde.
Den Morgen des zweiten Weihnachtstages hatte er zu einem kleinen Spaziergang durch den Schnee bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlos blauem Himmel genutzt. Es schien, als wolle ihn das Leben mit seiner ganzen Schönheit zur Wiederkehr begrüßen. Zuvor hatte er sein Bemühen, die Einfahrt frei zu schaufeln, schnell wieder drangegeben. Er besaß einfach nicht die Kraft, um energisch den Schneeschieber durch die Masse zu drücken. Auf der Kapellenstraße hatten die Pkws den Schnee zu einer festen Decke zusammengedrückt. Die paar Meter bis zum Haus hatten die Gäste einfach schaffen müssen.
»Viel hätte nicht gefehlt, und wir wären gar nicht aus Aachen herausgekommen«, schimpfte Grundler, nachdem er und Sabine die Gastgeber herzlich begrüßt hatten. »Den Winterdienst bei euch in der Eifel, den kann man nur loben. Himmelsleiter und die Straße nach Simmerath sind toll geräumt. Und die feste Schneedecke nach hier lässt sich
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